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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Dann sagte sie: »Ich versuche, meinen Vater ausfindig zu machen. Ich möchte wissen, was ihm zugestoßen ist. Ich meine, Menschen verschwinden doch nicht einfach so. Er muss doch irgendwohin gegangen sein. Ich habe mit Onkel Richard über ihn gesprochen und so lange gebohrt, bis er mir die Wahrheit gesagt hat.« Ruby rief sich das Gespräch ins Gedächtnis: Richard Finboroughs Bemühungen, ihr nicht wehzutun, hatte sie mit ihrer Entschlossenheit zermürbt, alles zu erfahren, was er wusste.
    Â»Was hat er gesagt?«
    Â»Er hat mir erzählt, dass mein Vater Geldprobleme hatte. Das wusste ich schon – meine Mutter wollte damals von Tante Maude Geld leihen. Dad war mit der Miete im Rückstand und hatte einen Haufen Rechnungen nicht bezahlt. Onkel Richard glaubt – er hat es nicht direkt gesagt, aber ich habe es gemerkt –, er glaubt, mein Vater hätte so tief im Schlamassel gesteckt, dass er sich einfach aus dem Staub gemacht hat.«
    Â»Hast du deiner Mutter etwas von deinen Recherchen erzählt?«
    Â»Nein, noch nicht.«
    Â»Ruby…« Theo runzelte die Stirn und sagte dann ungewohnt zaghaft: »Was ist, wenn du etwas Unangenehmes herausbekommst? Etwas, was du vielleicht lieber nicht gewusst hättest?«
    Â»Ich brauche einfach Gewissheit. Meinem Vater kann vieles zugestoßen sein, seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe, das weiß ich. Er hat vielleicht einen Unfall gehabt, oder er ist krank geworden. Er kann sogar tot sein.« Ruby hatte sich gefragt, ob ihr Vater nicht seine Situation als so aussichtslos empfunden hatte, dass er sich das Leben genommen hatte. Aber eigentlich glaubte sie das nicht. In ihrer Erinnerung war er immer so voller Leben.

    Ein kalter, düsterer Samstagnachmittag im November, ein finsterer schwefeliger Himmel. Während Sara vor Rubys Haus wartete, begann es leicht zu schneien. Sie klappte den Kragen des Pelzmantels hoch, den sie sich von ihrer Mutter geliehen hatte, und hörte, wie hinter ihr die Haustür geöffnet wurde.
    Â»Warten Sie auf den treuen Bruder?«, fragte Anton Wolff.
    Â»Ja.« Sara sah auf ihre kleine goldene Uhr. »Er ist sehr spät dran. Vielleicht sollte ich wieder reingehen und bei Ruby warten.«
    Â»Ruby geht mit ihrer Clique ins Kino.«
    Â»Oh.«
    Â»Vielleicht sollten Sie ein Taxi nehmen, Miss Finborough. Aber zuerst könnten wir zusammen Kaffee trinken gehen, wenn Sie Lust haben. Sie sehen aus, als wäre Ihnen kalt.«
    Noch einmal blickte sie die Straße hinauf und hinunter, aber von Philip war immer noch nichts zu sehen. Sie nahm Anton Wolffs Einladung nicht an, weil ihr kalt war – der Pelz hielt sie warm –, sondern weil sie es aufregend fand, mit ihm Kaffee trinken zu gehen.
    Â»Den einzigen guten Kaffee in London gibt es in Soho«, bemerkte er, während er einem Taxi winkte. »Den einzigen guten Kaffee in England, finde ich.«
    Â»Mögen Sie meinen Kaffee nicht?«, fragte sie neckend.
    Â»Sie machen abscheulichen Kaffee. Aber ich mag ihn natürlich sehr.«
    Sie war sich seiner Nähe bewusst, als sie im Taxi neben ihm saß, und sie war sich auch bewusst, dass sie gerade gegen alle Gebote ihrer Mutter verstieß. Sie sagte: »Ich verstehe gar nicht, wo Philip geblieben ist. Vielleicht hat er mich einfach vergessen.«
    Â»Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand Sie vergessen könnte, Miss Finborough. Aber ich habe auch keine Brüder und weiß daher nicht, was in Brüdern vorgeht.«
    Feuchte Schneeflocken glitten die Windschutzscheibe hinunter, während sie schnell durch die Straßen fuhren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand Sie vergessen könnte, Miss Finborough. Er hatte es ganz sachlich gesagt, ohne zu flirten. Die Menschen und Häuser draußen bekamen etwas Irreales, wie die gemalte Kulisse einer Bühne. Schneeflocken wirbelten im Licht der Scheinwerfer. Sara fühlte sich frei, und sie fühlte sich erwachsen, ganz anders als sonst.
    Das Taxi hielt in einer engen Straße. Sie gingen in ein kleines Café, wo Anton mit dem Kellner deutsch sprach. Er lächelte Sara zu. »Mit Ihnen in Ihrem Pelzmantel an meiner Seite kann ich mir beinahe einbilden, im Café Landtmann in Wien zu sein. Dort treffen sich die eleganten Frauen zu Kaffee und Kuchen. Wenn wir jetzt dort wären, würde ich Ihnen guten österreichischen Kaffee bestellen und dazu

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