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Das Haus im Moor

Das Haus im Moor

Titel: Das Haus im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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Inquisition.«
    Constance konnte zu all dem nichts sagen, und so schwiegen sie für eine Weile. Sie war erleichtert, als Peter aus der Küche rief: »Soll ich den Kaffee machen, Mutter?«
    »Ja, tu das, Peter. Und bring noch eine Tasse für Mr. O’Connor mit.«
    »Werden Sie Ihre Haltung uns gegenüber jetzt nicht ändern?«
    »Natürlich nicht.«
    »Wenn Sie lange genug hier sind, werden Sie von Zeit zu Zeit sicher einige Gerüchte hören.«
    Constance lächelte zaghaft. »Das bezweifle ich. Nicht hier oben.«
    »Sie wären überrascht. Hier gibt es Buschtelegraphen, die gut funktionieren. Die Drähte laufen durch jede Kneipe in jedem Ort. Aber die Botschaften sind nicht immer eindeutig.«
    Vincent stand plötzlich auf und ging zum Kaminsims. Er stützte seinen Ellbogen darauf, starrte seine Schnitzerei an und schien sich so zu Hause zu fühlen, daß es schon beinahe unangenehm war. Constance wollte gerade in die Küche gehen, weil sie hoffte, daß Peter den Kaffee bereits fertig hätte, als Vincent sagte: »Es gibt noch etwas, das Sie wissen sollten. Wenn ich es Ihnen nicht sage, werden Sie es auf anderem Weg erfahren. Sie könnten gefragt werden: ›Wo lebt dieser große Bursche, der mit dem steinernen Gesicht, der diesen Kerl umgebracht hat, wissen Sie?‹«
    Constance sperrte den Mund auf. Ihre Augen wurden zu schmalen Schlitzen, und ihr Herz schien gegen ihre Rippen zu schlagen. Vincent stand immer noch in derselben nachlässigen Haltung da, aber er hatte sich ihr jetzt zugewandt und sagte sanft: »Das könnte leicht passieren. Andere sind auch schon danach gefragt worden. Es spielt keine Rolle, wieviel Zeit vergangen ist … Sehen Sie, ich habe einmal einen Mann getötet.«
    Genau in dem Moment kam Peter mit einem Tablett, auf dem drei Tassen standen, aus der Küche. Er trug seinen Bademantel, sein Haar war naß, und sein Gesicht sah strahlend und sehr jung aus. Er sagte: »Ach, das tat gut … Oh, ich habe den Zucker vergessen.« Er stellte das Tablett auf den Tisch vor dem Sofa und ging zurück in die Küche. Vincent O’Connor beugte sich zu Constance hinunter und flüsterte: »Um Gottes willen, fürchten Sie sich bitte nicht vor mir. Es gibt keinen Grund, Angst zu haben. Ich … ich dachte nur, daß es besser ist, es Ihnen zu erzählen. Ich werde … ich werde es Ihnen irgendwann erklären.«
    »So, da bin ich wieder.« Peter hatte die Zuckerdose in der Hand. »Nehmen Sie Zucker, Mr. O’Connor?«
    »Nein, danke.«
    »Wie Mutter, sie nimmt auch keinen. Für mich ist Kaffee ohne Zucker Gift.« Er reichte seiner Mutter eine Tasse und blickte ihr ins Gesicht. Dann gab er Vincent eine Tasse, sah auch ihn an und sagte: »Ich hoffe, er ist nicht zu stark«, dachte aber: Was ist denn jetzt los? Sie sehen beide so angespannt aus.
    »Danke. Ich mag ihn stark.«
    Der Kaffee war kochend heiß, aber Vincent trank seinen fast sofort und im Stehen. Dann stellte er seine Tasse auf das Tablett und sagte hastig: »Ich werde jetzt gehen.«
    Constance stand auf, erwiderte aber nichts. Vincent wandte sich an Peter. »Danke, daß Sie heute Abend eine so große Hilfe waren. Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn Sie sie nicht gefunden hätten. Normalerweise geht sie nicht diese Straße entlang. Gute Nacht.«
    Constance antwortete: »Gute Nacht.« Und als Vincent gegangen war, setzte sie sich aufs Sofa und bat Peter, ihr einen Brandy einzugießen.
    »Brandy? Fühlst du dich schwach?«
    »Ja, ein bißchen.«
    Als er mit dem Glas zurückkam, ließ er sich neben dem Sofa auf die Knie fallen und hielt seiner Mutter das Glas an die Lippen. »Du bist totenbleich. Was ist los? Hat er dir was über Hannah erzählt?«
    »Nein, nein … Oh, natürlich doch. Es … es war ein ziemlicher Schock.«
    »O Herr im Himmel! Mutter, sei nicht so spießig. Das wird doch hoffentlich nichts an eurem Verhältnis ändern?« Es schien ihm sehr wichtig zu sein, daß dem nicht so war.
    »O nein.« Sie schüttelte den Kopf.
    »Weißt du, es ist komisch, aber es ist mir vollkommen gleichgültig, es ist mir total egal, daß Sean O’Connor zwei Frauen hat.«
    Das mußte in seinen Ohren schon merkwürdig klingen, denn Peter haßte seinen Vater schließlich, weil er dasselbe Spiel trieb. Aber es gab einen Unterschied: Mr. O’Connors Schwäche konzentrierte sich auf eine Frau und nicht auf unreife Mädchen.
    Constance erhob sich mühsam und kippte den Rest Brandy hinunter. Sie wandte ihren Kopf und sah zum Kaminsims hinüber, auf dem die Schnitzerei

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