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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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sich weiter über Kommunismus oder Mussolini ereiferten. Es machte ihr nichts aus, ihnen Kaffee zu kochen, aber mit der Zeit merkte sie, dass sie nichts von ihr erwarteten, sie als Außenseiterin – vielleicht als mindere Außenseiterin – ansahen. Das traf sie wie ein Schlag; sie war es nicht gewöhnt, als zweitklassig betrachtet zu werden.

    Rubys Zimmer. Ein Mann mit wildem schwarzem Haar, der sagte: »Das Schlimme bei jeder Art von Absolutismus ist, dass er per definitionem das Denken nicht erlaubt. Ganz gleich, ob er religiöser oder politischer Natur ist, Absolutismus beseitigt die Redefreiheit.«
    Ein älterer Mann mit Pfeife versetzte: »Ist denn die Redefreiheit immer so wünschenswert?«
    Â»Aber natürlich«, rief ein dunkelhaariges Mädchen entrüstet. »Du willst nur provozieren, Brian.«
    Â»Der Mensch braucht Lenkung. Vielleicht sollten wir sorgfältiger darüber nachdenken, wem wir die Entscheidungsfreiheit lassen.«
    Â»Ha! Vermutlich nur der Elite, deiner Ansicht nach.«
    Â»Es muss Grenzen geben.«
    Â»Wenn man einmal anfängt, Grenzen zu setzen, ist das ganze Prinzip hinüber.«
    Â»Ich meinte, dem Verspritzen von Hass.«
    Brian drehte seine Pfeife um und kippte die Asche achtlos in eine Kaffeetasse. »Wo wäre denn die Sowjetunion ohne Stalin?«
    Ruby fragte: »Glaubst du, Utopien können nur durch Zwang realisiert werden?«
    Â»Vielleicht.«
    Â»Aber was ist, wenn nicht jeder das Gleiche will wie wir? Du zum Beispiel bist doch der Meinung, Brian, dass alle mehr oder weniger gleich leben sollten. Dass wir in Häusern leben sollten, die alle gleich groß und gleich eingerichtet sind.«
    Â»Ja, ich glaube, das würde eine Menge Probleme lösen – zunächst einmal das der Armut.«
    Â»Aber viele würden es furchtbar finden. Wir könnten uns doch nicht mal darüber einigen, was für Stühle wir haben wollen. Diana würde sich Lehnsessel wünschen, Oliver vielleicht Korbstühle, und Susanne würde wahrscheinlich etwas Modernes und Unbequemes aussuchen.«
    Â»Und Sie? Was glauben Sie?« Die Frage war an Sara gerichtet. Sie kannte die Stimme nicht und blickte auf. Am Fenster stand ein blonder Mann.
    Er stand im Schatten, in eine Ecke des Zimmers gequetscht, und hielt den Kopf eingezogen, weil er zu groß war für die schräge Zimmerdecke. Sara musterte einen Moment sein Gesicht und war gefesselt.
    Â»Oh«, sagte sie, »ich glaube, mir wären Liegestühle am liebsten, weil sie mich ans Meer erinnern.«
    Jemand lachte. »Ich dachte, wir sprächen über Absolutismus«, sagte Brian pikiert.
    Aber der blonde Mann warf ein: »Liegestühle sind eine hervorragende Wahl. Ein Beispiel für erstklassiges Design, einfach und zweckmäßig.« Sara fiel auf, dass er mit Akzent sprach.
    Als sie eine Stunde später ging, war die Diskussion noch in vollem Gang. Ein leichter, aber hartnäckiger Regen fiel auf die Rosen und setzte sich in glitzernden schwarzen Tropfen auf die schmiedeeisernen Geländer. Sie blieb stehen, um ihren Schirm aufzuspannen, und drehte den Kopf, als sie Schritte hinter sich hörte.
    Â»In welche Richtung gehen Sie?«, fragte der blonde Mann. »Darf ich mich Ihnen anschließen?«
    Â»Mein Bruder holt mich ab.« Sara blickte die Straße hinauf, aber Philips Motorrad war nicht zu sehen.
    Â»Aha, ein Bruder. Haben Sie viele Brüder?«
    Sein Haar war dunkelblond, von der Farbe reifen Weizens, und seine grauen Augen blitzten amüsiert. Er war um einiges größer als sie und vermutlich einige Jahre älter.
    Â»Zwei Brüder«, sagte sie. »Aber Theo ist im Ausland.«
    Â»Und Ruby ist Ihre Schwester?«
    Sara schüttelte den Kopf. »Ruby und ich sind gar nicht miteinander verwandt. Wir sind nur Freundinnen. Obwohl ich manchmal das Gefühl habe, sie wäre meine Schwester. Sie hat so lange bei uns gelebt.«
    Â»Ich muss mich entschuldigen, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Anton Wolff.«
    Â»Sara Finborough.«
    Er verbeugte sich leicht und zog ihre Hand an seine Lippen. Die Geste wirkte weder übertrieben noch peinlich, wie sie das vielleicht bei einem Engländer getan hätte.
    Â»Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen, Miss Finborough.«
    Â»Woher kommen Sie, Mr. Wolff?«
    Â»Aus Wien«, antwortete er. »Ich komme aus Wien.«
    Â»Und

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