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Das Haus des roten Schlächters

Das Haus des roten Schlächters

Titel: Das Haus des roten Schlächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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Kirche zuschlängelte. Daneben stand ein
bescheidenes, einstöckiges Haus mit gelbem Strohdach;
die Fenster
waren einfache Holzläden. Athelstan sah sich um. Der Junge
stand immer noch hinter ihm, den Beutel in der einen Hand, die
andere zur Faust geballt, um Athelstans Penny zu bewachen, als
wäre er der Schlüssel zum Himmelstor.
    »Ist Pater Peter
da?«
    »Er ist
drinnen«, sagte der Junge. »Und für noch einen
Penny passe ich auf Eure Pferde auf.«
    Athelstan nickte, und
noch eine Münze flog durch die Luft. »Dieser junge Mann
wird es noch weit bringen«, knurrte Cranston, als sie
abstiegen und an die Tür klopften. Riegel wurden
zurückgezogen, die Tür ging auf, und ein glattrasierter,
fröhlicher Pater Peter schaute heraus.
    »Reisende bei
diesem Wetter?« Er sprach rollenden bäuerlichen Dialekt;
seinem schneeweißen Haar und den leicht gebeugten Schultern
zum Trotz war Pater Peter ein tatkräftiger, fröhlicher
Mann. Er wartete nicht, bis sie sich vorgestellt hatten, sondern
zog sie gleich in seine warme, duftende Stube, und er fragte und
plauderte wie eine Elster. Zugleich nahm er ihnen die Mäntel
ab, und sie mußten sich auf eine Bank setzen, die er vor das
warme Feuer schob.
    »Ein Coroner und
ein Dominikaner kommen mich besuchen«, verkündete er in
gespieltem Erstaunen. Er nahm drei irdene Schüsseln aus einem
kleinen Schrank neben dem Kamin und verteilte üppige Portionen
Suppe aus einem schwarzen Topf, der bedenklich schaukelnd an einem
Eisenhaken über dem Feuer hing. Dann setzte er sich zu ihnen.
»Rindfleisch, ein paar Kräuter, und was ich noch an
Gemüse habe.« Der Priester verdrehte die Augen.
»Ach ja, und ein paar Zwiebeln.«
    Athelstan und der
Coroner nahmen die warmen Schüsseln und tranken von der
kräftigen Brühe, die ihnen zwar den Mund verbrannte, aber
ein wenig Wärme in ihre kalten Bäuche brachte. Pater
Peter sah ihnen zu. Athelstan lächelte und stellte seine
Schüssel auf den Boden.
    »Sie ist noch zu
heiß, Pater«, sagte er entschuldigend. »Man kann
den Topf nicht mal halten.«
    Cranston kannte solche
Schwierigkeiten nicht. Er schlürfte geräuschvoll wie ein
verhungernder Hund und wischte das Gemüse mit harten
Brotkrusten auf, die Pater Peter ihm auf einem Holzteller hinschob.
Endlich rülpste er, wischte sich den Mund ab und gab seine
Schüssel
zurück.        
    »Das Beste, was
ich seit Tagen gegessen habe, Pater. Wir danken Euch für Eure
Gastfreundschaft.« Der Coroner streckte seine großen
Hände dem Feuer entgegen. »Wir wollen Euch nicht lange
aufhalten. Ihr kennt die Familie Burghgesh?«
    Die Augen des Paters
wurden schmal. »Aye«, antwortete er. »Ich
weiß, wer sie sind.«
    Athelstan begann
vorsichtig, seine inzwischen etwas abgekühlte Suppe zu
trinken.
    »Werdet Ihr uns
von ihnen erzählen, Pater?«
    Der Priester zuckte
die Achseln. »Was gibt es da zu sagen? Bartholomew Burghgesh
und seine Frau wohnten in einem Herrenhaus bei Buxfield.
Bartholomew war immer ein rastloser Mann, geboren für Schwert
und Pferd, nicht für den Pflug und die Kontobücher des
Gemeindedieners. Er ging nach London und diente im Gefolge der
Großen. In den Tagen des alten Königs war er in der
Garnison des Tower; dann zog er mit anderen nach Outremer, um dort
zu kämpfen.«
    »Und seine
Frau?«
    Pater Peter zuckte die
Achseln. »Sie war eine stille, kränkliche Frau. Sie
hatten einen Jungen … wie hieß er noch? Ach ja,
Mark.« Der Pater seufzte. »Sie waren gut versorgt. Ein
Verwalter führte das Gut, und Bartholomew schickte immer
wieder Gold. Und dann - vor vierzehn, fünfzehn Jahren - kam
die Nachricht von Bartholomews Tod. Er war an Bord eines Schiffes
gewesen, das die Mauren im Mittelmeer gekapert hatten, und sie
haben ihn umgebracht. Da war Mark schon ein junger Mann.
    Der Tod seines Vaters
schien ihn wenig zu berühren, aber die Mutter wurde krank und
starb knapp ein Jahr nach ihrem Mann.«
    »Und Mark
Burghgesh?«
    »Er war wie sein
Vater, hatte den Kopf voller Geschichten über Roland und
Oliver und vollbrachte Meisterleistungen mit seinen Waffen. Eine
Zeitlang war er der Lord des Herrenhauses. Als der alte König
seine Siege in Frankreich errungen hatte, lieh Mark Geld bei den
Bankiers, kaufte sich ein Schlachtroß und eine Rüstung
und stellte aus gleichgesinnten Männern des Dorfes einen
kleinen Trupp Bogenschützen zusammen.« Der Priester
schwieg und schaute ins Feuer. »Ich erinnere mich noch an den
Morgen ihrer Abreise«, fuhr er dann versonnen fort.

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