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Das Haus Zeor

Das Haus Zeor

Titel: Das Haus Zeor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Lichtenberg
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den ungeschlachten Schatten des Fabrikkomplexes verschluckt. Die anderen begannen, sich auf das Friedhofstor zuzubewegen, nachdem sie Gräber von anderen, die ihnen lieb gewesen waren, besucht hatten. Einer nach dem anderen schenkten sie Klyd ein paar Worte, gelobten ihm unsterbliche Treue, dankten Hrel und gingen allein oder mit ihren Kindern jenen staubigen Weg entlang zurück.
    Schließlich drehte sich Hrel zu Klyd um, wollte die Worte des Gelöbnisses sprechen, aber Klyd hielt eine Hand hoch, Tentakel deuteten auf Valleroy. Da er mehrere hundert Wiederholungen mit angehört hatte, schaffte er es, das Treuebekenntnis aufzusagen, ohne stottern, aber während seine Worte zu Klyd mit echter Ernsthaftigkeit gesprochen wurden, wurden sie, zu Hrel gesprochen, sinnlose Geräusche.
    Der Sime schien es nicht zu merken. Seine ganze Aufmerksamkeit wirkte nach innen gekehrt, selbst als er Klyd seine Treue gelobte und sich auf den Heimweg machte.
    „Ich verstehe, wie du das mit Hrel meinst“, sagte Valleroy, als sie endlich allein waren. „Es könnte wohl klappen. Aber weiß er, daß möglicherweise er die Ursache für Felehos Ermordung gewesen ist?“
    „Wir hatten ein langes Gespräch miteinander. Wenn er die Ursache war, so weiß er das.“
    „Ich bin froh, daß ich nicht an seiner Stelle bin.“
    „Und er ist froh, daß er nicht an deiner Stelle ist.“
    Valleroy tastete über die Grabtafel. „Sag mir – warum zwei Arten von Tafeln?“
    „Das Dreiblatt wird verwendet, um die Gräber von Märtyrern zu kennzeichnen.“
    Valleroy stieß einen Pfiff aus. „So viele!“
    „Alle haben sich für unsere Prinzipien hingegeben. Das ist ein hoher Preis, in jeder Währung. Man wird sie nicht vergessen.“
    Voller Unbehagen wechselte Valleroy das Thema. „Wieviel von diesem Land gehört zu Zeor?“
    „In dieser Richtung“, sagte Klyd, wobei er nach Süden zeigte, wo das Gen-Territorium lag, „bis ganz zum Fluß. Dort drüben bezeichnen die Hügel unsere Grenze. Auf der anderen Seite der Hofgebäude liegt die Stadt Valzor. Von Valzor bis zum Fluß kennzeichnet nur unsere Zaunlinie Zeors Grenze.“
    „Aber nur dieser kleine Teil ist kultiviert.“
    „Wir dehnen die Fläche jedes Jahr aus, aber es geht nur langsam, wegen des Gesetzes. Wir können nur die aufnehmen, die wir ernähren können. Und es gibt eine Kopfsteuer auf jeden Gen, den wir behalten. Das Geld dient zur Unterhaltung der Pferche. Die Zahl der Simes, die sich uns anschließen, ist sehr klein. Aber trotz alledem wachsen wir. Eines Tages wird das gesamte Territorium abgetrennt sein. Es wird keine Zäune mehr geben, keine Grenzen und keine Perversen.“ Er machte einen tiefen Atemzug, als sammle er sich wieder von den Rändern eines großen Traumes. „Aber jener Tag liegt weit entfernt, und wir haben heute einen Auftrag zu erledigen, an diesem Ersten Tag in der Todeszählung von Feleho Ambrov Zeor.“
    Als sie den Weg zum Hof zurückschritten, sagte Valleroy: „Ich bin heute morgen an den Ställen vorbeigegangen. Unsere Pferde werden inzwischen gesattelt bereitstehen. Du leitest eine straffe Organisation.“
    „So muß es sein, Naztehr“, antwortete Klyd und schritt voraus, um allein zu gehen, wie es die anderen getan hatten. Es war eine fremde Sitte für Valleroy, aber er ehrte sie wie all die anderen. Zweifellos würde er die Bedeutung dessen eines Tages verstehen. Er folgte, wobei er zu Großvaters glänzenden Fenstern mit der Gewißheit hinaufblickte, daß ihn der alte Mann beobachtete, obwohl er fast blind war.
    In Zeors Reisetracht gekleidet, mit robusten Reittieren aus Zeors Ställen, so nahmen sie die Straße über die Felder nordwestlich des Haushalts in Richtung dessen, was Klyd eine Haupt-Landstraße genannt hatte. Als sie diese gegen Mittag erreichten und sich genau nach Norden und Iburan wandten, war Valleroy ein wenig verblüfft festzustellen, daß es eine Kiesstraße war, die entlang eines Weges angelegt war, der vermutlich von den Alten stammte. Sie war entweder gerade oder ganz leicht gekrümmt, und sie verlief genau dort, wo sie wollte, wobei sie sich sogar tief in Hügel grub, um eben zu bleiben. Die Oberfläche bestand aus einer fremdartigen, pulverigen Substanz, offenbar dazu bestimmt, schnell zu trocknen, Pferdehufen guten Halt zu bieten und Wagenräder nicht zu behindern. Nur in der Mitte der Radfurchen war die Kiesgrundlage freigelegt. Die Gens, dachte Valleroy, konnten von den Simes bestimmt das eine oder andere über Straßenbau

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