Das Haus Zeor
könntest noch ein Wunder vollbringen und etwas trockenes Feuerholz für uns finden?“
Plötzlich ernst, maß Valleroy den Stand der sinkenden Sonne und überblickte dann den Hügelhang. Auf den ersten Blick hatte er so einladend trocken ausgesehen, aber jetzt fiel ihm auf, daß jeder Fleck Boden vom schmelzenden Schnee durchnäßt war. „Suchen wir eine Höhle. Vielleicht gibt es darin ein paar Blätter oder so etwas.“
„Vielleicht gibt es hier keine Höhle.“
„Dies ist dieselbe Gesteinsart wie auf der anderen Seite der Bergkette … und schau dort hinüber. Löcher. Eines davon muß tief genug sein …“
Der Kanal hänselte ihn: „Ich habe um ein Wunder gebeten. Ich passe lieber auf, wonach ich als nächstes frage. Hilf mir mit dieser Decke.“
Gemeinsam knoteten sie die Ecken zusammen und bildeten eine einfache Schlaufe, durch die sie einen Ast schieben und die Decke somit zwischen sich tragen konnten. Die Höhlen, die Valleroy entdeckt hatte, lagen mehrere hundert Meter westlich von ihnen und ein bißchen weiter hangaufwärts.
Die letzte Viertelmeile bergauf schien viel mühsamer zu ein als der Aufstieg des Morgens. Valleroy spürte jeden einzelnen Muskel schmerzen, und als er versuchte, seine ganze verbliebene Kraft in diesen Aufstieg zu legen, zitterten seine Glieder vor Erschöpfung. Schließlich half ihm Klyds feste Hand den letzten Gesteinsrutsch hinauf, dann konnte er sich auf dem flachen Plateau in einem schwindenden Flecken Sonnenlicht ausstrecken.
Valleroy wußte, wenn der Kanal nicht gewesen wäre, wäre er einfach genau hier eingeschlafen und glücklich lächelnd in der Nacht erfroren. Aber er konnte nicht aufgeben, solange sich Klyd weigerte, auch nur das geringste Zeichen von Ermüdung zu zeigen. Er biß die Zähne zusammen und stemmte sich hoch. Sie brauchten Feuerholz und trockene Kleidung.
Als sie ihre Äpfel im Innern der Höhle deponierten, sagte Klyd: „Wir haben wirklich Glück. Keine Bewohner, die uns unseren Anspruch streitig machen, und sogar ein bißchen Laub zum Anzünden. Du gräbst uns eine Feuerstelle, und ich halte nach Holz Ausschau.“
„Nein“, schüttelte Valleroy hartnäckig den Kopf. „Du wirst bald die Not bekommen. Spar deine Kraft. Ich werde gehen.“
Klyd neigte in höflich unterdrückter Belustigung den Kopf, lehnte sich an einen Felsblock, und Valleroy machte ein paar wacklige Schritte auf ein nahes Dickicht zu. Die zitternden Beine gaben nach. Kopfüber stürzte er über einen umgefallenen Baumstamm. Bevor sein Kopf auf den Boden schlug, war der Kanal da und stoppte seinen Fall. „Also das, Naztehr, hat mehr Selyn gekostet, als wenn ich das Holz lediglich selbst geholt hätte. Um mich so schnell zu bewegen, mußte ich meinen Körperumsatz auf eine versiebenfachte Selyn-Verzehrrate steigern.“
Erzürnt saß Valleroy da, die Ellenbogen auf die Knie gestützt. „Nun, du hättest nicht zu steigern brauchen, um mich zu retten! Ich bin nicht gerade der schlechteste Stürzer, weißt du!“
„Wir können uns keine Verletzungen leisten. Deine Sicherheit ist für mich so wichtig wie meine eigene. Wirst du nun gehen und zusehen, ob du eine Feuerstelle ausheben kannst? Nächstes Mal könntest du kopfüber den Berg hinunter fallen, und man würde nie wieder von dir hören!“
Gekränkt erwiderte Valleroy: „Ich nehme an, dir kann das nicht passieren?“
„Simes haben einen besseren Gleichgewichtssinn und einen verläßlicheren Tastsinn als Gens.“
„Ich nehme an, du bist auch nicht müde?“
„Nein, ich bin nicht auf dieselbe Weise müde wie du. Ich bin erschöpft, ja, und die Not kommt mit Riesenschritten näher. Aber im Gegensatz zu dir habe ich mich nicht über normale Grenzen hinaus verausgabt. Und ich bin nicht so hart von der Kälte betroffen – bis jetzt.“
Valleroy plante einen sarkastischen Kommentar, zügelte sich aber mitten im Atemzug. Sie würden beide erfrieren, wenn sie sich nicht aufwärmen konnten. Es war sinnlos zu streiten. „Ja, Sectuib.“
„Das hört sich schon besser an.“ Der Sime stieg zu einem vielversprechenden Krüppeleichen-Gehölz den Hang hinunter und war sich offenbar nicht bewußt, daß sich Valleroy ärgerte, weil man ihm sagte, was er tun sollte.
Valleroy rappelte sich auf und wischte den an ihm klebenden Dreck ab. Fast hätte er sich seinen dummen Hals gebrochen, und er war wütender über sich selbst als über Klyds selbstgefällige, herablassende Haltung. Schließlich, überlegte er, hat der Kanal ein
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