Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus des roten Schlächters

Das Haus des roten Schlächters

Titel: Das Haus des roten Schlächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
Vom Netzwerk:
lächelte.
Tapferer, furchterregender Mann! Ein wahrer Paladin! Horne hatte
ihn gemocht, aber Ralph Whitton war immer eifersüchtig
gewesen, weil Bartholomew der bessere Soldat war. Doch sicher hatte
mehr dahinter gesteckt…? Irgend etwas mit Whittons Frau, die
wohl ziemlich verschossen in den jungen Bartholomew war, als der
eine Zeitlang als Fähnrich im Tower gedient hatte. Horne
kicherte. Seltsamer Zufall - genau dort hatte Whitton den Tod
gefunden.
    Er blickte auf. Hatte
er da ein Geräusch gehört? Er saß ganz still und
spitzte die Ohren, aber nur das Krächzen der Raben und das
Gebell eines Hofhundes drangen durch die eisige Stille. Horne
scharrte rastlos mit den Füßen. Ein paar Minuten
würde er noch warten, und dann würde er gehen. Er schaute
zu Boden. Wer war der Mörder? Könnte es der Hospitaliter
Fitzormonde sein? Oder Fulke, Sir Ralphs Bruder? Der hatte
Burghgesh ziemlich gut gekannt. Oder jemand anderes, der sich
für den Stellvertreter Gottes auf Erden
hielt und Recht und Vergeltung übte? Vielleicht hatte
Burghgesh auch überlebt, war in Gefangenschaft geraten und
Jahre später nach England zurückgekehrt, um seine Feinde
blutig zu vernichten? Oder vielleicht sein Sohn und Erbe? War der
wirklich in Frankreich gestorben? Oder hatte er vom schrecklichen
Schicksal seines Vaters erfahren und war heimlich
zurückgekommen, um die Mörder seines Erzeugers
aufzuspüren?
    Horne kniff den Mund
zusammen. Er mußte der Tatsache ins Auge sehen, daß er
ein Mörder war; er hatte mitgeholfen, Burghgesh umzubringen.
Manchmal ließ ihn dieser Gedanke nachts schreiend aus dem
Schlaf fahren. Hatte Gott ihm vielleicht deshalb den Sohn und Erben
verweigert? War die Unfruchtbarkeit seiner Frau Ergebnis
göttlicher Gerechtigkeit? Horne hörte ein Geräusch.
Entsetzt sprang er auf und starrte auf die Gestalt vor der
Ruinenmauer.
    Ein Mann in
Ritterrüstung, auf der Brust das rote Kreuz der Kreuzritter,
und das Gesicht verborgen unter diesem Helm! Die gleiche
stählerne, spitze Haube mit den Adlerschwingen rechts und
links und dem blauen Federbusch. Kaltes Grauen erfaßte Hornes
Herz.
    »Mein
Gott!« flüsterte er. »Es ist
Burghgesh!«
    Oder war es eine
Erscheinung aus der Hölle? Die gepanzerte, behelmte Gestalt
stand da, die Beine leicht gespreizt, und eiserne Fäuste
umschlossen den Griff des großen Schwertes, dessen Klinge auf
der Schulter ruhte.
    »Bist du
Burghgesh?« zischte Horne.
    Die Erscheinung kam
näher. Nur das Knirschen der gepanzerten Füße auf
dem harten Eis war zu hören.
    »Adam!
Adam!« Die Stimme gehörte Burghgesh, klang aber
düster und hohl. »Adam!« rief die Stimme noch
einmal. »Ich bin zurückgekehrt, um mich zu rächen.
Du, mein Waffengefährte, mein Freund, für den ich mein
Leben gegeben hätte …« Eine eiserne Hand deutete auf ihn.
»Du hast mich verraten! Du, Whitton und die
anderen!«
    Hornes Hand fuhr zu
der kleinen Armbrust, die an seinem Gürtel hing.
    »Du bist kein
Phantasiegebilde!« fauchte der Kaufmann. »Und wenn
doch, fahre zurück zur Hölle, wohin du
gehörst!«
    Er hob die Armbrust,
doch im selben Augenblick sauste das zweischneidige Schwert wie
eine Sense durch die Luft und trennte sauber den Kopf des Kaufmanns
von den Schultern. Der Kopf flog wie ein Ball durch die Luft, und
die Lippen bewegten sich noch. Der Körper stand da wie ein
Springbrunnen, der rotes, heißes Blut versprühte, dann
sackte er auf das blutbespritzte Eis. Der Henker in seiner
Rüstung wischte sorgfältig sein Schwert ab, zog ein
Messer und kniete neben dem blutenden Torso seines Opfers
nieder.
    *
    Ein paar Stunden
später stapfte Sir John Cranston, knurrend und fluchend, von
der Blind Basket Alley durch die Mincing Lane zur Fenchurch Street
hinauf. Der Morgen graute eben, und weil er nicht hatte schlafen
können, war er früh aufgestanden, um sich mit dem
Ratsherrn Venables über den wegen Mordes an seinem Herrn
gesuchten und immer noch verschwundenen Roger Droxford zu beraten.
Sir John hatte sich in seinem großen Doppelbett von einer
Seite auf die andere geworfen und eine ruhelose Nacht verbracht. Er
hatte versucht, ruhig zu bleiben, aber das unerschütterliche
Schweigen, das Maude seinem Flehen und seinen Fragen
entgegensetzte, ließ ihn vor Wut kochen: Sie nagte immer nur
an ihrer Lippe, schüttelte den Kopf und wandte sich unter
Tränenfluten ab. Schließlich war Cranston aufgestanden
und in sein Schreibzimmer gegangen; weil er sich nicht
konzentrieren konnte, hatte er sich schließlich

Weitere Kostenlose Bücher