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Das Haus im Moor

Das Haus im Moor

Titel: Das Haus im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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natürlich nicht.« Constance wandte sich Peter zu, der immer noch außer Atem war, nahm ihn beiseite und flüsterte: »Geh hinunter und sag ihnen Bescheid. Sie haben schon nach ihr gesucht.«
    »Sie hat die ganze Zeit von Kindern geredet«, wisperte Peter. »Weißt du, wovon sie spricht? Sie sagt, daß es alle ihre sind.«
    »Wie meinst du das?«
    »Die O’Connors. Daß sie ihre Mutter ist.«
    »Was für ein Blödsinn.«
    »Ich sag’s dir. Ich konnte sie nicht mal von der Straße runter- und ins Auto schaffen, weil sie mir alles erklären wollte.«
    Constance warf einen Blick zum Sofa, wo Hannah mit der Hand in der Luft herumwedelte und wiederholte dann: »Geh hinunter und sag ihnen Bescheid. Schnell!«
    »Wo ist die Taschenlampe?« fragte Peter. »Ich hab meine vergessen und mir auf dem Weg hier hoch fast den Hals gebrochen.«
    »Im Küchenschrank.«
    Constance ging zu Hannah, die immer noch vor sich hin murmelte und weinte. Ihre Tränen hinterließen Spuren auf ihrem staubigen Gesicht. Hände und Mantel waren völlig verdreckt, Schuhe und Strümpfe sahen aus, als wäre sie durch einen Sumpf gewatet. Sie schluchzte und lallte: »Keine Sünde … es war keine Sünde, Kinder zu bekommen, nicht wahr? Abgesprochen … es war alles abgesprochen. Florence – sie nennen alle ›Mutter‹. Aber es sind meine! Jedes einzelne von ihnen ist meins, von hier …« Sie zeigte auf ihren Bauch. Dann legte sie die Hand über die Augen und stöhnte: »O Gott! Sünde, hat er gesagt. Sünde! Aber sie war mir ein Trost … sie war allen ein Trost. So war’s. So war’s, denn alle sind glücklich. Soll er sagen, was er will, meine Sünde hat allen Trost gespendet.«
    »Schon gut, Hannah. Quälen Sie sich doch nicht so.« Constance nahm ihre Hand und sah auf die dicke, betrunkene, unansehnliche Frau hinunter. Hannah hatte sich zweifellos betrunken, um die Tirade des Priesters zu vergessen. Daß sie die Mutter der O’Connor-Kinder sein sollte, war vollkommen unmöglich. Florence und Sean machten den Eindruck, als seien sie einander sehr ergeben. Obwohl Florence ihrem Mann weit überlegen war, war es doch für jedermann offensichtlich, daß sie ihn liebte und er sie. Doch dann fiel Constance Hannahs Haltung gegenüber den Kindern ein. Hannah war eine Autorität. Sie hatte ihnen allen mit ihrer Sünde Glück gebracht. Trost hatte sie es genannt.
    Constance hörte jetzt Schritte auf der Terrasse, und kurze Zeit später erschien Peter zusammen mit Vincent O’Connor.
    Als Hannah erkannte, daß die große Gestalt, die sich über sie beugte, Vincent war, schlang sie die Arme um ihn, drückte ihn an sich und heulte: »Ach, mein Junge, mein Junge. Ich habe auf dich gewartet … im Moor. Vin wird mich nach Haus bringen, hab ich mir gesagt. Vin wird mich nach Hause bringen.«
    »Komm, steh auf!« Vin packte sie unter den Achseln und zog sie auf die Füße. Hannah hielt sich an ihm fest und begann erneut zu jammern. Diesmal ging es um den Priester: »Er ist derjenige, der in der Hölle enden wird … Keine Ruhe. Er läßt mich nicht in Ruhe. Er gibt mir keinen Frieden.«
    »Schon gut, schon gut.« Vincents Stimme war leise und beruhigend, als ob er zu einem verängstigten Kind spräche.
    »Ich fürchte ihn nicht, ich fürchte ihn nicht, Vin!«
    »Nein, du brauchst ihn nicht zu fürchten. Die Tage des Priesters sind gezählt. Komm jetzt, und mach dir keine Sorgen.«
    »Er sagte, die Kirche würde …«
    »Denk nicht mehr daran. Ich hab dir schon mal gesagt, daß die Kirche der Zufluchtsort schwacher Männer ist, denen es gefällt, Frauen zu ängstigen.«
    Als Vin Hannah durch den Raum nach draußen bringen wollte, wandte sie sich noch einmal an Constance und lallte: »Er ist mein Sohn! Mein ältester. Es ist mir egal, wer es weiß. Hören Sie?«
    »Ruhig! Ruhig jetzt!« Vincents Stimme dröhnte, und Hannah wimmerte: »Schon gut, schon gut. Nach Hause! Gehen wir! Sie werden schon auf mich warten, warten auf Hannah, auf ihre Mutter. Ich bin eure Mutter, Vin … Bin ich etwa nicht eure Mutter?«
    Vincent mied Constances Blick, die neben der geöffneten Tür stand. Er mußte Hannah beinahe tragen. Constance folgte ihnen nicht auf die Terrasse und bot auch keine Hilfe an. Mit einer kleinen Geste hinderte sie auch Peter daran. Sie schloß allerdings die Tür nicht, ehe Hannahs Stimme verklungen war. Dann sah sie Peter an, der am Fuß der Treppe stand. Er sagte: »Also ist es wahr.« Seine Stimme war leise und klang entsetzt, und Constance antwortete:

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