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Das Haus in den Dünen

Das Haus in den Dünen

Titel: Das Haus in den Dünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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nicht mehr helfen. Es waren Holländer. Außerdem wurde in die Kogge, das Haus des Gastes, eingebrochen, der Fall blieb ungeklärt, und zwei betrunkene Engländer haben sich mit Biergläsern traktiert. Ihre Verletzungen mussten genäht werden.«
    »Das war alles?«, fragte Tina.
    Till nickte. »Ich finde das für vierzehn Tage eine ganz ordentliche Latte, wenn du mich fragst.«
    Es klopfte an der Tür. »Herein!«, brüllte Trevisan, dem die Störung mitten in der Besprechung missfiel. Frau Reupsch, die Sekretärin, öffnete die Tür.
    »Ich wollte nicht stören, aber ein Kollege Heyken aus Aurich hat angerufen«, sagte sie. »Auf Langeoog wurde ein Mann angeschossen. Er meint, es könnte etwas mit unserem Fall zu tun haben?«
    Trevisan erhob sich. »Und wie kommt er darauf?«
    Frau Reupsch reichte Trevisan den Notizzettel, auf dem sie die Rückrufnummer notiert hatte. »Er wartet.«
    *
    Sie saß am Rande des Hospizplatzes auf einer Bank und starrte mit leeren Augen in die Ferne. Wieso hatte sie sich nur zu dieser idiotischen Aktion hinreißen lassen? Es war absurd zu denken, sie könnte ihr Opfer mitten am Tag und in aller Öffentlichkeit stellen und anschließend in aller Seelenruhe von der Insel verschwinden. Wenigstens hatte sie zuvor den Overall übergezogen und ihr Gesicht unter der Kapuze und mit einer Sonnenbrille und einem Schal verborgen. Niemand konnte sie erkannt haben.
    Nachdem das Hinweisschild auf die Sperrung des Turmes oberhalb der kleinen Buchhandlung aufgestellt worden war, waren keine Touristen mehr den steilen, gepflasterten Weg zum Turm entlanggegangen. Beinahe eine Stunde hatte sie auf ihre Gelegenheit gewartet. Deutlich hatte sie das Hämmern gehört, das aus dem Turm zu ihr herübergeweht worden war. Sie war sich einfach zu sicher gewesen. Sie hätte ihn in den Hinterkopf schießen sollen und alles wäre vorüber gewesen. Aber nein, sie hatte unbedingt in sein Gesicht sehen wollen, wenn er starb.
    Und dann war der Freund des Opfers mit dem Hammer in der Hand aufgetaucht. Sie war zu Tode erschrocken und in Panik weggelaufen. Und dabei hätte sie nur schießen müssen. Doch sie war nicht hierher gekommen, um ein Blutbad anzurichten.
    Innerlich fluchte sie, weil sie versagt hatte. Jetzt war Bergen gewarnt. Wahrscheinlich hatte sie ihn nicht einmal richtig getroffen.
    Sie fasste sich an den Kopf. Alles hätte so einfach sein können. Einfach abwarten. Vielleicht sogar die Nacht hier auf der Insel verbringen und auf eine günstige Gelegenheit warten.
    Die Ungeduld ist der ärgste Feind des Jägers, hatte ihr Vater einmal gesagt, als sie mit ihm auf einem Hochsitz angesessen hatte. Ein Rehbock war im Zielfernrohr aufgetaucht und hatte auf der nahen Lichtung gegrast. Beinahe zehn Minuten hatte der Bock dort gestanden. Immer wieder hatte er aufgesehen und die Ohren in den Wind gehoben. Dennoch hatte Vater abgewartet, bis sich das Reh den Magen vollgeschlagen hatte. Dann erst hatte er geschossen. Der Rehbock war sofort zu Boden gegangen. Es war ein Blattschuss gewesen.
    Warum, zum Teufel, hatte sie nicht gewartet.
    Zwei Polizisten in Uniform liefen durch den Park. Sie legte den Kopf zurück und mimte eine harmlose Touristin, die den Sonnenschein genoss und sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen würde. Die Polizisten kontrollierten einen jungen Mann, der den Weg durch den Park entlangschlenderte. Sie hatten sich direkt vor ihm aufgebaut, und aus ihren Gesten entnahm sie, dass die beiden Beamten höchste Vorsicht walten ließen. Einer hatte sogar die Hand an die Dienstpistole gelegt. Argwöhnisch beobachteten sie den jungen Mann, der seinen Ausweis aus der Jackentasche zog. Bevor die Beamten die Kontrolle beendeten, warfen sie einen Blick in den Rucksack des jungen Mannes. Sie konnte nicht verstehen, was sie sagten, aber ihr war klar, dass diese Kontrolle im Zusammenhang mit dem Anschlag auf Bergen stand. Seit einer Stunde wimmelte es hier auf der Insel vor Polizei. Mit dem Boot und sogar mit einem Hubschrauber waren sie gekommen. Und nun suchten sie nach dem Täter. Aber sie suchten nach einem Mann.
    Du bist so burschikos, lass deine Haare wachsen, zieh dir Röcke an, damit du auch wie eine Frau aussiehst, hatte Mama ihr früher immer gepredigt. Ihr Körperbau entsprach nicht unbedingt dem weiblichen Ideal, aber das hatte auch seine guten Seiten.
    *
    Der Mörder hatte erneut zugeschlagen. Die Ermittler waren sich sicher. Zumindest stimmte das Projektil aus der Waffe augenscheinlich mit dem

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