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Das Haus in den Dünen

Das Haus in den Dünen

Titel: Das Haus in den Dünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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stehen. Schließlich wandte sie sich um und rannte in den Vorgarten. Till bog bereits um die Hausecke, Petrich folgte ihm mit einigem Abstand, die Hände hinter dem Rücken. Dietmar lief hinter ihm. Seine Kleidung war unordentlich und seine graue Jacke vollkommen verdreckt.
    »Dieser Kerl hat mich einfach umgerannt«, beklagte er sich.
    Vor Monika blieben die drei stehen. Petrich schaute betreten zu Boden.
    »Herr Petrich«, sagte Monika. »Sie sind festgenommen. – Bringt ihn auf die Dienststelle.«
    Till nickte und schob den Gefangenen an Monika vorbei. »Er hat auf alle Fälle etwas zu verbergen«, flüsterte er ihr im Vorübergehen zu.
    Nachdem Till neben Petrich im Fond des Dienstwagens Platz genommen hatte und der Wagen langsam davonfuhr, rief Monika Sander auf der Dienststelle an. Durch den Fluchtversuch des Mannes hatte sie genügend Indizien, um eine Hausdurchsuchung rechtfertigen zu können.

 
     
11
    »Trevisan, ich hoffe, dass ihr zusammen mit den Kollegen aus Mecklenburg zu einem schnellen Erfolg kommen werdet«, sagte Kriminaloberrat Beck. »Und denken Sie bitte an unser angespanntes Budget. Belastet die Spesenkasse nicht zu sehr.«
    »Ich werde sehen, was sich machen lässt«, antwortete Trevisan und packte die Reisetasche in den Kombi.
    Alex saß am Steuer, während Tina auf dem Rücksitz Platz nahm. Knapp sechshundert Kilometer Strecke lag vor ihnen. In sechs bis sieben Stunden, dann wäre es bereits früher Abend, würden sie in Pasewalk eintreffen, wo die Verwaltung im Hotel Pasewalk zwei Zimmer angemietet hatte. Trevisan musste sich zusammen mit Alex ein Doppelzimmer teilen.
    Die Durchsuchung der Autoverwertung am Rande der Stadt war für den nächsten Tag geplant. Hauptkommissar Zierl hatte sich beeilt. Offenbar hatte Trevisans Bericht dazu beigetragen, dass sich die Bürokratie bewegte.
    »Meinst du, drei Tage reichen?«, fragte Alex, als Trevisan sich auf dem Beifahrersitz niederließ.
    »Kommt ganz darauf an, was wir auf dem Schrottplatz finden«, antwortete Trevisan und legte den Gurt an. »Ich hoffe, dass die Sache glatt über die Bühne geht. Wenn wir auf die Tatwaffen stoßen, dann sind wir spätestens übermorgen wieder zurück.«
    Alex ließ den Wagen an. Beck schlug die Beifahrertür zu und winkte kurz, als sich der Opel in Bewegung setzte.
    »Bin gespannt, was dieser Zierl für ein Typ ist«, sagte Trevisan, als Alex in die Peterstraße einbog.
    »Ich weiß nicht, ob ich im Osten arbeiten könnte«, erwiderte Tina vom Rücksitz her. »Ist schon noch eine ganz andere Welt.«
    Trevisan nickte. »Braucht wohl noch eine Weile, bis die beiden Teile endgültig zusammengewachsen sind. Vierzig Jahre lassen sich nicht so einfach wegwischen, auch wenn uns die Politiker das gerne glauben machen wollen. Dort drüben hat sich eine ganz eigene Kultur entwickelt. Manche Dinge waren bestimmt besser als im Westen, aber davon geht vieles verloren.«
    »Am Ende triumphieren immer die Sieger«, bestätigte Alex.
    »Wir waren alle Verlierer«, konterte Trevisan. »Anschließend hatten wir hier zwar den besseren Start, aber wir haben verlernt, unseren Wohlstand mit anderen zu teilen, die nicht so viel Glück hatten.«
    Alex lenkte den Wagen aus der Stadt und fuhr auf die nahe Autobahn zu. Trevisan kurbelte seinen Sitz zurück und machte es sich bequem.
    »Fahr anständig«, sagte er, bevor er die Augen schloss.
    *
    Sie hatte ihren Wagen unauffällig in einer Parkreihe am Straßenrand abgestellt. Der weiße Tanklastzug stand schon seit einer halben Stunde auf dem Tankstellengelände. Der Zugang zum Erdtank war geöffnet und ein dicker Schlauch verschwand in der Tiefe.
    Sie atmete tief durch. Mit der Hand fuhr sie über das kleine Buch mit dem Ledereinband. Den Staub hatte sie entfernt.
    Sie hatte ihn in den letzten Tagen beobachtet, und er hatte nichts davon bemerkt. Er führte ein ganz normales Leben. Er hatte eine Frau, die schwanger war, er arbeitete, spielte Fußball und traf sich mit Freunden. Ein ganz normaler Mensch. Und er sah nicht einmal schlecht aus. Doch die Fassade täuschte oft darüber hinweg, wie ein Mensch wirklich war, welche Gedanken durch seinen Kopf gingen und zu welchen Gemeinheiten er fähig war, wenn er Gelegenheit bekam, seine animalischen Instinkte auszuleben.
    Auch er würde seine Rechnung bezahlen müssen. Erneut fuhr sie mit der Hand über den ledernen Einband.
    Sie dachte an ihre Mutter. Den Augenblick, als sich der Rosenholzsarg in die Tiefe gesenkt hatte, würde sie nie

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