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Das Haus Zeor

Das Haus Zeor

Titel: Das Haus Zeor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Lichtenberg
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Oberhaupt von Zeor. Du bist hier der Sectuib, ob es dir gefällt oder nicht. Wir anderen hängen alle von dir ab … und du hängst von Denrau ab. Es wird langsam Zeit, daß du lernst, wann du das Beste für dich selbst nehmen sollst!“
    „Eine Lektion“, sagte Klyd sanft, „die du vor vielen Jahren gelernt, aber wieder vergessen hast.“
    „Niemand ist mehr von mir abhängig.“
    „Ich schon, Großvater.“
    „Hah!“ Es war die Parodie eines Lachens. „Wann hast du schon je einen Rat von mir angenommen?“
    „Jetzt zum Beispiel.“
    „In puncto Denrau …“
    „Nein, in puncto Hrel.“
    „Wer?“
    „Unser neuester Abgetrennter.“
    „Was hat er mit Denrau zu tun?“
    „Nicht mit Denrau, mit Naztehr Hugh.“
    „Naztehr …?“
    „Der Arensti-Gestalter, unser neuester Kandidat.“
    „Der Arensti-Gestalter ist ein Gen?“
    „Du hast es selbst bewilligt, Großvater.“
    „Ich?“
    „Außerdem“, sagte Denrau, „hat dir der Entwurf gefallen, den er vorgelegt hat.“ Verstohlen winkte der Gefährte Valleroy zu, und bedeutete ihm, das Blatt noch einmal hochzuhalten.
    Eine schrumpelige Hand kam hoch, die oberen Tentakel winkten nach der Zeichnung. „Das da? Aber war das nicht der Sieger vom letzten Jahr?“
    „Nein, Großvater. Das ist der Entwurf, den du als diesjährigen Beitrag autorisiert hast.“
    „Oh ja, ganz gewiß ein Sieger. Übermorgen. Ich habe es nicht vergessen. Aber was hat das mit Hrel zu tun?“
    „Wir haben Grund zu glauben, daß er für Andle spioniert hat.“
    „Lächerlich. Abgetrennte spionieren nicht. Sie müssen loyal sein, sonst würden sie es nie schaffen.“
    „Das habe ich auch geglaubt. Aber Naztehr Hugh war derjenige, der Feleho heute morgen gefunden hat …“
    „Tot?“ sagte Großvater, als könne er es noch immer nicht glauben. „Unser kleiner Feleho, abgeschlachtet!“
    „Er war noch nicht tot, als Hugh ihn gefunden hat. Er hatte eine Nachricht für uns.“
    „Er hat gesagt, wer ihn getötet hat?“
    „Vielleicht. Er sagte: ‚Sag Klyd, Hrel spioniert für Andle …’ Diese Entdeckung muß es gewesen sein, die ihm das Martyrium eingebracht hat.“
    „Andle!“ hauchte der alte Mann, und seine Augen waren plötzlich hart. „Andle also hat unseren kleinen Jungen umgebracht! Aber bist du sicher? Dieser neue Gen, er könnte die Zeitformen verwechselt haben, »spioniert« statt »hat spioniert«?“
    „Ich weiß, es erscheint unmöglich, Großvater, aber es kann keine andere Erklärung geben. Es war etwas, das Hugh auf Hrels Abtrennfeier gesagt hat und das mich Feleho zu Andles Organisation hinausschicken ließ. Die einzige Erklärung, warum er gefangen werden konnte ist die, daß Hrel gelauscht und Andle davon berichtet hat … nach der Abtrennung.“
    „Es war eine echte Abtrennung?“
    „Ich habe ihm selbst gedient. Sie war echt.“
    „Dann hat Hrel Feleho auf dem Gewissen.“
    „Offensichtlich.“
    „Aber wir können ihn nicht abschieben.“
    „Nein, das können wir nicht.“
    Der alte Mann legte sich mit einem Seufzer zurück. „Die Zeiten ändern sich. Die Leute ändern sich.“
    „Wie viele Male hast du mir gesagt, die Leute ändern sich nicht?“
    „Das ist wahr. Sie haben sich nicht geändert.“
    „Ich weiß nicht, was ich mit Hrel machen soll. Ich brauche einen Vorschlag, Sectuib.“
    „Diesmal wirst du also möglicherweise einen Rat annehmen?“
    „Du hast eine Lösung?“
    „Bestelle Hrel dazu, Felehos Beerdigung zu leiten.“
    „Aber diese Ehre gebührt …“
    „Normalerweise. Aber dies ist ein Sonderfall. Du kannst mit den Einzelheiten fertig werden, da bin ich sicher.“
    „Ja, Sectuib. Und es könnte klappen … Nein …“ – er erwärmte sich für diesen Gedanken – „… es wird klappen! Das weiß ich!“
    „Gut. Solange du jetzt damit beschäftigt bis, mein Genie zu würdigen, wirst du dir vielleicht auch meinen Rat in puncto Denrau überlegen.“
    „Wenn Charnye dir dienen kann, kann er auch mir dienen.“
    „Charnye wird langsam alt.“
    „Das ist präzise der springende Punkt. Du brauchst Denraus Flexibilität.“
    „Du auch!“
    Die beiden starrten einander mehrere Sekunden lang an, wobei der Zorn deutlich in der Luft zwischen ihnen glitzerte. Dann brachen sie gleichzeitig in Gelächter aus. Es lag keine Heiterkeit in diesem Umschwung, der aber immerhin ausdrückte, daß sie nicht auf entgegengesetzten Seiten, sondern lediglich verschiedener Meinung über die Methode waren.
    Großvater hielt den Atem an.

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