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Das Haus Zeor

Das Haus Zeor

Titel: Das Haus Zeor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Lichtenberg
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einer übervölkerten Welt geben. Die Bücher der Alten liefern einen großen Berg Daten, der bis hin zum Auftreten der ersten Simes verläßlich ist. Danach ist alles, was man herausbekommen kann, daß sich offiziell niemand vorzustellen vermochte, woher die Mutation kam. Deshalb wissen wir es ganz einfach nicht.“
    „Was passiert, wenn ihr diese giftigen Gemüse in eurer Ernährung einfach unterschlagt?“
    „Ungeheuer verkürzte Lebensspanne.“
    „Also tragen auch Ackerbau und kulinarische Kunst zu Zelerods Weltuntergang bei?“
    „Du hast ja so recht, Naztehr. Nimm etwas Suppe. Ich glaube, die Äpfel sind fertig.“
    Sie schliefen in dieser Nacht unter beiden Decken zusammengekauert Haut an Haut und ließen ihre Kleider zum Trocknen auf der Stange. Valleroy erwachte in der Nacht. Da er nicht wieder einschlafen konnte, beobachtete er anhand der scharfen Schatten, wie der abnehmende Mond über dem Höhleneingang weiterkroch. Er war sich eindringlich des warmen Körpers neben sich bewußt.
    Als er an jene erste Nacht außerhalb Zeors zurückdachte, erinnerte er sich, wie steif er neben dem Sime gelegen hatte. Sein Verständnis von Klyd war jetzt anders. Der Kanal war ein Mann, einer Aufgabe verschrieben, die er geerbt, nicht gewählt hatte. Diese Aufgabe hatte seine Seele stärker im Griff als die stählernen Tentakel eines angreifenden Simes. Wäre ihre erste Begegnung nicht gewesen, Valleroy hätte Klyd für wahrhaft körperlich unfähig gehalten, einem Gen etwas anzutun.
    Erst jetzt war Valleroy in der Lage zu begreifen, was für eine traumatische Erfahrung es für Klyd gewesen war, ihm diese Verletzung zuzufügen. Wenn er einige der Bemerkungen, die er über Klyds Verhalten unmittelbar danach gehört hatte, mit den Dingen verglich, die er in Imil erfahren hatte, dann konnte er in seinem Geist ein Bild entstehen sehen.
    Und als Valleroy dalag und die Schatten von dahintreibenden Wolken beobachtete, setzte er dieses Bild zusammen, wie er dies mit einem von Stacys Zusammensetz-Phantombildern machen würde. Es war das Bild eines Mannes, dessen Verantwortung größer war als seine Fähigkeiten. Ein Mann, dessen größter Vorteil ein unbesiegbares Selbstvertrauen war. Ein Mann, dessen Selbstvertrauen durch eine Fehlberechnung in einer kalten, regnerischen Nacht zerschlagen worden war – einer von der Not geplagten Nacht.
    So langsam, wie sich Valleroy von dieser Verletzung erholt hatte, hatte sich auch Klyd erholt. Da nur ein Gefährte einen Kanal beim Transfer übersteuern konnte, mußte Klyd davon überzeugt sein, daß Valleroys Talente als Gefährte dafür verantwortlich waren, ihm, dem Kanal, die Kontrolle über den Selyn-Strom entrissen zu haben. Als Reaktion auf Klyds vernunftgemäße Erklärung, dachte Valleroy, habe ich tatsächlich ein paar elementare Fähigkeiten entwickelt, besonders die Art gelassenen Vertrauens, die es mir möglich macht, mit einem fast die Not habenden Sime eine Decke zu teilen. Er fragte sich, was seine Mutter davon gehalten hätte. Seine Hand suchte das Sternenkreuz, das noch immer unter seinem Unterhemd um seinen Hals hing, und er schlief verwundert ein.
    Beim ersten Licht des Morgengrauens packten sie die restlichen Äpfel ein und brachen über die Talsohle hinweg auf. Klyd warnte vor einer Konzentration von Sime-Reitern im Westen, schätzte aber, daß sie sicher den Hang der anderen Bergkette hinter sich gebracht haben würden, bis die Reiter nahe genug herankamen, um ein Feldgefälle auszumachen. Als Kanal konnte Klyd die Vorzeige-Gefälle-Nager bis zu einem gewissen Grad kontrollieren. Er hoffte, dies würde ausreichen, sie an den Ausläufern des Kordons vorbeizubringen.
    Valleroy merke, daß er noch von der Anstrengung des Vortages geschwächt war. Zwei Wochen im Bett und zwei weitere als Kranker zu verbringen hatten ihm nicht gerade die Kondition für Querfeldein-Marathonläufe gegeben. Aber jetzt war er nicht mehr krank, und deshalb war er, als der Tag fortschritt, in der Lage, auf innere Kraftreserven zurückzugreifen. Noch einige Tage, ein oder zwei anständige Mahlzeiten, und er würde wieder in Form sein.
    Die Mahlzeiten waren es, die ihm am meisten Sorge bereiteten. Klyd beharrte weiterhin darauf, die bevorstehende Not habe bereits seinen Appetit zunichte gemacht, aber Valleroy spürte, daß sogar ein Sime-Körper von ein paar kräftigen Kalorien profitieren würde. Er wollte anhalten und ein paar Kaninchenfallen auslegen, aber er wußte, Klyd würde allein von dem

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