Das Haus Zeor
gefährlich, nein. Ich mache mir mehr Sorgen über seine Gefährdung, wenn die Nachricht umgeht, was er gemacht hat.“
„Du bist darum besorgt, was die Leute ihm antun könnten? Klyd, wenn sie dasselbe ihm antun würden, was er Feleho angetan hat, wäre es noch zu gut für ihn!“
Klyd blickte Valleroy stirnrunzelnd an. „Manchmal frage ich mich, ob Andle nicht recht hat. Gens sind manchmal abscheulich bösartige Leute.“
Valleroy sprang empört auf. „Jeden Monat einen Gen zu töten – das ist nicht bösartig?“
Klyd lachte, ein einzelner Lautausbruch, kaum mehr als ein Bellen. „Ja, ich schätze, von eurem Standpunkt aus ist es das.“
„Von eurem Standpunkt aus etwa nicht? Wenn Hrel ein Mörder ist und Zeor gegen das Töten einsteht, dann ist Hrel ein Außenseiter. Warum solltest du dich darum kümmern, was mit ihm geschieht?“
Klyd lehnte sich in seinem Sessel zurück und schaute zu Valleroys Augen auf. „Er ist abgetrennt, Hugh. Er gehört uns. Für gewöhnlich entlarven wir Spione, bevor sie so weit kommen. Dieses Mal nicht, und deshalb haben wir jetzt ein echtes Problem. Wenn ich Hrel abschiebe, wird er wieder eure Leute töten. Wenn ich ihn behalte, wird ihn die Erfahrung vielleicht dazu bewegen, die Fronten zu wechseln, und dann haben wir diese Runde wirklich gegen Andle gewonnen!“
„Ist es das Risiko wert?“
„Ich weiß nicht. Ich weiß es einfach nicht.“ Während Klyd seinen Tee beiseite schob, wechselte er das Thema. „Was hast du dort in der Folio-Mappe?“
„Oh, das habe ich fast vergessen. Ich war unterwegs, um es dir zu zeigen, als ich Feleho klopfen hörte. Was hältst du davon?“
Valleroy holte den Entwurf zur Begutachtung heraus. Die Augen des Kanals weiteten sich vor Anerkennung. „Das … ist … schön!“
„Glaubst du, die Weber könnten diese Tiefenwirkung hinbekommen?“
„Möglicherweise. Sie sind sehr geschickt, wenn sie feststellen, daß etwas es wert ist, vollbracht zu werden. Dies ist für Arensti.“ Es war die Feststellung einer so offensichtlichen Tatsache, daß sie kaum der Feststellung bedurfte.
„Danke, Sectuib.“
Klyd erstarrte mitten in der Bewegung und blickte Valleroy forschend an. „Bin ich dein Sectuib?“
„Was heißt das?“
„Würdest du mir spenden?“
Die Entschiedenheit von Klyds Tonfall betonte die Härte in den Augen des Kanals. Valleroy ließ sich ruckartig wieder auf dem Stuhl nieder. „Ich weiß nicht. Das letzte Mal, als mich ein Sime … so … berührt hat, war es entsetzlich. Wenn ich je einem Sime vertrauen könnte, dann bezweifle ich, daß es derjenige wäre.“
„Würdest du Zeor durch einen der anderen Kanäle spenden?“
Valleroy begegnete Klyds Blick, da er versuchte, den Anblick dieser unruhigen Tentakel zu meiden. „Ich möchte es, aber ich weiß nicht, ob ich mich dazu überwinden könnte, es zu tun. Ich werde zittrig, wenn ich bloß darüber nachdenke.“
„Hast du eine Vorstellung davon, wie zittrig ein Sime bei der Abtrennung wird?“
„Ja. Ich habe ein paar gesehen. Schlimmer als Morphium-Entzug.“
„Viel schlimmer. Wenn sie bereit sind, das durchzustehen, um zu vermeiden, eure Leute zu töten, wieviel bist dann du zu ertragen bereit, um ihre Opfer bedeutsam zu machen?“
„Ich verstehe, was du meinst. Ich kann nicht weniger tun, nicht wahr?“
„Viele tun es.“
„Aber sie leben dort draußen.“ Valleroy winkte mit einer Hand Richtung Gen-Territorium. „Und sie wissen nicht einmal von der Abtrennung.“
„Macht dein Wissen einen Unterschied?“
„Ja, Sectuib, ich denke schon.“
„Weißt du, was mit mir geschieht, wenn je bekannt wird, daß ich dich verletzt habe?“
„Hinrichtung?“
„Von einer Art, die Felehos Tod leicht und angenehm aussehen läßt.“
„Ich habe geglaubt, es gäbe nichts Schlimmeres.“
„Tod durch Auszehrung ist … weit schlimmer. Du kannst es dir nicht vorstellen.“
„Ich versuche es besser nicht.“ Auszehrung, dachte Valleroy, das war ein sehr langsamer Tod, denn der Sime-Körper verbrauchte unersetzliche Selyn-Reserven. Valleroy schüttelte sich, fast angeekelt.
„Genau“, sagte Klyd. „Es ist Brauch, daß das Oberhaupt des Haushalts die ersten Spenden nimmt. Solche Oberhäupter sind für gewöhnlich die erfahrensten Kanäle des Haushalts, fähig, dem Ansturm normaler Gen-Ängste standzuhalten. Wie könnte man es erklären, daß du mich mehr fürchtest als jeden anderen Kanal?“
„Ich verstehe. Aber dies ist eine Entscheidung, die
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