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Das Haus im Moor

Das Haus im Moor

Titel: Das Haus im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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baufällig wie jetzt. Früher gehörte noch ein Bauernhof dazu, und sie hatten genug Geld, auch dieses Haus hier zu bauen und ihre Familien zu vergrößern. Alle Wheatleys hatten große Familien. Bis auf meinen Großvater und meine Großmutter: Sie hatten nur Florence … Es ist schon komisch, aber sie sind für mich meine Vorfahren, obwohl ich nicht einen Tropfen ihres Blutes in den Adern habe. Als Florence jung war, waren die Wheatleys nicht mehr so reich wie vorher, aber sie wurde trotzdem zur Schule geschickt. Doch sie war erst siebzehn, als ihre Mutter starb, und sie kam nach Hause, um sich um ihren Vater zu kümmern. Als sie achtzehn war, starb auch er, und sie war allein. Es gab nur noch Sean O’Connor, der auf dem Hof arbeitete.« Vincent schwieg für einen Augenblick und sagte dann: »Sean war nur zwei Jahre älter als Florence. Er sah damals gut aus und war unterhaltsam – das ist er ja heute immer noch –, und was noch wichtiger ist: Er las Bücher. Wenn er bei der Arbeit so gut gewesen wäre wie beim Lesen, würde der Hof heute noch Gewinne abwerfen. Andererseits hätte sie dann nie ein Auge auf ihn geworfen. Jedenfalls gehörte er zu der Sorte Mensch, um die man sich an den kurzen Wintertagen kümmern mußte und mit denen man an den langen Winterabenden sprechen konnte, und Florence verliebte sich in ihn und er sich in sie, und sie heirateten. Und man könnte behaupten, daß sie seitdem beinahe glücklich waren. Ja, trotz allem …« Vincents Stimme verklang. Er sah Cosntance an, und sein Gesicht hatte wieder diesen harten Ausdruck angenommen.
    Constance sagte sanft: »Sie brauchen mir nichts weiter zu erklären. Es ist vollkommen in Ordnung, Mr …. Mr. O’Connor.«
    Er sah ihr in die Augen, bis es ihr unangenehm wurde. Dann sagte er ziemlich brüsk: »Ich habe noch gar nichts erklärt. Ich habe noch gar nicht von Hannah gesprochen. Sie, Florence, verlor ihr erstes Kind. Danach erfuhr sie, daß sie keine Kinder mehr bekommen konnte. Sie war damals sehr krank. Mein Vater schickte zu einer entfernten Verwandten in Irland, nach Hannah Kerry. Florence verstand sich sehr gut mit ihr, aber sie sehnte sich immer noch nach Kindern, und mein Vater – ich weiß nicht, ob er es geplant hatte oder nicht – und Hannah kamen sich immer näher und … und ich wurde empfangen.«
    Vincent ließ die Hände zwischen die Knie fallen. »Als ich geboren wurde, stellte Florence eine Bedingung: Ich sollte ihren Namen tragen und sie für meine Mutter halten … Dann kam Kevin und … ich glaube, Florence machte einen Aufstand. Hannah ging nämlich zurück nach Irland und blieb zehn Jahre lang dort. Dann fing alles wieder von vorn an. Ich … ich glaube, daß Florence in jener Zeit zu einer sehr weisen Frau wurde. Das ist die einzige Erklärung dafür, daß sie die Situation schließlich doch akzeptierte. Den Rest kennen Sie. Die Resultate laufen munter herum, und merkwürdigerweise sind alle glücklich. Ich glaube nicht, daß Sie eine glücklichere Familie fänden, und wenn Sie im ganzen Land danach suchen würden.« Er unterbrach sich und fragte dann: »Glauben Sie mir nicht?«
    »O doch, doch. Genau das … das ist mir aufgefallen, als ich sie kennengelernt habe, die Familie, meine ich. Sie alle scheinen sehr glücklich zu sein – und so unbelastet.«
    »Das sind sie.«
    »Wissen die Kinder davon?«
    »Ja, sie haben es schon früh erfahren und akzeptiert. Es ist merkwürdig, aber sie sehen in Florence trotzdem ihre Mutter. Mit Kevin und mir war das anders. Florence hat uns allein aufgezogen. Aber wir haben die Situation genauso akzeptiert, weil wir auch Hannah liebten. Wir alle lieben Hannah, und das weiß sie. Aber manchmal ist das nicht genug, wie heute zum Beispiel, und da reicht jemand wie Vater Shelley, um das Faß zum Überlaufen zu bringen. Vor etwa zwei Jahren hat er sie schon mal in die Enge getrieben, und heute ist es wieder passiert. Sie ist seit Jahren keine praktizierende Katholikin mehr, wie mein Vater und ich auch. Bei Kevin ist das anders. Seine Kinder gehen zu einer katholischen Schule. Ich habe wenig Zeit für das Geplapper eines Priesters und noch weniger, wenn ich sehe, was dabei für Hannah herauskommen kann, obwohl sie behauptet, daß weder Gott noch die Menschen sie kümmern. Aber wenn sie sie zu fassen kriegen, fängt ihr Gewissen an zu arbeiten. Vater Bateman – er macht normalerweise die Besuche – hat noch nie unfreundlich mit ihr gesprochen, aber Shelley gehört eigentlich in die Zeit der

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