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Das Haus im Moor

Das Haus im Moor

Titel: Das Haus im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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Vincent an. Er hängte das Handtuch an einen Haken neben dem Waschbecken, und mit dem Rücken zu ihnen gewandt sagte er: »Er ja, der Mann. Ich kann mir vorstellen, daß er überheblich ist und sich seine Gesellschaft sehr genau aussucht, aber sie nicht, und der Junge auch nicht. Wenigstens glaube ich das.«
    »Ach, über … den Jungen brauchst du dir gar keine Gedanken zu machen, er wird kommen«, sagte Kathy betont beiläufig. Florence fragte: »Hast du ihn wiedergesehen?« Kathy nickte nur.
    »Gut, gut.« Vincent lächelte, als er zu Kathy hinüberging. »Ist es das Auto oder er?«
    Die Antwort war freimütig. »Im Moment ist es das Auto. Es hat viele Vorteile gegenüber dem Busfahren. Außerdem lädt er mich immer zum Kaffee ein. Dadurch spare ich eine ganze Menge. Am Mittwoch war’s sogar ein anständiger Tee mit Brot.« Sie nickte nachdrücklich, und alle lachten.
    Nachdem Vincent den Raum verlassen hatte, ging Kathy zum Tisch und strich mit dem Finger über den Rand eines Tellers. »Er ist lustig, Mutter. Er ist so anständig, daß es einen zum Lachen bringt. Aber … aber ich lache trotzdem nicht über ihn.« Sie sah Florence an, die jetzt ganz ruhig dastand und entgegnete: »Das hoffe ich, Kathy!«
    »Nein, das tue ich nicht.« Kathy schüttelte den Kopf. »Aber er springt immer auf, wenn irgendwas ist, er hält dir sogar die Tür auf. Nicht, daß ich das blöd finde, aber … aber es fällt einfach auf, besonders in einem Café, wo dich alle kennen.«
    »Ich finde das nur gut. Es kann durchaus nichts schaden, wenn ein junger Mann Benehmen hat.«
    Kathy lachte wieder, und Hannah, die gerade die enge Treppe herunterkam, rief: »Hab ich was verpasst?«
    Florence lächelte und sagte: »Geh und hol alle rein, Kathy. Sorg dafür, daß sie sich waschen. Dein Vater soll auch reinkommen.«
    Kathy ging hinaus, und Hannah bewunderte den gedeckten Tisch. »Ach, es sieht großartig aus, Florence, einfach großartig. Und dieser Duft! Gibt es überhaupt etwas auf dieser Welt, das so duftet wie Spanferkel? Ich wette, daß sie das noch nie probiert haben. Und deinen Schinken auch nicht. Alles sieht sehr gut aus, es wird ein schöner Abend werden. Niemand kann einen Tisch so hübsch decken wie du, Florence.«
    Florence trat zu Hannah und sagte leise: »Schon gut, Hannah, alles ist in Ordnung.«
    Hannah schwieg für einen Augenblick und murmelte dann: »Ich werde mir das nie verzeihen, wo sie doch so nett sind. Wenn sie nicht kommen, sterbe ich.«
    »Wenn sie nicht kommen, dann lassen sie’s eben. Wir haben vorher ohne ihre Gesellschaft gelebt, und wir werden das auch weiterhin tun.«
    »Aber … aber du magst sie doch. Euer Kontakt ist eine Abwechslung für dich, und sie ist dir ähnlich. Ich habe dich blamiert, aber noch mehr habe ich mich selbst blamiert. Ich sage dir, ich hätte mir lieber die Zunge abschneiden sollen als …«
    Florence legte die Hand auf Hannahs Schulter und drehte sie zu sich herum. Sie sahen sich an, und Florence sagte sanft: »Du weißt, Hannah, daß wir eigentlich nie darüber sprechen, aber um deines Friedens willen werde ich dir jetzt etwas sagen … Du hast mir großes Glück gebracht, Hannah, Glück, das ich sonst nie gekannt hätte.«
    Die runden Augen, die in tiefen Tränensäcken lagen, wurden feucht, und Hannah antwortete mit rauher Stimme: »Und viel Herzschmerz.«
    »Wir alle haben Herzschmerzen, aber ich bin voll entschädigt worden für jeden einzelnen, den du mir zugefügt hast. Und jetzt« – Florence Stimme wurde energisch und der Druck ihrer Finger auf Hannahs Schultern stärker – »genug davon. Wir haben keine Zeit für Tränen, Gespräche und Gefühle. Wir wissen doch, wo wir stehen, wir beide, nicht wahr? Wir sind eine Familie.«
    »Ja, wir sind eine Familie.« Hannahs Stimme zitterte. »Und du hast eine großartige Familie, Florence. Jeder einzelne von ihnen macht dir Ehre.«
    Florence hatte einen Kloß im Hals, als sie sich abwandte und sich wieder am Ofen zu schaffen machte. Nur jemand, der Irland tief in den Knochen und dem Herzen hatte, konnte sein eigen Fleisch und Blut weggeben, um jemand anderem Trost zu spenden. Einem Außenstehenden mußte diese Geste außerordentlich naiv erscheinen, aber für Florence war es – und so war es immer gewesen – Hannahs Heldentat. Alle Menschen da draußen, in den Dörfern, auf den Höfen im Tal, in den Städten im ganzen Land, sollten sie über die Zustände auf dem Hof der O’Connors doch sagen, was sie wollten. Sollten sie doch

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