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Das Haus Zeor

Das Haus Zeor

Titel: Das Haus Zeor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Lichtenberg
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Recht auf diesen Ring, solange er Zeor nicht durch Klyd gespendet hatte. Insgeheim zweifelte Valleroy noch immer daran, ob er in der Lage sein würde, dies zu tun. Aber aufgrund des Ringes nahmen jene um ihn an, daß er ein formelles Gelöbnis abgelegt hatte, das sein Leben auf immer mit Zeor verband. Das erweckte in ihm denselben Kitzel gewagter Erregung wie Felehos Anrede „Naztehr“ das getan hatte.
    Es war ein gutes Gefühl. Aber gleichzeitig ließ es ihn sich schuldig fühlen. Man sollte sich bei einem solchen Anlaß nicht gut fühlen.
    Entschlossen richtete er seine Blicke auf den Sarg, der auf einer eilig errichteten Bahre in der Mitte des Hofes lag. Er war mit einem Tuch in schlichtem Blau verhängt … Zeors Blau. Die Sonne stieg bereits am klaren Himmel auf.
    Hrel stand neben der Bahre. Er war in einen knöchellangen Umhang in Zeor-Blau, reich bestickt mit den Zeor-Symbolen, gehüllt. Er las aus einem vorbereiteten Text vor. „Dies ist der Anbruch des Ersten Tages in der Todeszählung von Feleho Ambrov Zeor. Möge es überliefert werden, daß er sich hingab, um einen Spender aus den Pferchen zu retten. Möge es weiter überliefert werden, daß er gestorben ist, weil seine Seitlichen abgetrennt wurden … abgetrennt oberhalb der …“
    Hrel würgte an den Worten, und ein Keuchen rieselte durch die Menge der Trauernden. Valleroy sah Mütter ihre Kinder umklammern, als wollten sie sie vor einem ähnlichen Schicksal bewahren.
    Klyd trat vor. Er legte eine Hand auf Hrels Schulter. Hrel hustete einmal, räusperte sich und fuhr fort. „Seit der Zeit von Rimon Farris wurden Grausamkeiten gegen uns verübt, um uns von der Verwirklichung unserer Ziele abzuhalten. Der Rolle von Märtyrern wird der Name von Feleho hinzugefügt werden, der aus seinem eigenen freien Willen Ambrov für Zeor wurde. Laßt seinen Tod unseren Mut nicht brechen. Laßt uns seine Last aufnehmen und weitertragen, so daß sein Tod seinen Feinden nicht wahrnehmbar sein wird.“
    Es gab einen Augenblick der Stille. Dann setzte an zahlreichen Stellen rings um den Hof ein leises Singen ein. Es war eine Melodie, erfüllt von allem Schmerz, den die Menschheit je gekannt hatte.
    Valleroy konnte die Worte nicht voneinander unterscheiden, bis diejenigen in seiner Nähe das Lied aufnahmen. Es war ein einziger Refrain, immer wieder zu Variationen der Grundmelodie wiederholt. „Heute ist der Erste Tag in der Todeszählung von Feleho Ambrov Zeor.“
    Als die Sonne über das Dach aufstieg und ihre ersten Strahlen tastend in den Hof hinab schickte, hoben die Träger den Sarg an. In geordneten Reihen folgten die Menschen dem behängten Sarg auf demselben Weg durch die Räume, den Valleroy am gestrigen Morgen gegangen war, unmittelbar bevor er Feleho zum ersten und letzten Mal begegnete, und dann hinaus auf die frisch abgeernteten Felder.
    Es war eine lange Strecke, weiter in das Gebiet des Haushalts hinaus, als Valleroy bisher vorgedrungen war. Er hatte nicht bemerkt, wie ausgedehnt die Ländereien waren. Sie kamen am Fabrikkomplex vorbei und gelangten auf eine Lehmstraße, die durch gepflegte Felder führte, die meisten nach der Ernte jetzt kahl. Die Prozession erreichte eine sanfte Anhöhe und betrat den Friedhof des Haushalts Zeor, der eine viel größere Fläche einnahm, als eine Gruppe von vierhundert Leuten beanspruchen würde. Es war ein wohlgepflegter Ort, beschattet von hohen Bäumen und von einem ordentlichen weißen Zaun mit einem bogenförmigen Tor geschützt.
    Das Grab war in der Nacht zuvor frisch ausgehoben worden, und man hatte eine Gedenktafel vorbereitet. Als Valleroy über die ordentlichen Grabreihen hinweg schaute, sah er, daß etwa die Hälfte der Tafeln wie die Felehos aus dem dreiteiligen Symbol bestanden, andere jedoch nur aus einem Teil.
    Jeder der Trauergäste warf eine Schaufel Erdreich auf den Sarg. Dann beendeten Hrel und Klyd die Aufgabe gemeinsam, ungeachtet des fliegenden Staubes, der ihre sauberen blauen Umhänge besprenkelte.
    Valleroy stand auf der Seite, als Felehos Witwe, eine schlichte, aber tapfer beherrschte, schwer arbeitende Sime, Hrel für die Leitung dankte und ihren dreijährigen Sohn in den Haushalt zurückbrachte.
    Sie durfte allein gehen, bevor irgendein anderer den Friedhof verließ. Valleroy dachte, dies müsse der einsamste Gang eines Lebens sein, und er entschloß sich, den Mann zu töten, der ihn notwendig gemacht hatte, selbst wenn es den Rest seines Lebens dauerte.
    Die ferne Gestalt der Witwe wurde von

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