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Das Haus des Windes

Das Haus des Windes

Titel: Das Haus des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Erdrich
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Brottüte füllte sich mit Filtern und gebrauchten Kondomen. Bonbonpapier gab es auch, und zerknülltes Klopapier. Entweder hatte die Polizei dieses Gebiet nicht für wichtig erachtet, oder sie hatten aufgegeben.
    Die Leute sind echt widerlich, sagte Zack. Das sind viel zu viele Beweise.
    Ich kniete mit meiner Brottüte am Boden. Überall krochen Zecken auf mir herum. Ich schlug vor, aufzuhören und die Viecher im See zu ertränken. Also gingen wir runter zum Strand und zogen uns aus. Die meisten Zecken hingen noch in den Kleidern und hatten sich nicht festgebissen, aber Angus hatte eine am Sack.
    Hey Zack, hilf mir mal!
    Fick dich, sagte Zack.
    Cappy lachte. Lass sie doch dran, bis sie richtig fett ist, dann kannst du dich Drei-Ei nennen!
    Wie der alte Niswi, sagte ich.
    Der hatte wirklich drei. Wirklich. Das hat meine Oma gesagt, sagte Zack.
    Hör auf, sagte Cappy. Von deiner Oma und Drei-Ei will ich echt nichts wissen.
    Wir wateten durchs Wasser, spritzten und tunkten einander in den See. Nach der Hitze, dem Schweiß und den juckenden Zecken war es ein großartiges Gefühl. Ich tastete nach, ob mich eins der Viecher an der gleichen Stelle erwischt hatte wie Angus. Ich tauchte und blieb so lange unter Wasser, wie ich konnte. Als ich wieder hochkam, redete Zack immer noch.
    Sie hat gesagt, die sind ihr gegen die Beine gebaumelt wie drei große, reife Pflaumen.
    Deine Oma sagt viel, wenn der Tag lang ist, sagte Cappy.
    Sie hat es mir ganz genau beschrieben, sagte Zack.
    Es gibt Omas im Reservat, die zu viel Kirche abkriegen, und es gibt Omas, bei denen die Kirche nicht viel ausrichten kann, die sich auf ihre alten Tage einen Spaß daraus machen, die Jugend zu schockieren. Zu denen gehörte die Oma von Zack. Ignatia Thunder. Man hatte sie auf ein katholisches Internat geschickt, aber das hatte sie nur härter gemacht, sagte sie, wie es die Priester hart machte. Sie sprach Indianersprache und verriet allen die Geheimnisse der Männer. Wenn sie und Mooshum über die alten Zeiten redeten, flogen so viele schmutzige Wörter, dass die Luft rot anlief, sagte mein Vater.
    Als wir vor Kälte taub wurden, stiegen wir aus dem Wasser und machten uns über unsere eingeschrumpften Schwänze lustig.
    Zack lachte mich aus. Bisschen kurz für einen Storm Trooper, oder?
    Größe bedeutet nichts. Nach meiner Größe beurteilst du mich, tust du das?
    Zack hatte einen Darth Vader, war also beschnitten, und ich auch. Bei Cappy und Angus waren die Kapuzen noch dran, also waren sie Imperatoren. Die Frage war immer, was besser war – Imperator oder Darth Vader. Was die Mädchen besser fanden. Wir machten ein Feuer, hockten uns nackt auf ein paar Holzklötze, in die andere Jungs schon ihre Namen geschnitzt hatten, sammelten die Zecken aus unseren Klamotten und schnipsten sie in die Glut.
    Worf ist ein Imperator, sagte Angus.
    Auf jeden, sagte Cappy.
    Glaub ich nicht, sagte ich. Aber viel wichtiger ist doch Data. Einem Androiden würden sie einbauen, worauf die Mädchen stehen, oder? Und er hat garantiert einen Darth Vader. Kann ich mir gar nicht anders vorstellen.
    Die sind allesamt Darths auf dem Schiff, sagte Cappy, alle außer Worf.
    Aber überleg mal, sagte Zack. So ’n Klingone müsste gut bestückt sein, oder? Aber in seiner Uniform ist überhaupt keine Beule.
    Cappy stand auf. Zweifelst du an der Macht der Klingonen? Er sah an sich runter. Steh auf, Kamerad.
    Nichts passierte. Wir lachten ihn aus. Cappy lachte mit. Ein Weilchen später hatten wir alle Lust auf noch eine Kippe und wurden allmählich wieder hungrig. Angus musste pissen. Er watete ein Stück ins Wasser, um den Zaun herum und auf der anderen Seite in den Wald.
    Whoo-hoo!, heulte er.
    Dann kam er mit zwei ganzen Sixpacks Hamm’s an den Strand zurück. In jeder Hand eins. Cappy und Zack jubelten. Ich rannte auf ihn los. Alle Dosen und Flaschen, die wir bis dahin gefunden hatten, waren Old Mill oder Blatz gewesen, unser übliches Bier im Reservat. Trotz des tanzenden, trommelnden, federgeschmückten Indianer-Bären in der Hamm’s-Werbung waren wir immer noch ein Volk der Blatz-Trinker.
    Lass das los!, schrie ich. Angus erstarrte. Er stellte die Sixpacks ganz langsam auf dem Boden ab.
    Ich glaub, die hat er hier vergessen, sagte ich. Ich glaub, das sind Beweise. Da sind bestimmt Fingerabdrücke drauf.
    Äh … Angus war anzusehen, dass er hektisch überlegte. Und er redete auch hektisch. Werden Fingerabdrücke nicht vom Wasser verschmiert? Die waren in einer offenen

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