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Das Haus in den Dünen

Das Haus in den Dünen

Titel: Das Haus in den Dünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Beutetiers. Den deutlichen Geruch des Todes.

 
     
41
    Die Menschen standen dicht an dicht auf den schmalen, geschotterten Wegen des Banter Friedhofes. Trevisan trug einen dunklen Rollkragenpullover und einen schwarzen Blazer darüber. Bis auf Anne und Monika, die den Termin mit einem Mitschüler Willo Brunkens hatten, war das gesamte Team des 1. Fachkommissariats auf Kleins Beerdigung versammelt. Familienangehörige, Bekannte, Freunde und Polizisten bevölkerten die kahlen Grünflächen zwischen den Gräbern. Trevisan schätzte die Zahl der Trauergäste auf etwa zweihundert. Kleins schwangere Freundin saß weinend auf einem einfachen Holzstuhl vor dem Grab. Die kleine Wölbung ihres Bauches unter dem schwarzen Kleid war deutlich zu erkennen, und Trevisan dachte an die Witwe von Willo Brunken.
    Bei Kleins Freundin stand ein junger Mann, der den Arm um ihre Schultern gelegt hatte, neben ihm ein älteres Ehepaar, Kleins Eltern. Auch sie blickten starr auf den Eichensarg, der über dem geöffneten Grab auf zwei Bohlen stand.
    Nachdem der Pfarrer gesprochen hatte, trat Anke Schulte-Westerbeck an das Mikrofon, würdigte den Einsatz des Verstorbenen und sprach von der Gefahr, in der alle Polizisten Tag um lag schwebten, wenn sie ihre Gesundheit und ihr Leben für die Öffentlichkeit im Kampf gegen das Verbrechen riskierten. Die Polizeidirektorin fasste sich kurz. Am Ende ihrer Rede trat sie vor den Sarg und verneigte sich.
    Es war ein trauriger Augenblick, als die Helfer den Sarg in das Grab hinabließen. Auf dem Friedhof wurde es still. Nur das Schluchzen der schwangeren Frau auf dem Holzstuhl war zu vernehmen. Trevisan schluckte.
    Nachdem er dem Kollegen die letzte Ehre am Grab erwiesen hatte, verließ er den Friedhof. Noch bevor er das schmiedeeiserne Tor erreichte, rief ihm Beck zu, dass er einen Moment warten solle.
    Trevisan blieb stehen und scharrte mit der Schuhspitze im Kies.
    »Wir haben einen Fonds für Kleins Freundin eingerichtet«, sagte Beck. »Ich hoffe, du und deine Kollegen machen ebenfalls mit.«
    »Einen Fonds?«, fragte Trevisan erstaunt.
    »Sie ist schwanger«, erklärte Beck. »Und so, wie es aussieht, hat sie keine Aussicht auf finanzielle Unterstützung.«
    Trevisan zog die Stirn kraus. »Ich dachte, Klein wäre von dem Wagen unseres Täters abgedrängt worden. Das ist doch zumindest so etwas wie fahrlässige Tötung.«
    »Der Bericht der Verkehrspolizei ist da nicht so eindeutig. Schließlich hat auch Klein das Rotlicht missachtet.«
    »Er war doch im Einsatz.«
    »Aber er hatte weder Blaulicht noch Martinshorn eingeschaltet, deswegen wird der Unfall höchstwahrscheinlich nicht als qualifizierter Dienstunfall anerkannt. Außerdem waren Klein und seine Freundin weder verlobt noch verheiratet.«
    »Das heißt, seine Hinterbliebenen bekommen nichts?«, fragte Trevisan ungläubig.
    »Das Verfahren ist zwar noch nicht abgeschlossen, aber ich fürchte …«
    »Weiß das die Chefin?«, unterbrach Trevisan.
    »Ich denke schon.«
    »Dann waren ihre Worte also nur hohle Phrasen«, murmelte Trevisan.
    »Wir können die Vorschriften nicht außer Acht lassen«, tat Beck Trevisans Einwand ab und wechselte das Thema. »Ich wollte dich fragen, wie es um eure Ermittlungen bestellt ist. Ich habe gehört, ihr habt eine Spur.«
    Trevisan nickte stumm.
    »Ich denke, du solltest mit deinen Leuten reden. Ich dachte an fünfzig Mark pro Mann. Das hilft zumindest, die Kosten ein wenig zu lindern«, sagte Beck, wandte sich um und eilte davon, bevor Trevisan antworten konnte.
    Er stand noch eine Weile und malte mit der Schuhspitze Kreise in den Kies.
    »Was hast du?«, fragte Alex, der neben ihm stehen geblieben war.
    »Kleins Hinterbliebene werden keine Abfindung erhalten.
    Er ist an seinem Tod selbst schuld, weil er bei Rot über die Kreuzung gefahren ist.«
    »Das ist nicht dein Ernst?«, fragte Alex.
    »Todernst«, entgegnete Trevisan.
    Er setzte sich in seinen Wagen und fuhr vom Banter Friedhof hinüber zum Stadtpark. Am Friedhof an der Friedenstraße hielt er an und stieg aus. Er wusste nicht, wie lange es zurücklag, dass er das letzte Mal diesen Weg gegangen war. Es war ebenfalls ein geschotterter Weg, der entlang unzähliger Gräber führte. Kurz vor der Kleingartenanlage befand sich eine Reihe Urnengräber. Dort lag Johannes Hagemann bestattet. Trevisans alter Kollege, der ihn über lange Jahre begleitet und angeleitet hatte, und dem er überhaupt zu verdanken hatte, dass er heute das 1. Fachkommissariat

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