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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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war.

    Essen bei Ruby. Als der Abend endete, war es dunkel. Um sich die mühsame Heimfahrt durch die verdunkelte Stadt zu ersparen, übernachteten Sara und Anton auf Rubys Sofa.
    Als sie am nächsten Morgen nach Hause fuhren, sahen sie vom Obergeschoss des Doppeldeckerbusses aus das Polizeifahrzeug, das vor der Pension stand. Sara umklammerte Antons Hand. Sie blieben bis zur nächsten Haltestelle im Bus und gingen von dort in den Regent’s Park. Sie sprachen wenig, es gab nichts mehr zu sagen. Als Sara zum Dienst ins Café musste, küssten sie sich noch einmal, bevor sie sich trennten, und Anton machte sich auf den Weg zum Keller des leer stehenden Lagerhauses, das sie Anfang der Woche entdeckt hatten.
    Das Gebäude stand in einer schmalen Seitengasse der Charrington Street in Somers Town. Sie hatten es gewählt, weil es abgeschieden lag, weiträumig war und einen umfriedeten viereckigen Hof hatte. In dem großen Raum war früher eine Weberei gewesen, aber seit der Depression ruhte die Arbeit. Licht fiel durch hohe Fenster mit schmutzigen, teilweise zerbrochenen Scheiben auf rostende Maschinen. Als Anton den Kellerraum betrat, verrieten ihm die Spuren kleiner Pfoten, dass er hier allerlei nicht unbedingt willkommene Hausgenossen haben würde.
    Aber so übel war es gar nicht, sagte er sich. Graues Licht, von den hohen Häusern gegenüber gedämpft, fiel in Rechtecken auf den staubigen Boden. Er konnte das Rauschen des Verkehrs hören und das Zwitschern einer Amsel. Wenn er sich unter die Fenster stellte und nach oben schaute, konnte er ein Stück blauen Himmel sehen.
    Als Sara an diesem Abend zu ihm kam, brachte sie ihm in einem Beutel seine Kleider, Bücher, Schreibpapier, Waschsachen und verschiedene Nahrungsmittel mit. Sie setzten sich auf umgedrehte Kisten und deckten ihr Abendessen auf einem alten Werktisch auf.
    Â»Ist die Polizei noch einmal da gewesen?«, fragte er.
    Â»Ja, nicht lang nachdem ich von der Arbeit nach Hause kam. Ich habe ihnen erzählt, ich wüsste nicht, wo du bist. Wir hätten uns gestritten, und du wärst einfach gegangen.«
    Â»Gut gemacht.«
    Â»Ich hatte das Gefühl, sie glaubten mir. Ich habe geweint, bis es ihnen peinlich wurde und sie aufhörten zu fragen. Sie sagten, sie müssten alle Ausländer der Kategorie B festnehmen.«
    Â»Hast du mit Peter gesprochen?«
    Â»Ich habe ihn angerufen. Er sagte, die Festnahmen erfolgten gemäß der Vorschrift 18b des Kriegsnotstandgesetzes.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Das heißt, dass das Grundrecht auf Anhörung bei Inhaftierung wegen des Krieges aufgehoben ist.«
    Â»Max und Rudi sind abgeholt worden, Anton! Wenn man bedenkt, was Max in diesem Konzentrationslager durchgemacht hat. Und Rubys Freund Aaron ist auch fort.«
    Â»Alle haben Angst vor einer Invasion. Sie haben Angst vor Leuten wie mir. Sie fürchten, dass der Feind in ihrer Mitte lebt, und meinen, sie hätten keine Zeit mehr, die Guten von den Bösen zu trennen. Hier –« Er klopfte auf seinen Oberschenkel. »Komm hierher.«
    Sie setzte sich auf sein Knie. Sie roch nach Kirschen und Vanille.
    Â»Schau mal, was ich habe«, sagte sie und zog etwas aus ihrer Tasche. »Schokolade. Ruby hat sie extra für dich besorgt.« Sie brach ein Stück ab und schob es ihm in den Mund.
    Die Nacht hatte sich hereingeschlichen. Auf Saras Gesicht spielten Licht und Schatten.
    Â»Hätte ich dich doch heiraten können«, sagte er leise. »Das wäre schön gewesen.«

    Â»Die Franzosen wollen mehr Jagdflieger von uns haben«, berichtete Lewis. Er sah Ruby mit seinem schiefen, halb grimmigen Lächeln an. »Das Dumme ist nur, dass wir nicht einmal genug Maschinen haben, um uns selbst zu verteidigen.«
    Sie waren in seiner Wohnung in Mayfair. Lewis, der die letzten achtundvierzig Stunden durchgearbeitet hatte, hatte ein Bad genommen und sich umgezogen, während Ruby Omeletts und einen Salat machte und einen selbst gebackenen Kuchen aus einer Dose nahm.
    Seine Worte erschreckten sie, wie sein Aussehen sie erschreckt hatte, als er gekommen war. Er, der immer so gepflegt war, hatte beinahe unordentlich gewirkt, mit zerknittertem Hemd und unrasiert, mit dunklen Schatten um die Augen.
    Â»Und was tun wir?«, fragte sie.
    Er schenkte ihnen Wein nach. »Wir haben gar keine Wahl – natürlich schicken wir zusätzliche Maschinen. Zum einen

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