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Das Haus des Windes

Das Haus des Windes

Titel: Das Haus des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Erdrich
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versteckt.
    Hast’n da Schönes?
    Das kann ich dir erst zeigen, wenn wir allein sind.
    Die Nummer kenn ich.
    Sonja lachte, und ich lief rot an.
    Na, komm rein. Wir gingen hinter den Tresen und in das winzige Kabuff, das sie als Büro benutzte. Ein kleiner Metalltisch, ein Stuhl, ein Klappbett und eine Lampe passten gerade so rein. Ich zog die Puppe unter meinem Hemd hervor.
    Komisch, sagte Sonja.
    Ich nahm den Kopf ab.
    Heilige Scheiße.
    Sonja schloss die Tür der kleinen Kammer. Sie zupfte mit ihren langen lackierten Nägeln die aufgerollten Scheine aus dem Hals. Dann wickelte sie ein paar davon ab. Es waren Hunderter. Sonja wickelte die Scheine wieder fest zusammen, stopfte sie in die Puppe und machte den Kopf wieder drauf. Sie ging raus und schloss dabei die Tür. Dann kam sie mit drei Plastiktüten wieder und wickelte die Puppe in eine der Tüten, wickelte eine zweite drum herum und benutzte die dritte als Tragetasche. Sie sah in dem halbdunklen Büro auf mich herab. Ihre Augen waren rund, und das Blau darin war dunkel wie der Regen.
    Die Scheine sind nass.
    Die Puppe war im See.
    War einer dabei, als du sie rausgeholt hast? Hat dich wer mit der Puppe gesehen?
    Nein.
    Sonja nahm ihre Geldtasche aus der Schublade. Ich kannte diese Tasche, weil sie damit zweimal am Tag die Einnahmen zur Bank brachte. Auf einem Schild an der Kasse stand: »Kasse wird regelmäßig geleert.« Daneben war noch ein zweites mit der Aufschrift »Bitte lächeln für die versteckte Kamera«. Dass die Kamera eine Attrappe war, war ein großes Geheimnis. Sonja holte die abschließbare Geldkassette aus Blech hervor. Sie dachte einen Augenblick nach, dann zog sie noch einen Stapel weißer Geschäftsbriefumschläge aus einer Schublade und legte sie in die Geldkassette.
    Wo ist dein Dad?
    Zu Hause.
    Sonja rief bei mir an und fragte: Ist es okay, wenn ich Joe zum Einkaufen mitnehme? Wir sind am späten Nachmittag zurück.
    Wo gehen wir hin?, fragte ich.
    Erst mal zu mir.
    Wir trugen die Plastiktüte mit der Puppe, die Geldtasche und die Geldkassette zum Auto. Auf dem Weg gab Sonja Whitey einen Kuss und sagte, dass sie die Einnahmen zur Bank bringen und mir ein paar Klamotten und so was kaufen wolle. Er sollte denken, dass sie Sachen für mich erledigte, die meine Mutter gemacht hätte, wenn sie vor die Tür gekonnt hätte.
    Klar, sagte Whitey und wedelte mit der Hand.
    Sonja achtete immer darauf, dass ich mich anschnallte, damit mir nichts passierte. Sie fuhr eine alte Buick-Limousine, die Whitey in Schuss hielt, und sie fuhr vorsichtig, bloß dass sie dabei rauchte und die Asche in einen dreckigen kleinen Ausziehaschenbecher schnipste. Der Rest des Autos war immer sauber gesaugt. Wir ließen den Ort hinter uns und bogen in die Straßezum alten Haus ein, fuhren an der Weide vorbei, wo die Pferde zu uns aufblickten und losgaloppierten. Sie kannten wohl das Geräusch des Autos. Die Hunde standen vor dem Haus und warteten. Es waren Pearls Schwestern, Ball und Chain. Beide waren schwarz, mit brennenden gelben Augen und mit ein paar kaninchenbraunen Flecken auf Brust und Schwanz. Das Männchen, Big Brother, war vor gut einem Monat weggelaufen.
    Whitey hatte vorn am Haus eine Treppe und eine Terrasse aus behandeltem Holz angebaut, das seine kränklich grüne Farbe noch nicht verloren hatte. Das Haus selbst war in einem schwebenden Blau gestrichen. Sonja sagte, sie hätte sich die Farbe wegen ihres Namens ausgesucht: Lost in Space. Die Zierleisten waren grellweiß, aber die Sturmschutztür aus Aluminium und die massive Innentür waren alt und voller Dellen. Im Innern des Hauses war es kühl und dämmrig. Es roch nach Lime-Sol und Zitruspolitur, Zigaretten und ranzigem frittiertem Fisch. Es gab vier kleine Zimmer. Im Schlafzimmer stand ein durchgelegenes Doppelbett mit einer blumengemusterten Decke, und das Fenster sah auf die sanft geneigte Pferdeweide hinaus. Der Schecke und der Appaloosa hatten sich dicht an den Zaun am Ende des Gartens gestellt. Spook wieherte, ein liebevoller Laut. Ich folgte Sonja ins Schlafzimmer, wo sie ihren Kleiderschrank öffnete. Parfümduft wehte heraus. Sie kam mit einem Bügeleisen in der Hand daraus hervor und stöpselte es neben dem Bügelbrett in die Wand. Das Brett stand direkt vor dem Fenster, wo sie die Pferde sehen konnte.
    Ich setzte mich auf die Bettkante, nahm den Kopf der Puppe ab und reichte Sonja einen Geldschein nach dem anderen. Sie bügelte jeden einzelnen behutsam flach und trocken und prüfte immer

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