Das Haus in den Wolken
wütend. »Ich komme mir vor wie ein Kleinkind.«
»Lassen Sie sich das eine Lehre sein, vorsichtiger zu fahren.« Sie hielt kurz inne und fügte dann leiser hinzu: »Ihr Vater und ich waren nie ein Liebespaar. Wir sind nur Freunde, und das ist die Wahrheit. Wenn ich das bis jetzt noch nicht so deutlich ausgesprochen habe, dann deshalb, weil ich glaube â weil ich überzeugt bin â, dass es Sie nichts angeht. Ich wollte niemanden verletzen. Ich weiÃ, was Sie von mir denken â ich verstehe sogar, wie Sie auf diese Gedanken kommen konnten â, aber ich wollte wirklich niemanden verletzen.«
Sie hatte sich von ihm abgewandt, sodass er nicht sehen konnte, dass sie weinte. Sie hörte ihn sagen: »Ich sollte gehen«, und dann öffnete er die Tür und schloss sie hinter sich.
Zwei Tage später bekam Philip zu seiner Ãberraschung einen Anruf von Elaine.
Er saà in seinem Büro und versuchte, etwas Nützliches zu tun. Sie sagte: »Habe ich Sie also doch noch aufgespürt. Ich wollte mich erkundigen, ob es Ihnen wieder gut geht.«
»Ja, es geht wieder«, erwiderte er, »obwohl es sich noch anfühlt, als würde ich die ganze Zeit Boxhandschuhe tragen. Ich wusste bisher gar nicht, wie wichtig so ein paar Finger sein können.« In der kurzen Pause, die folgte, ergriff er die Gelegenheit, sich zu entschuldigen. »Mein Auftritt neulich Abend tut mir leid. Ich habe mich wie ein Vollidiot aufgeführt. Normalerweise benehme ich mich etwas gesitteter.«
»Es freut mich, das zu hören.« Wieder eine Pause, diesmal etwas länger. »Philip, ich muss Ihnen noch etwas sagenâ¦Â« Sie brach ab, und er hörte ein ungeduldiges Seufzen. Dann sagte sie leise: »Ich habe eine Kundin, ich muss aufhören. Ich rufe später noch einmal an.«
»Nein«, sagte er. »Ich muss gleich in den Hafen und bin dann fast den ganzen Tag dort.« Rasch fasste er einen Entschluss. »Wir treffen uns im Lyons am Piccadilly Circus, um fünf«, sagte er und legte auf, bevor sie ablehnen konnte.
Er war nicht sicher, ob sie kommen würde, sorgte aber dafür, dass er auf jeden Fall zuerst da war, und lieà sich einen Tisch in einer Ecke geben. Ein paar Minuten später betrat Elaine Davenport den Teesalon. Sie trug ein perlgraues, mit schwarzem Samt abgesetztes Kostüm und einen grauen Hut mit einer schwarzen Seidenblume an der Krempe.
Er stand auf, als sie an den Tisch trat. Sie begutachtete ihn. »Sie sehen ein wenig besser aus als bei unserem letzten Treffen.«
»Ich hatte wirklich Glück, es waren nur ein paar Kratzer. Das Motorrad hat mehr abbekommen als ich. Es ist immer noch in der Werkstatt â das Vorderrad hat sich verzogen.« Die Kellnerin kam, um ihre Bestellungen aufzunehmen. »Was darf es für Sie sein, Mrs. Davenport?«
»Nur Tee, danke.«
»Ich verhungere gleich. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich etwas esse?«
Sie schüttelte den Kopf. Philip bestellte pochierte Eier mit Toast und Tee. Als sie wieder allein waren, sagte Elaine, während sie ihre Handschuhe auszog: »Ich werde mich nicht mehr mit Ihrem Vater treffen. Das habe ich auch ihm schon gesagt.«
Ein Triumphgefühl wallte in Philip auf. »Gut«, erwiderte er, und nach kurzem Nachdenken fügte er hinzu: »Danke.«
»Seien Sie ihm nicht allzu böse. Es war nie etwas Ernstes.« Sie errötete. »Das klingt, als wäre ich anderen gegenüber ziemlich achtlos. Was ich damit jedoch meine, ist â ich brauchte einen Freund. Ich war einsam, und Richard war nett zu mir. Ich will es nicht entschuldigen, und ich will auch kein Mitleid, aber so war es eben. Ich war einfach nur allein.«
Es freute ihn zu sehen, dass ihre Selbstbeherrschung ein wenig zu bröckeln begann. »Ich habe erst erfahren, dass Sie Witwe sind, als Sie mir erzählt haben, dass Ihr Mann bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist.«
»Sie dachten wohl, ich hätte mich nur Mrs. nennen lassen, um als anständige Frau dazustehen?« Sie warf ihm einen kühlen Blick zu. »Wird es dadurch, dass ich eine Witwe bin, irgendwie besser? Meiner Ansicht nach nicht.«
Der Tee kam. Er hob seine verbundenen Hände und sagte: »Sie schenken besser ein.« Und dann: »Wie war er? Wann ist er gestorben?«
»Sie halten sich nicht lange mit Vorreden auf, wie, Philip?« Elaine hielt das Teesieb über eine
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