Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
Vom Netzwerk:
ein Brief von Sara, vermutlich von Ruby überbracht. Er riss ihn auf und las.
    Nach der Arbeit fuhr er zu Sara. Sie bat ihn in das Zimmer, das sie mit Anton bewohnte. Sie war blass und erregt.
    Â»Entschuldige, dass ich dich hier herausgelotst habe, Edward«, sagte sie, sobald er eingetreten war. »Aber ich brauche deine Hilfe.«
    Â»Was ist denn passiert?«
    Â»Es geht um Anton. Sie haben ihn gefunden – er ist interniert worden.«
    Â»Ach, du lieber Gott«, sagte er und fügte dann hastig hinzu: »Das ist ja schrecklich. Wann war das denn?«
    Sie ging ruhelos im Zimmer hin und her. »Gestern Abend, als ich zu ihm wollte, war er nicht da. Sein Rucksack war weg. Ich habe ewig gewartet, aber er kam nicht. Daraufhin bin ich heute Morgen zur Polizei gegangen. Und dort hat man mir gesagt, dass er gestern Abend verhaftet wurde.«
    Â»Wo ist er jetzt?«
    Â»Sie haben ihn den Militärbehörden übergeben.« Sie wischte mit der Hand über die Fensterscheibe und sah hinaus. »Keiner sagt mir, wo er ist. Sie haben ihn irgendwohin gebracht. Ich stelle mir dauernd vor, wie er ganz allein in einer grässlichen Gefängniszelle sitzt. Ich habe überall herumtelefoniert. Lewis Gascoigne versucht, Genaueres in Erfahrung zu bringen, und ich habe mit einer Bekannten gesprochen, deren Mann beim Ministerium für innere Sicherheit ist. Ich werde so lange herumtelefonieren und Briefe schreiben, bis ich weiß, wo er ist.«
    Â»Wenn ich irgendetwas tun kann«, sagte er, »brauchst du es nur zu sagen, Sara, das weißt du.«
    Sie drehte sich nach ihm um und lächelte. In ihren Augen standen Tränen. »Du bist wirklich lieb, Edward. Alle sind so nett. Vielleicht kannst du dich ein bisschen umhören. Es ist ein solches Durcheinander. Die Ausländer werden anscheinend an allen möglichen Orten untergebracht – in Gefängnissen und Fabrikgebäuden, einige sogar in einem Zirkus, hat jemand erzählt, und kein Mensch weiß offenbar, wer wo ist. Wenn du also jemanden kennst, der etwas wissen könnte – vielleicht könntest du mit dem mal reden. Darum wollte ich dich bitten.«
    Â»Aber natürlich.«
    Sie wandte sich wieder dem Fenster zu. »Wenn ich wüsste, wohin sie ihn gebracht haben, wäre das wenigstens ein kleiner Trost. Ich denke immerzu, ich brauche nur hier zum Fenster hinauszuschauen, dann kommt er schon. Dass sie merken, dass sie sich geirrt haben und ihn freilassen und er nach Hause kommt.«
    Â»Kopf hoch, Sara.« Er umarmte sie ungeschickt. »Hast du Lust, etwas trinken zu gehen? Anton würde doch bestimmt nicht wollen, dass du allein zu Hause sitzt und Trübsal bläst.«
    Sie lächelte. »Nein, sicher nicht, mein Lieber.«
    Sie tranken ein Glas zusammen, dann fiel Sara eine Freundin aus ihrer Debütantinnenzeit ein, deren Bruder irgendeinen streng geheimen Posten hatte und vielleicht helfen konnte, und sie nahm ein Taxi nach Mayfair.
    Edward ging nach Hause. Als er aufsperrte und eintrat, kam ihm seine Mutter schwerfällig hinkend durch den Flur entgegen.
    Â»Wo warst du so lange?«
    Â»Ich musste Überstunden machen, Mutter.«
    Â»Es ist eine Schande. Da sitze ich hier mutterseelenallein, wo jeden Augenblick mit der Invasion gerechnet wird.« Mrs. Carrington reckte argwöhnisch die Nase in die Luft. »Was ist das für ein Geruch? Nimmst du neuerdings Eau de Cologne, Edward?«
    Â»Nein, bestimmt nicht.«
    Â»Ich rieche aber ein Parfum. Warst du mit einer Frau zusammen?«
    Â»Nein, Mutter. Wo ist Gladys?«
    Aber seine Mutter ließ sich nicht ablenken. »Ich bin ganz sicher, dass ich Parfum rieche.«
    Edward öffnete seine Aktenmappe. »Ich habe dir Kekse besorgt.«
    Mrs. Carrington warf nur einen Blick auf die Dose. »Ach, Butterkekse. Du weißt doch, dass ich Butterkekse nie gemocht habe.«
    Â»Deine Lieblingssorte hatten sie bei Fortnum’s nicht.«
    Edward stützte seine Mutter auf dem Weg durch den Flur und half ihr in ihren Sessel. Dann wusch er sich die Hände und bürstete sich das Haar. Dabei summte er vor sich hin.
    Â»Du hast hoffentlich nicht vor, den ganzen Abend diesen abscheulichen Lärm zu machen«, bemerkte seine Mutter, als er wieder ins Zimmer kam. »Du hast immer schon falsch gesungen.«
    Â»Wo ist Gladys?«, fragte er wieder. »Wo ist die göttliche Gladys, unsere Küchenfee und Zauberin am

Weitere Kostenlose Bücher