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Das Haus Zeor

Das Haus Zeor

Titel: Das Haus Zeor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Lichtenberg
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einem Schatten zum anderen, als brauche er lediglich an eine Stelle zu denken, um sogleich dort zu sein, ohne den Boden dazwischen zu berühren. Valleroy geriet in schwere Bedrängnis, den Abstand zu halten, von dem Klyd errechnet hatte, daß er ihre kombinierten Feldresultate auf einer unverdächtigen Höhe mit derjenigen der Runzi halten würde. Aber Valleroy versuchte, Schritt zu halten. Bei diesem Vorhaben zog er sich einen verzerrten Knöchel zu, der ihn finster fluchen ließ.
    Der Kanal wurde nicht einmal langsamer, um den Unfall zu erkunden. Auch verringerte er das Tempo nicht, damit es Valleroys hinkendem Fortkommen angepaßt war. Der Gen mußte sich immer wieder daran erinnern, daß jetzt die Not seinen Partner antrieb. Nur ein anschleichendes Raubtier, auf sein Ziel konzentriert, konnte sich mit einer solchen Leichtigkeit durch die Nacht bewegen. Klyd hielt seine Aufmerksamkeit auf das Ziel vor sich gerichtet, und versuchte so zu vermeiden, Valleroy auf der Stelle zu qualifizieren.
    Und Valleroy war sich seiner Fähigkeit, sich zu qualifizieren, nie weniger sicher gewesen. Er hatte kühn zu dem Mädchen gesprochen, sich einen Gefährten genannt, und er hatte sich stolz gefühlt in diesem Moment. Aber mit jeder weiteren Stunde wurde er sich der Anzeichen, daß Klyds Not über seine Kontrolle hinauswuchs, immer bewußter; der gehetzten, flackernden Augen, deren Blicke ruhelos hin und her jagten, Entfernungen maßen, sich aller Dinge überdeutlich bewußt; der Seitlichen, die bei der geringsten Selyn-Feld-Veränderung fast kaum wahrnehmbar zitterten; und des vage sichtbaren Pochens der Ronaplin-Drüse. Selbst die Stimme des Simes verreit eine Anspannung, die Stunden zuvor noch nicht dagewesen war.
    Während Valleroy beobachtete, wie dieser Wandel den Kanal überkam, begann er wieder zu bezweifeln, daß er fähig sein würde, sich der Prüfung zu stellen, wenn sie kam. Das hier war wieder der Mann, dem er in jener lange zurückliegenden Nacht im Regen begegnet war. Seit dem zweiten Mal, daß er Klyd gesehen hatte, war der Kanal ein anderes Wesen geworden. Ruhig, stark, selbstsicher, pflichtbewußt, aber nie fordernd. Er konnte arrogant und unerträglich autoritär sein, doch nie habsüchtig, gierig oder unüberlegt gefühllos. Aber jetzt, dachte Valleroy, ist Klyd wieder dieses hyperaktive Raubtier geworden, auf nichts anderes außerhalb des persönlichen Überlebens bedacht. Dieses Mal würde sich die Verwandlung sogar noch weiter vollziehen.
    In seine Gedanken versunken, stolperte Valleroy dahin, wobei er auf den Boden direkt vor seinen Füßen starrte. Deshalb war es ein doppelter Schock, als er gegen einen ausgestreckten Arm stieß. Er sprang zurück, stolperte und ging neben einem umgestürzten Baumstamm zu Boden. „Hugh! Was ist mit dir los?“
    „Du hast mich erschreckt!“
    „Still jetzt. Die Berge wimmeln vor Runzi.“
    „Ich sehe niemanden.“
    „Gens!“ schnaubte Klyd. „Sie sind alle gleich. Blind, taub und blöde.“
    „Spar dir die Beleidigung. Lotse uns nur hier heraus.“
    „Von hier aus steigen wir abwärts. Paß auf, wohin du trittst.“
    „Genau das habe ich bisher schon getan.“
    „Wenn dir dein Leben etwas wert ist, dann halte den Abstand!“
    „Ja, Sectuib. Aber du wirst langsamer gehen müssen. Ich habe mir den Knöchel verzerrt. Ich glaube, er schwillt an.“
    „Wir werden uns darum kümmern, wenn wir nach Hause kommen. Inzwischen ignoriere ihn.“
    Valleroy knurrte nur und setzte sich wieder in Bewegung, hinter dem Kanal her. Er versuchte, seinem Partner zu vergeben. Es mußte für einen Sime leicht zu vergessen sein, daß Gens Verletzungen nicht einfach ignorieren konnten. Er knirschte mit den Zähnen und konzentrierte sich darauf, Schritt zu halten. Ein Fehltritt konnte einen langen Sturz bedeuten.
    Aber es war nicht der Gen, der den Sturz machte. Klyd trat auf eine vorspringende Felsplatte und machte sich bereit, sich über die Kante hinunter rutschen zu lassen. Gerade als er auf dem Rand in die Hocke ging, kippte die ganze Felsplatte und entwurzelte ihr tief eingegrabenes Ende! Blitzartig sprang der Sime seitwärts aus der Bahn der fallenden und rutschenden Steine, aber er war nicht schnell genug. Das Geröll riß ihn kopfüber beinahe fünfzig Meter bergabwärts, wo er von einem einzelnen, knorrigen Baumstamm aufgehalten wurde. Die Kaskade aus Gestein wirbelte weiter den Abhang hinunter. Dahinter kam, kletternd und rutschend, Valleroy.
    Valleroy ergriff einen

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