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Das Haus Zeor

Das Haus Zeor

Titel: Das Haus Zeor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Lichtenberg
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runzligen Hände lockerten ihren Griff und fielen herunter. Der alte Mann war eingeschlafen, noch bevor sie die Decken berührten. Benommen folgte Valleroy Klyd und Denrau, als diese den Raum verließen.
    Draußen lehnte sich der Kanal, der mit Denrau erleichterte Blicke austauschte, schwer gegen die geschlossene Tür. Der Gefährte musterte Valleroy einen Moment lang, und dann sagte er zu Klyd: „Solide Nager! Ich konnte die Oszillationen durch den ganzen Raum hindurch spüren! Klyd, er ist senil.“
    „Ich weiß. Ich habe geglaubt, er würde es mich nie versprechen lassen!“
    „Du hast ihn genau richtig behandelt.“
    „Niemand behandelt Großvater. Er hat noch immer den besten Verstand in ganz Zeor. Hrel soll Felehos Beerdigung leiten!“
    „Ich gebe zu, das ist pures Genie, und es könnte sogar klappen, aber bis morgen wird er vergessen haben, wer Hrel ist.“
    „Deswegen braucht er dich, nicht Charnye.“
    „Bist du sicher, daß du riskieren willst, so zu reisen?“
    „Ich sehe keine andere Möglichkeit. Wir werden rechtzeitig genug zurück sein, um alle Vorsichtsmaßnahmen für Yenava treffen zu können.“
    Denrau zuckte mit den Schultern. Dann drehte er sich zu Valleroy um und sagte in fast einwandfreiem Englisch: „Ich glaube nicht, daß wir einander formell vorgestellt worden sind, aber Zeor übt sich nicht sonderlich in Förmlichkeit.“
    „Das habe ich bemerkt. Ich bin sehr geehrt, Sie kennenzulernen.“
    „Und ich, Sie kennenzulernen.“ Er deutete auf die Arensti-Folio-Mappe, die er drinnen aufgehoben hatte. „Ich werde das hier ins Büro der Weberei bringen. Es ist wirklich eines der großartigsten Stücke, die ich je gesehen habe. Ein sicherer Gewinner.“
    „Danke. Ich hoffe es … um Zeors willen.“
    Denrau ging auf die Kolonnade zu, aber dicht bei den Vorhängen drehte er sich um und lächelte. „Ich werde mich auf Ihre Verpflichtungsfeier freuen. Es dürfte eine interessante Sache werden.“ Dann ging er.
    „Ich glaube“, sagte Valleroy langsam, „er setzt nicht viel Vertrauen in mich.“
    „Ich im Moment auch nicht. Hör zu, Hugh, wenn du deinen Auftrag hier zu Ende führen willst, mußt du diese Angstreaktion beherrschen lernen. Hier …“ Er nahm Valleroys Hände und wickelte Tentakel um die Handgelenke des Gen. „Verstehst du, was ich meine?“
    Valleroy zuckte vor der intensiven Berührung des Simes zurück, sein Herz schlug wieder wie rasend. Die muskulösen, ihn berührenden Tentakel waren von einer unglaublich weichen, trockenen, glatten Haut bedeckt, die einer Samthülle über Stahl glich. Sie hinterließen eine bleibende Empfindung auf Valleroys Haut, die seine Haare zu Berge stehen ließ.
    „Hugh, ich lese nur den Anstieg … und das, obwohl ich keinen Seiten-Kontakt aufgenommen habe. Wovor hast du überhaupt Angst?“
    Valleroy versuchte, sein Herz zu zwingen, langsamer zu schlagen.
    „Wenn du wirklich vorhast, als mein Gefährte zu reisen, wirst du dich daran gewöhnen müssen, mich zu berühren.“
    „Es ist Brauch des Haushalts, den Kontakt zu meiden …“
    „Das ist für untrainierte Gens. Ein Gefährte muß wissen, wann es erlaubt ist und wann nicht … ohne, daß es ihm gesagt wird.“
    „Nun, ich bin nicht ausgebildet.“
    „Deshalb sage ich es dir. Wegen deines … Unfalls … sind wir beide, du und ich, phasengleich. Als mein Gefährte bist du zu denselben Freiheiten berechtigt, wie Denrau das wäre.“
    „Ich weiß mich nicht wie ein Gefährte zu benehmen.“
    „Die Vorstellung für die Nichtgetrennten erfordert nicht sonderlich viel Können. Bleib nur in der Nähe. Du wirst lernen.“
    Als Valleroy Klyd in den Hof hinunter folgte, war er sich überhaupt nicht sicher, ob er lernen wollte … aber er war sich auch nicht sicher, daß er es nicht wollte.

 
Zähle die Tage meines Todes
wie ich die Tage meines Lebens zählte
     
     
     
    Das Morgengrauen fand den zentralen Innenhof des Hauses Zeor mit der größten Versammlung angefüllt, die Valleroy bisher dort gesehen hatte. Er vermutete, daß sämtliche vierhundertsoundsoviel Mitglieder, alle ihre Kinder und die meisten der Kandidaten anwesend waren. Aber die Stimmung war düster, erfüllt von einer schwelenden Entrüstung, die allein von dem überwältigenden Kummer im Zaum gehalten wurde … Feleho war ein sehr beliebter Sohn Zeors gewesen.
    Valleroy war sich des Zeor-Siegelringes sehr bewußt, der jetzt seine rechte Hand zierte, und er teilte ihre Gefühle. Streng geurteilt hatte er kein

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