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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Tasse. »Hadley war liebenswürdig und klug, aber hoffnungslos zerstreut. Im April ist es drei Jahre her. Wie ich schon sagte, er hat sein Leben durch Unachtsamkeit verloren, sein Tod war völlig sinnlos, eine Verschwendung von Leben. Wenn es Ihnen neulich Abend darauf ankam, mich zu erschüttern, hätten Sie sich nichts Besseres als diesen Unfall einfallen lassen können.«
    Ihm gefielen die sparsamen, ruhigen Bewegungen, mit denen sie den Tee einschenkte; und er erinnerte sich, mit welch sorgsamen Handgriffen sie seine Wunden verbunden hatte. Er lachte. »Sie glauben doch nicht, ich würde mein Motorrad zu Schrott fahren, nur um Sie zu erschüttern, oder?«
    Â»Ich weiß nicht, Philip. Ich befürchte, Sie haben einen tollkühnen Zug.« Elaine stellte eine Tasse Tee vor ihn hin. Dann schüttelte sie den Kopf und fügte verärgert hinzu: »Warum will ich mich nur die ganze Zeit vor Ihnen rechtfertigen? Das ist ja lächerlich.«
    Â»Vielleicht, weil Sie ein schlechtes Gewissen haben.«
    Â»Waren Sie nie einsam?« In ihrer Stimme lag noch immer Verärgerung; sie stellte die Teekanne wieder ab. »Ich meine, so richtig, wahrhaftig, quälend einsam, gewiss, dass niemand versteht, wie Sie sich fühlen?«
    Die Frage traf ihn unerwartet, doch er versuchte, sich zu erinnern. »Als ich ins Internat kam, zum ersten Mal von zu Hause weg – das war schrecklich. Aber es waren noch andere neue Jungen da, und mit der Zeit habe ich mich eingewöhnt.«
    Â»Ich nehme an, Sie hatten auch nie Geldsorgen oder mussten sich fragen, wovon um Himmels willen Sie die nächste Rechnung bezahlen sollen.«
    Â»Das Motorrad ist noch nicht abbezahlt«, sagte er. »Und jetzt kommt auch noch die hohe Rechnung der Werkstatt dazu.« Sein Essen kam, er stach ins Eigelb. »Aber wenn Sie meinen, ob ich je arm gewesen bin, dann nein, das war ich nie.«
    Â»Nach Hadleys Tod, als ich mich in den Mietvertrag für meinen Laden eingekauft hatte, habe ich monatelang von Sardinen aus der Dose und Toast gelebt. Es gab Monate, in denen ich mir eine Zeitschrift oder eine Kinokarte einfach nicht leisten konnte; nicht mal ein neues Paar Strümpfe oder einen Schal, um mich aufzuheitern. Das ganze Leben erschien mir trostlos und öde. Ja, genauso war es. Und solange Sie es nicht selbst erlebt haben – solange Sie nicht um einen geliebten Menschen trauern mussten –, haben Sie keine Ahnung, überhaupt keine Ahnung.« Ihre hellgrauen Augen funkelten leidenschaftlich. »Wie schon gesagt, ich will es nicht entschuldigen, das habe ich nicht nötig. Ich wollte einfach mal ein bisschen Spaß haben. Ich hatte so lange keine Freude mehr gehabt. Aber anscheinend habe ich anderen eine Menge Kummer bereitet, und das tut mir leid, das wollte ich nicht. Wir haben beide, Richard und ich, einen Fehler gemacht, und es tut mir leid, dass Sie darunter leiden mussten.«
    Philip gab Zucker in seinen Tee. »Dad ist verheiratet, das wussten Sie. Was passiert ist, kann Sie doch nicht überrascht haben.«
    Sie seufzte. »Ach, wissen Sie, unverheiratete Männer haben so eine Art, sich in einen zu verlieben, und sind gekränkt, wenn man sich dann nicht mehr mit ihnen treffen will. Und die verheirateten Männer, na ja…«
    Er beugte sich über den Tisch zu ihr. »Verlieben die sich auch in Sie?«
    Â»Ziemlich oft, ja.«
    Er begann, seinen Toast zu essen. »Sie sollten sich einen richtigen Schuft suchen, der nur wegen Ihres guten Aussehens hinter Ihnen her ist.«
    Â»Wer weiß, vielleicht tue ich das.« Sie griff nach ihrer Handtasche. »Tja, das ist alles, was ich Ihnen noch sagen wollte.«
    Â»Gehen Sie noch nicht.«
    Sie runzelte die Stirn. »Warum nicht?«
    Wieder lachte er. »Ich brauche jemanden, der mir die Rinden durchschneidet.«
    Sie nahm ihm Messer und Gabel ab und schnitt seinen Toast klein. »Hier«, sagte sie. »Geht es so?« Sie stand auf und wandte sich zum Gehen. Dann drehte sie sich noch einmal um. »Ihre Freundinnen können einem leidtun. Lassen Sie sich von denen auch von vorne bis hinten bedienen?«
    Mit diesen Worten ging sie. Philip schlang die letzten Reste seines Toasts hinunter und warf ein paar Shilling auf den Tisch, um die Rechnung zu begleichen.
    Draußen sah er sich in alle Richtungen um, bis er sie entdeckte; sie war auf dem Weg zur U -Bahn. Sein Blick glitt von dem platinblonden

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