Das Haus in den Dünen
Kaliber überein, das bei den Morden um Wilhelmshaven benutzt worden war.
Das Opfer war ein sechsunddreißigjähriger Kaufmann aus Langeoog. Er war schwer verletzt, schwebte aber nicht in Lebensgefahr. Mit großen Augen betrachtete Trevisan das angeforderte Bild des Opfers, das ihm die Auricher Kollegen über Mail zugesandt hatten. Der Mann ähnelte der Person auf dem Alterssimulationsbild des LKA sehr. Nur die rötlich schimmernden Haare waren ein klein wenig lichter.
»Das ist unser Fall«, sagte Trevisan. »Jetzt wissen wir es genau, der dritte Junge auf Grevesands Bild ist ein weiteres Opfer.«
»Aber diesmal hat das Opfer überlebt«, antwortete Monika.
»Wir müssen auf die Insel«, beschloss Trevisan.
Es galt keine Zeit zu verlieren. Ein Polizeihubschrauber brachte das Team nach Langeoog. Alex, Tina und Monika Sander begleiteten Trevisan, während Anne, Till und Dietmar zurückblieben, um möglichst viele Details über das vermeintliche Opfer des Anschlages herauszufinden. Holger Bergen hieß der Kaufmann, der in die Ubbo-Emmius-Klinik nach Aurich eingeliefert worden war. Till war mit Anne dorthin unterwegs.
Der Hubschrauber landete auf dem Inselflugplatz. Ein Elektrowagen brachte sie durch den Ort bis zu einer Buchhandlung, wo noch immer eine Traube von Menschen vor einem Absperrband stand und neugierig das Treiben der Spurensicherungsbeamten beobachtete. Polizeibeamte in Uniform musterten argwöhnisch die Zuschauer.
Der weiße Turm thronte auf der Düne und reflektierte das rötliche Licht der untergehenden Sonne. Der Auricher Kollege lotste Trevisan und seine Begleiter den schmalen Fußweg entlang, der zum Turm führte. Kaum hatte Trevisan die Treppe zum Turm hinter sich gebracht und die Spitze des Hügels erreicht, als sich die erste Windböe von der Seeseite in seinen Haaren verfing.
Ein bärtiger Mann im weißen Trenchcoat gab zwei Hundeführern Anweisungen. Trevisan kannte den Auricher Kollegen der Außenstelle. »Moin, Hartmann.«
Hartmann wandte sich um. »Hallo, Trevisan, das ging ja flott.«
»Wir sind herübergeflogen«, antwortete Trevisan. »Was genau hast du für uns?«
»Drei Mann vom Verein zur Erhaltung des Langeooger Wahrzeichens waren hier mit Renovierungsarbeiten beschäftigt. Der maskierte Täter ging über die Treppe auf den Turm zu und schoss Holger Bergen, den Vorsitzenden des Heimatvereins, der alleine außen die Türeinfassung strich, ohne Vorwarnung nieder. Zufällig kam einer seiner Kollegen hinzu, die im Inneren des Turmes arbeiteten. Der Täter ist sofort in Richtung der Herrenhusdünen geflüchtet. Wir haben mehrere Streifen und auch Hunde im Einsatz, aber bislang keine Spur.«
»Und wann war das?«, fragte Trevisan.
Hartmann schaute auf seine Armbanduhr. »Die Meldung ging bei der Einsatzzentrale um 16.02 Uhr ein. Bergens Kollege sagt, er hat sofort, nachdem der Kerl abgehauen ist, über Handy die Polizei gerufen. Mein Kollege wartet mit dem Zeugen unten im Buchladen auf euch.«
Trevisan wandte sich Monika zu. »Übernimmst du das?«
Monika nickte und machte sich auf den Weg.
»Wir haben eine vage Beschreibung«, fuhr Hartmann fort. »Der Kerl ist ungefähr einsfünfundsiebzig groß, schlank und, zumindest hat das unser Zeuge gesagt, schmächtig gebaut, was immer das bedeuten soll. Er trug einen dunklen Overall und darüber ein schwarzes Kapuzenshirt und war schnell wie eine Gazelle. Er hatte die Kapuze ins Gesicht gezogen, trug außerdem eine Sonnenbrille und hat den Rest seines Gesichts mit einem Schal verhüllt. Der Zeuge meint, dass die Autonomen so herumlaufen.«
»Die Autonomen?«, wiederholte Trevisan.
»Na ja, diese Linksradikalen eben«, verdeutlichte Hartmann. »Sicher ist, dass der Kerl eine Pistole hatte. Das Projektil wurde sichergestellt. Bergen hatte Glück. Das Geschoss hat seinen Oberarm durchschlagen und seine Seite gestreift. Es ist nicht eingedrungen, weil es offenbar an einer Rippe abgeprallt ist. Wir haben es im Sand gefunden, unmittelbar dort, wo Bergen zu Boden gegangen ist. Es ist dasselbe Kaliber wie bei euren Morden, deswegen habe ich gleich an dich gedacht.«
Trevisan zog die Kopie des Fotos hervor, das er bei Grevsand gefunden hatte. Er zeigte es Hartmann.
»Wer sind die drei Jungs?«, fragte Hartmann.
»Zwei davon sind bereits tot und der dritte ist Bergen«, erklärte Trevisan.
»Woher weißt du das?«
Trevisan faltete ein weiteres Foto auseinander. Das Foto der Kollegen vom LKA.
»Das ist doch Bergen«, sagte
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