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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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elektrisiert. Zum ersten Mal in ihrem Leben fand jemand sie faszinierend, und sie war völlig in ihrer Ehe aufgegangen, hatte in unendlicher warmer Hingabe gebadet.
    Dass der Sex so schnell zur Routine geworden war, hatte sie gelassen gesehen. David und sie waren Seelenverwandte. Auf die emotionalen Exzesse, die andere Frauen zu erleben behaupteten, konnte sie gut verzichten, wenn sie die Verlässlichkeit und Fürsorglichkeit dagegen aufwog, die David und sie verband. Sie schlief gerne mit ihm, noch mehr Befriedigung aber gab ihr das Zusammenleben.
    Bis vor kurzem.
    Faith ging vom Gas und bog in die sanfte Kurve der Seward Road ein, von der der Kiesweg zu ihrem Cottage abzweigte. David hatte das Haus und die fünfzehn Morgen Wald vor zehn Jahren zu ihrem fünften Hochzeitstag gekauft. Er hatte versprochen, dass sie gelegentlich ohne die Kinder übers Wochenende herfahren würden, aber dazu war es nie gekommen. Also gab sie sich damit zufrieden, das Cottage zu einer zweiten Heimat für die ganze Familie zu machen. Eines Tages, wenn die Kinder erwachsen wären, würden David und sie sich nach Belieben hier einnisten können, um das Feuer ihrer Liebe wieder zu entfachen.
    Aber heute früh hatte sie, während die Sonne am Horizont aufging, darüber nachgedacht, ob womöglich gerade ihre Geduld das Verlöschen dieser Flamme mit verursacht hatte. In den letztenMonaten war ihr ohnehin wenig spannendes Liebesleben vollends versiegt. David reiste noch mehr als sonst, und wenn er zu Hause war und sie sich an ihn schmiegte, gab er vor, zu erschöpft zu sein. Er vertröstete sie auf ruhigere Zeiten, aber ihr wurde bald bewusst, dass er zum ersten Mal in seinem Leben nicht Wort halten würde.
    Sie suchte die Schuld bei sich. War sie zu ungeduldig – oder zu geduldig? Nahm sie zu wenig Rücksicht auf seine angespannte Situation – oder zu viel? Sollte sie fordernder auftreten? David kümmerte sich den lieben langen Tag um die Bedürfnisse anderer, und vielleicht musste er daran erinnert werden, dass seine eigenen Bedürfnisse nicht zu kurz kommen durften.
    Diese Gedanken entluden sich in Aktionismus. In Vorbereitung auf die kommende Nacht hatte Faith Kerzen und Delikatessen, frische Blumen und Massageöl ins Auto gepackt und zu guter Letzt ein Geschenk dazugelegt, das sie sich selbst gemacht, aber noch nie getragen hatte: einen Body aus Spitze, dessen Schleifchen nur darauf warteten, von den Fingern des richtigen Mannes gelöst zu werden.
    Sie bog in die Zufahrt ein und bremste auf Schritttempo ab. In der Ferne glitzerte auf den höchsten Berggipfeln noch immer der Schnee, der nach Thanksgiving gefallen war, aber die Lichtung, auf der das Cottage stand, war mit Kiefernnadeln und trockenem Laub bedeckt.
    Auf eben dieser winterlich braunen Lichtung blitzte Davids silberner Honda Accord hinter einem Baum hervor.
    Faith fuhr bis ans Haus und stellte den Motor ab. Bei ihrem Anruf heute früh hatte sie David im Hotel nicht mehr erreicht und geglaubt, dass sie ihn um ein paar Minuten verpasst hatte – nicht aber um fast einen Tag. Tubbys Bemerkung, er habe ihn am Vorabend gesehen, hatte sie nicht ernst genommen. Aber David war hier, und zwar offenbar schon eine Weile.
    Sie blieb im Wagen sitzen, und ihre Wangen glühten vor Verlegenheit. Sie war davon ausgegangen, dass sie Zeit haben würde, den Abend vorzubereiten. Sie hatte ihn mit Kerzenlicht und sanfter CD-Musik empfangen wollen. Jetzt kam sie sich albern vor. Was sollte sie tun? Das Cottage mit etlichen Einkaufstüten voller Verführungszubehör betreten und hoffen, dass er sie nicht auslachen würde?
    Die Peinlichkeit wich einem noch unangenehmeren Gefühl. Offenkundig war Davids Meeting früher als geplant zu Ende gegangen, sodass er einen früheren Rückflug erwischt hatte. Anstatt nach Hause zu kommen und ihr bei den Vorbereitungen des familiären Weihnachtsfestes zu helfen, hatte er dieses Zeitgeschenk – nicht zum ersten Mal – zu einem Abstecher ins Cottage genutzt, wo er ungestört arbeiten konnte.
    David hatte nicht daran gedacht, dass sie für seine Hilfe dankbar sein würde – oder für die schiere Anwesenheit eines zweiten Elternteils im Hause. Wie so oft in letzter Zeit hatte er seine Arbeit für wichtiger erachtet.
    Fürs Erste wollte sie die Taschen im Auto lassen. Es war an der Zeit, mit David zu reden. Ihrer Ansicht nach fielen Eheprobleme eher in ihre als in seine Zuständigkeit. Wenn es Schwierigkeiten auszuloten und emotionales Neuland zu betreten galt,

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