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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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schrill.
    Mit wackeligen Beinen stand er auf. Sie legte einen Arm um ihn, um ihn zu stützen, und half ihm den Gehsteig entlang und die Stufen zum Haus hinauf. Tastend suchte sie in der Dunkelheit nach dem Schlüssel in ihrer Handtasche. Drinnen bugsierte sie ihn die Treppe zu ihrer Wohnung hinauf. Im Badezimmer saß Philip auf dem Rand der Wanne, während sie nach Watte und Jod suchte.
    Er zuckte zusammen, als sie die tiefe Schürfwunde an seiner Stirn abtupfte. »Stillhalten«, befahl sie. »Ich muss das ordentlich säubern, es ist Schmutz drin.«
    Als sie damit fertig war, verband sie die Wunde mit Mull. »Sind Sie sonst noch irgendwo verletzt?«, fragte sie.
    Â»An den Händen.«
    Er musste die Arme ausgestreckt haben, um sich zu schützen, an den Fingerkuppen hing die Haut in Fetzen. Sie versorgte auch diese Wunden und behandelte sie mit Desinfektionsmittel. Er hatte große, breite, kräftige Hände, wie Richard. Beim Verbinden sah sie, wie bleich er war und dass er Mühe hatte, das Zittern zu unterdrücken.
    Â»Fertig«, sagte sie in munterem Ton, um ihren eigenen Schreck und die Peinlichkeit der Situation zu überspielen. »Sieht doch schon wieder ganz ordentlich aus, nicht? Sie haben Glück, dass ich Hutmacherin bin und gut mit solchen Feinarbeiten zurechtkomme. Tja, Sie haben sich da eine sehr teure Hose zerrissen, aber es wird sich schon jemand finden, der das kunststopfen kann. Und nach einer Weile sehen Sie wieder genauso gut aus wie vorher, da habe ich gar keinen Zweifel. Jetzt kommen Sie, setzen Sie sich aufs Sofa. Ich mache Ihnen eine Tasse Tee.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich brauche keinen Tee. Ich gehe besser.«
    Â»Sie tun, was ich Ihnen sage!«, fuhr sie ihn heftig an und sah, wie er die Augen aufriss.
    Sie holte einmal tief Luft und versuchte, sich wieder zu beruhigen. »Sie müssen sich hinsetzen und ein wenig ausruhen, bis ich sicher sein kann, dass es Ihnen wieder gut genug geht, Philip. Großer Gott, ich dachte, Sie wären tot, als Sie da draußen lagen!«
    Â»Was hätte Ihnen das ausgemacht?«
    Am liebsten hätte sie ihm eine Ohrfeige gegeben. »Mein Mann ist bei einem Verkehrsunfall umgekommen«, sagte sie in scharfem Ton und dachte daran, wie der Polizist bei ihr an die Tür geklopft und wie sie in der Leichenhalle Hadleys zerschrammtes Gesicht gestreichelt hatte. »Er starb wegen einer dummen Unachtsamkeit, wegen einer Unbesonnenheit. Glauben Sie, ich würde so etwas Ihren Eltern wünschen? Glauben Sie im Ernst, ich würde Ihnen das wünschen, auch wenn ich mich noch so sehr über Sie ärgere? Herrgott, Philip, werden Sie erwachsen!«
    Sie hörte ihn etwas vor sich hin murmeln, das wie eine Entschuldigung klang; dann ging er ins Wohnzimmer und setzte sich aufs Sofa. Als sie sah, wie mühsam er an einem Päckchen Zigaretten herumfummelte, nahm sie es ihm aus der Hand und zündete zwei Zigaretten an, eine für ihn und eine für sich selbst. Sie rauchte selten, doch jetzt brauchte sie eine Zigarette.
    Die Reaktion setzte ein, während sie in der Küche darauf wartete, dass das Teewasser zu kochen begann. Sie fühlte sich elend und der Welt – vor allem ihrer selbst – überdrüssig. Immer wieder sah sie das Motorrad zur Seite kippen und Philip auf die Straße stürzen. Sie war nahe daran, in Tränen auszubrechen, und konnte das Weinen nur mit Mühe unterdrücken.
    Als sie mit dem Tablett ins Wohnzimmer kam, saß er immer noch mit den verbundenen Händen im Schoß da. »Hier«, sagte sie und stellte eine Tasse gesüßten Tee auf den Tisch neben ihm. »Trinken Sie das.« Als sie ihn genauer betrachtete, entdeckte sie einen Ausdruck tiefer Qual in seinen Augen und erschrak.
    Â»Sind Sie sicher, dass Sie keinen Arzt brauchen?«
    Â»Ja, ja. Es geht mir gut. Danke.«
    Während er trank, schwiegen sie. Als seine Tasse leer war, sagte sie: »Gut, dann rufe ich Ihnen jetzt ein Taxi.« An der Tür drehte sie sich noch einmal um. »Nach Chelsea, oder?«
    Er nannte ihr die Adresse. Von der Telefonzelle an der Straßenecke rief Elaine ein Taxi. Als sie wieder ins Wohnzimmer trat, versuchte Philip gerade, eine verletzte Hand in den Ärmel seiner Lederjacke zu stecken.
    Â»Warten Sie«, sagte sie. »Ich helfe Ihnen.« Sie hielt den Ärmel hoch und führte seine Hand hinein.
    Â»Herrgott«, sagte er

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