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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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samtäugigen Jungen mit den Gesichtern von Renaissance-Fürsten, die mit Sara geflirtet hatten, wenn sie ihnen den Kaffee brachte, die dunkelhäutigen, untersetzten Männer, die, von Rauchwolken umhüllt, an einem Ecktisch im Café gesessen und mit kurzen, dicken Fingern in die Luft gestochen hatten, um ihrem Argument Nachdruck zu verleihen – alle fort.
    Von der Sonne gelockt, setzten sich Anton und Sara zum Essen in den Hof. Umgeben von roten Backsteinmauern, von verrosteten Geräten, verrotteten Teekisten und dem radlosen Skelett eines Fahrrads breiteten sie auf den Steinplatten eine Decke aus. Zwischen den Platten wuchs Unkraut, und als es langsam dunkel wurde, schwirrten bräunliche Nachtfalter auf.
    Â»Erzähl mir, was du heute gemacht hast«, sagte sie immer. Als würde er, dachte er mit einem Lächeln, aus dem Büro oder von der Hin- und Herfahrerei erzählen.
    Â»Ach«, sagte er, »ich habe ein bisschen gelesen und ein bisschen Gymnastik gemacht – hundert Liegestütze und Dauerlauf auf der Stelle. Wenn ich dick und faul werde, liebst du mich womöglich nicht mehr.«
    Sie küsste ihn. »Ich werde dich immer lieben.«
    Â»Und«, setzte er hinzu, »ich habe unser Haus beinahe fertig.«
    In der staubverhangenen Stille des Kellerraums zeichnete er an den Plänen des Hauses, das er eines Tages für sie bauen wollte. »Lass mich sehen«, sagte sie.
    Â»Noch nicht.«
    Â»Anton.«
    Â»Geduld.« Er tippte ihr auf die Nasenspitze. »Wenn ich fertig bin. Wenn alles so ist, wie es sein soll.«
    Â»Schau.« Sie schwenkte eine Papiertüte. »Törtchen. Elaine hat sie gebacken. Und ein paar Bücher von Edward.«
    Anton lag ausgestreckt auf der Decke, die Hände unter dem Kopf verschränkt, und schaute in den Himmel hinauf. »Komm her.«
    Â»Hast du keinen Hunger?«
    Â»Doch, aber nicht auf Brot und Kuchen.« Er zog sie an sich. Sie bedeckte sein Gesicht mit kleinen kurzen Küssen. Dann knöpfte er ihr Kleid auf, rollte ihre Strümpfe hinunter und liebte sie. Danach lagen sie zusammen auf der Decke. Ihr Kopf ruhte auf seiner Brust, und sie konnte sein Herz schlagen hören.
    Â»Was denkst du gerade?«, fragte er.
    Â»Ich habe an David gedacht. Ich bin froh, dass er in Irland ist. Ich bin froh, dass ihm nichts passieren kann.«
    Er strich ihr über das Haar. »Ich möchte ihn kennenlernen, wenn das alles hier vorbei ist.«
    Â»Ja, das musst du auch. Ich weiß allerdings nicht, was Caroline von dir halten würde. Sie würde dich wahrscheinlich ziemlich unmöglich finden.« Sie streichelte das feine helle Haar auf seiner Brust. »Und du, Liebster, was denkst du?«
    Â»Dass ich dich liebe.«
    Â»Das weiß ich. Was noch?«
    Er seufzte. »Wie nutzlos ich mich fühle, wenn ich den ganzen Tag nur hier herumsitze und warte. Warum lassen sie mich nicht kämpfen? Das täte ich viel lieber.«
    Â»Ich bin froh, dass du nicht kämpfst. Ich hätte ständig Angst um dich.« Sie setzte sich auf und schloss die Knöpfe ihres Kleides. »Anton, wir brauchen nicht untätig herumzusitzen und zu warten. Wir sollten Pläne machen. Wir sollten versuchen, irgendwie aufs Land zu kommen. Nach Cornwall vielleicht. Weit weg von hier. Der Krieg kann noch Jahre dauern. Du kannst nicht ewig hierbleiben.«
    Â»Aber hier bin ich sicher. Wenn wir vorsichtig sind –«
    Â»Aber ich sorge mich um dich. Ich habe Angst, dass du einsam bist, und im Winter wird es bestimmt eiskalt hier.«
    Anton stand auf streckte sich. Er fuhr sich mit den Fingern durchs zerzauste Haar und zog seine Kleider zurecht. »Sara, wie soll ich denn auf Reisen gehen? Stell dir vor, ich nähme einen Zug oder einen Bus, und dann kommt jemand und fragt nach meinen Papieren.«
    Â»Das habe ich mir schon überlegt. Wir könnten mit dem Rad fahren. Wir würden Tage brauchen, ich weiß, aber es ginge. Wenn wir nach Cornwall führen, würde meine Mutter helfen. Ganz bestimmt, das weiß ich. Und ich könnte mir in der Nähe Arbeit besorgen.«
    Â»Wir haben keine Räder.«
    Â»Philips altes Fahrrad steht noch zu Hause in der Garage. Das könntest du nehmen. Und ich würde bestimmt irgendwo noch eins für mich auftreiben. Ich hatte früher eins in Porthglas – wahrscheinlich ist es noch da. Meine Mutter könnte es mir mit der Bahn hierherschicken.«
    Er

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