Das Haus in den Dünen
Eingreifreserven in jedem Planquadrat.«
»Das ist doch nichts anderes als blinder Aktionismus«, warf Schneider vom FK 3 ein, der in der Fensterreihe saß und gelangweilt die Karte betrachtete.
»Aber es ist besser, als untätig am Schreibtisch zu sitzen und den Tag an sich vorbeiziehen zu lassen«, antwortete sie bissig.
Kriminaloberrat Beck erhob sich und trat vor das Mikrophon. »Wir haben vor, die Aktion bis zum Samstag durchzuziehen und erhoffen uns, dass der Brandstifter auf diese Weise ins Netz geht.«
»Es regnet«, entgegnete Schneider. »Soviel ich weiß, hat er noch nie bei Regenwetter zugeschlagen.«
»Soweit wir das überprüft haben«, konterte Monika, »gilt das nur für echte Regentage. Er hat schon mal versucht, eine Garage anzuzünden. Kurz darauf hat es zu regnen begonnen und das Feuer ist erloschen. An diesem Tag waren die Wetterverhältnisse etwa so wie heute.«
Die Besprechung mit den Polizisten aller Abteilungen und einer Abordnung der Bereitschaftspolizei zog sich noch bis zum Mittag hin. Monika war erschöpft, als sie den kleinen Saal verließ. Till, Dietmar und Anne folgten ihr in ihr Büro, wo sie sich in ihren Stuhl fallen ließ.
»Ich hoffe, wir haben Erfolg«, seufzte sie. »Schon alleine, um es Schneider zu zeigen.«
»Ich bin skeptisch«, antwortete Dietmar. »Wir haben noch genügend mögliche Tatobjekte, die wir nicht bewachen können.«
»Ich hoffe, dass wir diesmal wenigstens ein bisschen Glück haben. Till, wie steht es eigentlich mit deinen Nachforschungen?«
Till zuckte mit den Schultern. »Ich habe der Staatsanwaltschaft einen Antrag vorgelegt, aber bislang noch keine Antwort erhalten.«
»Dann frag dort bitte noch einmal nach«, entgegnete Monika. »Ich gehe jetzt nach Hause und lege mich ins Bett, dass ich für heute Abend fit bin. Dietmar, dir empfehle ich ebenfalls ein wenig Ruhe.«
*
Als an diesem Morgen die Tür zum Krankenzimmer 212 im Gefängniskrankenhaus Lingen geöffnet wurde, blickten erwartungsvolle Augen auf die Besucher. Jenny Kropp wirkte nervös und ungeduldig. Tina nahm sich einen Stuhl und zog ihn an Jennys Bett.
»Wie geht es meinem Jungen?«, flüsterte sie. Eine Träne lief ihr über die Wange.
Martin Trevisan hielt sich im Hintergrund. Tina setzte sich und streichelte Jenny Kropp über den Handrücken. »Es geht ihm gut und er wartet auf Sie.«
Jenny Kropp atmete tief ein. Sie schluchzte.
»Was haben Sie Ende August in Wilhelmshaven gemacht?«
Jenny Kropp wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Sie stöhnte. Der Rippenbruch bereitete ihr Schmerzen. »Ich wollte mit Hans reden. Ich wollte, dass wir wieder zusammen sind. Ich liebe ihn doch.«
»Obwohl Sie sich von ihm scheiden ließen, weil er Sie zusammengeschlagen hat?«
»Er hat mich nicht zusammengeschlagen«, protestierte Jenny Kropp. »Ich bin ausgerutscht und die Treppe hinuntergefallen.«
»Ihre Brüder haben uns aber eine andere Geschichte …«
»Meine Brüder«, zischte sie. »Die sind überhaupt schuld daran, dass es so weit gekommen ist. Sie haben ihn rausgeekelt. Und dann haben sie mich auf ihren Schrottplatz geholt und dort gefangen gehalten.«
Tina warf Trevisan einen Blick zu. »Wie soll ich das verstehen?«
»Hans war nicht schlecht«, erwiderte sie. »Er war immer gut zu Maik und mir. Gut, er hat manchmal über den Durst getrunken und sich mit den falschen Leuten eingelassen. Aber er hat für uns gesorgt.«
»Sie haben ihn angezeigt, damals«, hielt ihr Tina vor. »Im Polizeibericht steht, dass es einen Streit gab und er sie krankenhausreif geprügelt hat.«
Sie schüttelte den Kopf, bis die Schmerzen wieder zurückkehrten. »Es gab einen Streit, das stimmt. Er hat mich weggeschubst und dabei ist es passiert. Ich bin die Stiegen hinuntergestürzt.«
»Damals haben Sie aber etwas anderes angegeben.«
Sie atmete tief ein. »Er hatte sich mit den falschen Leuten eingelassen. Meine Brüder haben es herausbekommen und ihn unter Druck gesetzt. Sie wollten sich daran beteiligen. Ihre Geschäfte gingen damals schlecht.«
»Ging es um Schmuggel?«
Jenny Kropp starrte einige Sekunden an die Decke, schließlich nickte sie. »Er hat Leute über die Grenze transportiert.«
»Leute?«
»Flüchtlinge, zum Beispiel aus dem Libanon. Er hat in Polen jemanden kennen gelernt, der ihm das Geschäft vermittelte. Meine Brüder haben es erfahren und wollten sich ebenfalls daran beteiligen. Aber er hat sie ausgetrickst. Ich habe ihm zugeredet, dass er aufhören soll, aber er hat
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