Das Haus in der Eve-Street
gehabt hatten. Denn auch meine Tante, Tantchen Becca, deren Urgroßeltern aus Irland stammten, war niemals verheiratet gewesen oder hatte je davon gesprochen einen Mann Genüge zu tun.
An diesem einen besagten Abend stürmte es draußen und Mrs. Goodsen war zuerst sehr b esorgt, ob es seiner Frau wohl gut ginge. Hätte er sich wirkliche und wahrhaftige Sorgen gemacht, hätte er wahrscheinlich mich oder einen anderen jungen Mann mit dem Pferd losgeschickt, um nach seiner Frau zu suchen. So verharrte er zuerst im großen Salon, ließ sich aber – weil die Zeit drängte – auf ein Date mit einen von uns Bediensteten ein. Er war von Gelüsten und Trieben beherrscht.
Wir waren insgesamt vier Männer im Haus in der Eve-Street. Der alte Ruben, den er nie fragte, zumindest hat sich Ruben nie etwas anmerken lassen. Er war seinem Arbeitgeber so treu ergeben, er wäre für ihn gestorben, weil er schon in der dritten Generation als Hausdiener bei den Goodsens Arbeit fand. Und nachdem wir die Vorratskammer auf Vordermann gebracht hatten, um der neuen Köchin die Arbeit ein wenig zu erleichten und ihr eine saubere Bestandsliste überreichen zu können, schickte er mich auf meine Kammer und sagte mir gute Nacht.
Ich schlief mit einem zweiten Mann zusammen in einem Zimmer, es hieß Markus und war sehr fromm und freundlich. Seine Aufgabe war die, den Fuhrpark unseres Herrn sauber und ordentlich zu halten und zuführen. Er interessierte sich sehr für die Technik von Maschinen und war ein guter Geselle. Eigentlich war er mit seinem Job sehr zufrieden und ursprünglich wollte er diese Stelle nur solange beibehalten, bis er genügend Geld für eine eigene Wohnung zusammengespart hatte. „Mit einem guten Startkapital bekommst du jede Frau“, sagte Markus immer selbstsicher zu mir und ich habe ihm immer aufmerksam zugenickt. Eine Wohnung oder eine Frau interessierte mich nämlich nicht. Ich wollte nicht fort von hier, ich wollte bei den Goodsens bleiben. Aber Markus hatte sich zu dieser Zeit verändert. Er verbrachte jede freie Minute in der Kirche oder hinter seinen Büchern und wenn ich ihn darauf anredete, was denn los mit ihm sei, dann begann er immer sofort ein Vater-unser zu beten. Ich verstand nicht, was er für ein Problem hatte. Er war 22 Jahre und vielleicht musste er noch ein oder zwei Jahre hart arbeiten und dann hatte er genügend Geld beisammen, all seine Träume zu erfüllen. Er würde eine nette Frau kennenlernen und als Chauffeur bei einem reichen anderen Herrn anfangen oder als Mechaniker in einem Betrieb arbeiten. Die Chancen für ihn standen gut.
Doch Markus zitterte im Zimmer wie Espenlaub. Ich fragte ihn, ob er krank sei, aber er verneinte. Er hatte nur seine Unterwäsche an und eigentlich machte mich dieser Blick immer scharf auf ihn. Aber ich verheimlichte meine Gelüste, weil ich wusste, dass er diese Begierden von Mr. Goodsen nur deshalb über sich ergehen ließ, weil er gut dafür bezahlt bekam. Schweigegeld sozusagen. So versuchte ich ihn zu beruhigen. Ich weiß zwar nicht, ob er wusste, dass ich gerne mit Mr. Goodsen alleine im Schlafzimmer war, aber ich versuchte nicht mit Markus darüber zu sprechen, weil ich wusste, dass er sehr empfindlich darauf reagierte.
So hielt ich ihn im Arm, er weinte und flüsterte mir zu: „Lukas, ich hoffe so sehr, dass er Th omas wählt, nicht mich, bitte nicht mich.“
Ich wusste nicht, wie nah ihm diese Schande, wie man es früher nannte, wenn man auf Männer stand, in Wahrheit ging.
„Sollte er dich auswählen, dann werde ich mich ihm opfern“, sagte ich mit beruhigenden Worten und hoffte, dass er meine Erektion nicht bemerkte.
Thomas, der dritte Mann von uns, war erster Kammerdiener. Er zog und kleidete Mr. Goodsen jeden Morgen an und aus und hatte immer den neuesten und besten Klatsch zu bieten. Er war ein groß gewachsener und stattlicher Mann um die 30. Schon als kleiner Junge hatte er die Anstellung bei der Familie Goodsen erhalten, worüber er sehr froh war. Es war gerade das Jahr der Wirtschaftskrise gewesen, als er die Anstellung bekommen hatte. Mit der neu erworbenen Stelle konnte er seiner Familie mit Geld unter die Arme greifen. An Geld mangelte es der Unterschicht immer.
Doch diese Na cht verlief anders. Ich hatte mich brav, wie es Mr. Goodsen verlangte, bis auf die Unterwäsche ausgezogen und wartete im Zimmer darauf, bis die Tür aufging und er hineinsah. Würde er an unserer Zimmertür vorbeigehen, dann wusste ich,
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