Das Haus des Windes

waren die meisten sowieso schon bekehrt, was vermutlich ein bisschen enttäuschend war. Jedenfalls glitten wir vorüber und ließen unsere Fahrräder unten am Steg. Wir schlugen uns seitlich in die Büsche und gingen bis zum nächsten kleinen Strandabschnitt, der ein bisschen sichtgeschützter war.
    Die Hosen verstecken wir lieber, sagte Angus, falls einer von denen kommt und unsere Klamotten klaut. Klamottendiebe kamen keine, aber als wir eine halbe Stunde lang nackt im Wasser herumgeblödelt hatten, kriegten wir tatsächlich Besuch. Einer war ein hoch aufgeschossener, schmalbrüstiger, aschblonder Typ, schon älter, auf dem College vielleicht, mit der schlimmsten Akne, die man sich vorstellen kann. Die andere, na ja, die war sein genaues Gegenteil. Sie war echt ein Traum, könnte man sagen. Und so nannten wir sie später auch. Die Traumfrau. KaramellfarbeneHaut. Sanfte, große, samtig braune Augen. Braunes, glatt fließendes Haar, mit einer niedlichen Schleife zum Pferdeschwanz gebunden. Shorts. Kurven. Brüste, die sich zart unter ihrem hässlichen Herz-Jesu-T-Shirt abzeichneten. Ich trieb gerade entspannt auf dem Rücken und sah in den Himmel, als es alles anfing. Ich drehte mich um, und meine Freunde waren weg. Sie waren Richtung Ufer geschwommen, standen hüfttief im Wasser und köpften mit den Händen die kleinen Wellen. Cappy fuhr sich beim Sprechen durchs Haar, und mir fiel plötzlich auf, dass er viel älter und stärker aussah als Zack, Angus und ich. Ich schwamm ihnen nach und stellte mich neben meine Freunde.
    Ich möchte euch also noch einmal bitten zu gehen, sagte das Pickelgesicht.
    Und ich möchte dich noch einmal fragen, warum, sagte Cappy.
    Um es noch einmal ganz deutlich zu machen – hier hob der YEC-Typ den Zeigefinger gen Himmel, eine Geste, die Angus von dem Tag an immer wieder nachmachen sollte. Dieser Strand ist für kirchlich organisierte Veranstaltungen reserviert, sagte Mr. YEC. Ich möchte euch höflich auffordern, ihn zu verlassen.
    Och, nö, sagte Cappy. Wir bleiben lieber noch. Er ließ mit der Faust einen Wasserstrahl aufspritzen. Sein Blick ruhte gemächlich auf der Traumfrau. Sie hatte noch nichts gesagt. Aber sie sah die ganze Zeit Cappy an.
    Was sagst du dazu? Er nickte zu ihr rüber. Findest du, dass wir gehen sollten?
    Die Traumfrau sagte mit glockenklarer Stimme: Ich finde, ihr solltet gehen.
    Okay, sagte Cappy. Wenn du es sagst. Und er ging ans Ufer.
    Ich sah zu ihm rüber, als Cappy an mir vorbeiging. Sein Schwanz hing schwer zwischen seinen Beinen. Jemand schrie auf. Es war das Pickelgesicht.
    Geh zurück!
    Dann rannte Pickelboy los und versuchte Cappy wieder ins Wasser zu drängen. Cappy schob ihn weg, und die Traumfrau wandte sich zum Gehen, aber sie sah noch einmal lange über die Schulter zurück. Cappy kickte dem Gotteskrieger die Beine weg, schnappte ihn sich mit einem Wrestling-Move und tunkte ihn in den See. Er tunkte ihn nicht ernsthaft, nur so, wie wir es miteinander taten, aber der Typ schrie wieder, und Cappy hörte auf.
    Hey, Mann! Cappy stützte ihn an der Schulter. Das Pickelgesicht kotzte in den See, und wir wichen ein Stück zurück. Tut mir leid, Mann, sagte Cappy. Er wollte ihm den orangefarbenen Rücken klopfen, aber der Typ lief dunkellila an, und wir hörten ihn mit den Zähnen knirschen.
    Der dreht hier ab, glaub ich, sagte Cappy. Und ganz plötzlich kippte der Typ hintenüber und schlug um sich und ruckte mit dem Kopf und wäre einfach so ertrunken, wenn wir ihn nicht gepackt und ans Ufer getragen hätten. Wir legten ihn hin. Ich war der Einzige mit Socken. Eine davon rollte ich auf und schob sie ihm in den Mund. Wir wechselten uns damit ab, den Typ festzuhalten, mit ihm zu reden und uns gleichzeitig ganz schnell anzuziehen. Er hörte auf zu krampfen, und ich nahm die Socke wieder raus. Wir schickten Angus Father Travis holen.
    Als Angus unterwegs war und der Typ normal atmete, aber noch weggetreten war, fragte Cappy: Was machen wir denn jetzt? Denk schneller, Nummer eins.
    In die YEC eintreten, sagte ich.
    Yeah, sagte Zack. Wir erkunden neue Lebensformen. Die YECs, ein rosenkranz-basiertes, primitives Volk …
    Na klar!, sagte Cappy. Wir konvertieren. Dieser Typ hat uns bekehrt.
    Wahrscheinlich, murmelte Pickelgesicht, der die Augen halb geöffnet hatte. Er kippte wieder weg und kotzte. Wir drehten ihn auf die Seite, damit er nicht erstickte, und diesmal wachte er richtig auf.
    Alles cool, Mann, sagte Cappy. Du hast uns den Weg gezeigt. Da ist so