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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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und sagte: »Herrgott noch mal, ich hätte überhaupt nicht herkommen sollen. Seien Sie beruhigt, ich werde Sie nicht mehr belästigen.« Er rannte hinaus und schlug die Tür hinter sich zu.

    Ruby und Sara trafen sich bei Fortnum’s. Sara, die von der Schneiderin ihrer Mutter kam, bestellte Tee und Kuchen.
    Ruby fragte, wie ihr Hochzeitskleid aussehe.
    Â»Lang… weiß…«, sagte Sara unbestimmt.
    Ruby stieß einen kleinen ungeduldigen Schrei aus. »Sara! Richtig weiß oder creme oder elfenbein? Seide oder Satin oder Tüll oder was?«
    Â»Kann sein, dass es Satin ist, ich weiß nicht mehr.«
    Sara erzählte ihr, wie sie und Gil sich kennengelernt hatten. »Ich war am Strand«, berichtete sie. »Mein Pferd hat mich abgeworfen, und ich habe mir das Handgelenk gebrochen und bin mit dem Kopf auf einen Stein geprallt. Als ich wieder zu mir kam, war Gil da.«
    Â»Hat er dich in die Arme genommen und nach Hause getragen?«
    Â»Nein, er hat mir heißen Tee zu trinken gegeben und mir etwas über die Schwertmuschel erzählt. Dann sind wir nach Raheen zurückgelaufen.«
    Die Hochzeit sollte in drei Monaten stattfinden. Ruby sollte Saras Brautjungfer sein. Ruby fragte sich, ob Sara auf dieser kurzen Frist bestanden hatte, weil sie sich keine Möglichkeit lassen wollte, noch einmal über ihren Entschluss nachzudenken – weil sie sich, nach der extravaganten Art der Finboroughs, lieber mit fest geschlossenen Augen in das Wagnis der Ehe stürzte.
    Â»Mama meinte, ich solle noch warten«, erzählte Sara, »aber das kommt für mich nicht infrage. Gil möchte in den Flitterwochen gern nach Schottland, und er sagt, wenn wir später als Juni reisen, können wir uns dort vor Mücken nicht mehr retten.«
    Welch eine Idee, den Hochzeitstermin nach dem Lebensrhythmus irgendwelcher Insekten zu planen. Entsetzt begann Ruby: »Aber Sara –«
    Â»Ich warte auf keinen Fall«, unterbrach Sara. »Diesmal nicht. Es ist schon für die paar Monate schlimm genug, wieder zu Hause zu sein. Länger könnte ich es niemals aushalten.« Sie wirkte absolut unnachgiebig.
    Â»Du könntest doch wieder zu deiner Großmutter nach Irland gehen.«
    Â»Und dann?«, fragte Sara wegwerfend. »Ein bisschen reiten – ein paar nette kleine Spaziergänge – Besuche bei Großmutters Freunden. Ich muss mein eigenes Leben wieder in Gang bringen. Ich trete ja seit Ewigkeiten auf der Stelle. So kann das nicht weitergehen.« Es klang ganz ruhig, aber Ruby bemerkte das nervöse Spiel ihrer Finger mit dem Saphirring, den Gil ihr zur Verlobung geschenkt hatte. »Seit Monaten fühle ich mich wie unter einer Glasglocke. Alles kommt mir unwirklich vor. Ich muss mich endlich aufrappeln und etwas tun.«
    An den Tischen rundherum saßen Mütter mit Töchtern, Ehepaare, kleine Gruppen plaudernder Freunde. Ruby fragte neugierig: »Liebst du ihn?«
    Â»Aber natürlich liebe ich ihn, Ruby. Sonst würde ich ihn ja wohl kaum heiraten.«
    Â»Ich meine, liebst du ihn so, wie du Anton geliebt hast?«
    Â»Das mit Anton war ein Fehler. Er hat mich nicht geliebt. Hätte er mich wirklich geliebt, dann hätte er auf mich gewartet. Aber das hat er nicht getan. Wenn er mich überhaupt geliebt hat, dann nicht genug.«
    Â»Selbst wenn das wahr ist, heißt das doch noch lange nicht, dass du Gil Vernon heiraten musst.«
    Â»Ich bete Gil an«, erklärte Sara. »Er ist so klug und weiß so vieles. Ich weiß, er sieht lange nicht so gut aus wie Anton, und ihm fehlt auch das Weltgewandte, aber das ist es ja gerade. Anton und ich waren zu verschieden. Gil ist Anglo-Ire, und ich habe Irland immer schon geliebt, das weißt du, und seine Familie ist mit denselben Leuten bekannt wie wir.«
    Sie erzählte Ruby von Gils Heiratsantrag im umfriedeten Garten von Vernon Court. »Es gibt tausend Gründe für mich, Gil zu heiraten«, fügte sie hinzu. »Er ist vom gleichen Schlag wie ich, Anton war das nicht, er war kein Mann vom Schlag der Finboroughs. Er hat sich für die Politik interessiert, und du weißt, dass mir Politik gar nichts bedeutet. Anton war viel gereist, während ich über Cornwall und Irland nie hinausgekommen bin und, ehrlich gesagt, auch nie Verlangen danach hatte, in der Weltgeschichte herumzugondeln. Anton wollte stets die Welt verändern, ich bin glücklich und zufrieden

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