Das Haus in den Wolken
habe, es ist vorbei. Elaine will mich nicht mehr sehen, du brauchst also nicht zu fürchten â«
» Sie hat es beendet?«
Nach einer kleinen Pause antwortete er: »Ja. Du wolltest die Wahrheit wissen, Isabel. Das ist die Wahrheit.«
Sie musste sich setzen. »Wenn ich nicht dahintergekommen wäre â wenn Philip es mir nicht gesagt hätteâ¦Â«
»Es hätte sowieso bald geendet. So etwas â das wäre niemals von Dauer gewesen.«
Sie rief aufgebracht: »Es hätte niemals anfangen dürfen.«
»Nein. Natürlich.« Er rieb sich das Gesicht. »Ich glaubte nicht â ich dachte wahrscheinlich, es wäre harmlos.«
»Harmlos. Was führen wir für eine erbärmliche Ehe, wenn ich mich nicht einmal darauf verlassen kann, dass du ehrlich zu mir bist.«
Er stöhnte gereizt. »Was kann ich denn noch sagen, auÃer dass es mir leidtut und nicht wieder vorkommen wird.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das reicht nicht. Nein , Richard.«
Sie blickte zum Fenster und beobachtete, wie eine Welle über den Rumpf des angeschlagenen Schiffs rollte und das Aufbautendeck zertrümmerte. Der Rumpf brach entzwei, Planken und Masten splitterten wie Streichhölzer.
Richard sagte mit leiser Stimme: »Isabel, ich bitte dich, komm nach Hause. Wir brauchen dich.«
»Wir?«
»Sara und ich.«
Sie fuhr herum. »Ist Sara wieder zu Hause?«
»Noch nicht, aber sie kommt. Bald, in zwei Tagen.«
»Richard, warum hast du mir das nicht gleich gesagt? Geht es ihr gut?«
»Sehr gut, wie mir scheint.« Er runzelte die Stirn. »Sie will diesen Jungen heiraten.«
»Heiraten? Sara? Wen denn?« Sie erschrak plötzlich. »Doch nicht diesen Ãsterreicher â diesen Anton Wolff?«
»Nein, nein, natürlich nicht. Sie möchte Gil Vernon heiraten.«
»Gil Vernon?«
»Du weiÃt schon, Isabel, wir waren Weihnachten bei den Vernons zum Abendessen.«
Isabel starrte ihn verblüfft an. Sie hatte Mühe, sich Weihnachten ins Gedächtnis zu rufen, obwohl es gerade erst sechs Wochen zurücklag. Es erschien ihr jetzt als eine Zeit beinahe märchenhaften Glücks. Sie erinnerte sich an das schöne, im Verfall morbide wirkende Haus inmitten seiner grünen Ländereien. Sie erinnerte sich, dass sie Caroline Vernon Furcht einï¬Ã¶Ãend gefunden und sich geärgert hatte, dass selbst nach so langer Zeit ein upper-class- Akzent sie noch einschüchtern konnte.
»Er hat mir geschrieben«, berichtete Richard. »Vernon, meine ich. Und mich um Saras Hand gebeten.«
»Und Sara möchte ihn heiraten?«
»Es scheint so. Sie hat mir jedenfalls in dem Sinn geschrieben.«
»Gil Vernonâ¦Â«
»Er kommt aus einer guten, alten Familie. Die Vernons sind länger in Irland als die Finboroughs.«
Sie zog ein Gesicht. »Aber dann würde Sara in Irland leben.«
»So weit weg ist das doch gar nicht«, sagte er liebevoll. »Ich kann verstehen, dass du sie lieber näher bei dir hättest, aber es gibt Fährschiffe und Züge, und ich fahre dich hinüber, sooft du willst.«
Sie versuchte, sich Gil Vernon vorzustellen. »Er war dunkel, nicht wahr?«
»Alle Vernons sind dunkel. Es heiÃt, dass eine Vernon einen Abkömmling eines spanischen Granden geheiratet hat, der von der Armada in Irland an Land geworfen wurde â frei erfunden, zweifellos.«
Sie war verwirrt. »Ich hatte keine Ahnung, dass sich zwischen den beiden etwas angesponnen hatte.«
»Nein, ich auch nicht. Es ist wirklich eine Ãberraschung, nicht?«
»Die Briefe«, sagte sie.
Er klopfte auf seine Taschen und schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich habe sie nicht dabei.«
» Richard. « Sie hatte beinahe vergessen, wie der ganz normale Ãrger über ihn war, die alltägliche Ungeduld über die Distanziertheit, mit der er sich die Familie immer ein wenig vom Leib hielt, über seine Zerstreutheit und seine unklare Haltung zu den ihrer Ãberzeugung nach wichtigsten Dingen im Leben. Aber wie viel besser, dachte sie unwillkürlich, sich über ihn aufzuregen, als von ihm vernichtet zu werden.
»Wie soll ich erkennen, ob er der richtige Mann für Sara ist, wenn ich seinen Brief nicht lesen kann, Richard? Und ihren auch nicht.«
»Sie scheint wild entschlossen zu sein. Und diesmal gibt es keine berechtigten Einwände, Isabel.
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