Das Haus in den Dünen
Täterin verkündet. Nun müssen wir wieder zurückrudern. Und noch dazu treibt sich der Brandstifter da draußen herum. Bislang hat er sich der Stadt ferngehalten, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis wieder jemand zu Schaden kommt. Ich denke, wir sollten zumindest eine interne Sonderkommission einrichten, damit wir endlich zu einem Ergebnis kommen. Denken Sie darüber nach, Trevisan.«
Trevisan fuhr sich mit der Hand über das Kinn. »Bislang schaffen wir es noch ohne weitere Verstärkung. Monika versucht alles, um den Kerl zu schnappen. Aber er ist geschickt und hinterlässt fast keine Spuren.«
»Ich zweifele nicht an Frau Sanders Kompetenz, aber wir werden an unseren Ergebnissen gemessen. Drei Wochen, und wir haben noch immer nichts vorzuweisen. Und jetzt platzt auch noch der Mordfall Kropp. Sie müssen meine Lage verstehen. Wenn sich bis zum Ende der Woche nichts Neues ergibt, dann werde ich Frau Schulte-Westerbeck die Einrichtung einer Sonderkommission vorschlagen.«
Trevisan wartete, bis Beck die Tür hinter sich geschlossen hatte, dann schlug er mit der Faust auf seinen Schreibtisch. Wenn es keine Ansatzpunkte gab, half auch eine Sonderkommission nicht weiter. Vor allem, wenn Beck die Leitung übernahm.
Aber jetzt war nicht die Zeit dafür, seinem Ärger Luft zu machen. Er konzentrierte sich wieder auf seinen Fall.
Wenn es einen Zusammenhang zwischen Kropps Touren und dem Mord gab, dann müsste es eine Übereinstimmung zwischen seinen Fahrten und den Einzahlungen auf dem Sparbuch von Jenny Kropp geben. Wenn sich diese Daten nahezu deckten, dann wäre das ein wesentliches Indiz dafür, dass Hans Kropp noch immer als Schleuser und Menschenschmuggler unterwegs gewesen war.
Er griff zum Telefon und wählte die Nummer des LKA. Von der Vermittlung ließ er sich mit dem Referat 3/1 verbinden, dem Referat für Menschenschmuggel und Schleuserkriminalität.
»Jürgens hier, LKA«, meldete sich schließlich der Teilnehmer am anderen Ende der Leitung. Trevisan schilderte sein Anliegen. Der Kollege versprach, sich in ein paar Minuten wieder bei ihm zu melden. Wohl eine Rückversicherung, um zu prüfen, ob Trevisan auch wirklich Kriminalbeamter war.
Trevisan trommelte mit seinen Fingern ungeduldig auf der Tischplatte. Beinahe fünf Minuten vergingen, bis Jürgens wieder anrief.
»Kollege, ich habe deine Anfrage überprüft. Wir haben derzeit zwei uns bekannte Routen, auf denen vor allem Kriegsflüchtlinge aus Afghanistan nach Deutschland geschleust werden. Eine führt über Italien und die andere über einige Oststaaten. Polen und Tschechien und die Slowakei.«
»Weiß man auch, wie die Aktionen durchgeführt werden?«, fragte Trevisan.
»Wir hatten vor einiger Zeit mehrere Fälle, in denen Wohnmobile benutzt wurden. Vor allem über Italien. Die Hafenstädte sind da interessant.«
Trevisan verzog das Gesicht. »Keine Lastwagen?«
»Lastwagen waren schon immer für Menschenschmuggler geeignet. Sie stecken die Leute in verplombte Container, die als Transitgut zur Durchreise deklariert werden. In Deutschland steigen die Leute aus und die Container gehen mit irgendwelchem Ramsch über die Grenze. Natürlich nicht, ohne vorher wieder verplombt zu werden.«
»Und wer steckt hinter diesen Aktionen?«
Der Kollege vom LKA lachte. »Wenn wir das genau wüssten, dann hätten wir die Kerle längst schon abgeräumt. Nein, Spaß beiseite. In Italien glauben wir, dass die Cosa Nostra in diesem Metier schwer aktiv ist. Sie kontrollieren die Häfen …«
»Ich dachte eher an Polen und Tschechien.«
»Auch dort gibt es mittlerweile genügend Organisationen, die ihr Geld auf diese Weise verdienen. Menschenhandel und Rauschgift. Das ist zurzeit sehr lukrativ. Vor allem aus Afghanistan bringen wir immer wieder Ladung auf, in der Rauschgift, aber auch Kriegsflüchtlinge versteckt sind. Aber da die EU-Staaten immer mehr zusammenwachsen, sind die Außengrenzen relativ gut geschützt. Der Zoll und die Grenzpolizei sind mittlerweile ganz gut ausgerüstet, so dass es nicht einfach ist, Menschen über die Grenze zu bringen.«
»Und was bedeutet das?«, fragte Trevisan.
»Die Täter passen sich an«, erklärte der Kollege. »Sie setzen ihre Fracht vor der Grenze ab und führen sie dann über die grüne Grenze. Auf der anderen Seite werden sie wieder aufgenommen und ins Landesinnere verschubt.«
»Wie viel kassiert eigentlich ein Fahrer, der eine Tour hinter sich bringt?«
»Das kommt darauf an«, entgegnete der Kollege.
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