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Das Haus Zeor

Das Haus Zeor

Titel: Das Haus Zeor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Lichtenberg
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schweren Ketten zu achten, begann Valleroy, es in sich hineinzuschaufeln, bemerkte dann aber, daß Klyd ihn beobachtete. Er schaute sich um und stellte fest, daß ihn auch die anderen Simes anstarrten. Versuchsweise scharrte er mit dem Löffel über den Teller, wobei er ihre Reaktion aus den Augenwinkeln heraus beobachtete. Es war kein vergiftetes Essen, nein. Aber eine Menge davon war allein für Simes. Er aß gierig, jedoch nur die Dinge, die er kannte.
    Knapp bevor er sein Mahl beendet hatte, eskortierte eine andere Runzi-Gruppe einen neuen Gefangenen in das Lager. Es war das junge Gen-Mädchen, das bei ihnen in der Hütte Zuflucht genommen hatte. Sie war in einem derartigen Zustand der Hysterie, daß sie sie nicht einmal erkannte. Aber nicht das schreiende, sich wehrende Mädchen war es, das Valleroy schockierte. Es war auch nicht die Art ihrer Besitzübergabe. Es war Klyds Reaktion auf dies alles.
    Sie wurde zwischen die anderen beiden Gefangenen in die Arena gestoßen. Mantel und Jacke wurden ihr heruntergefetzt, was ihre Haut der Kälte entblößte. Dann trat der Anführer der Menschenjäger vor, um sie zu untersuchen, und dabei las er offenbar ihr Feld ab. Er überblickte seine Männer, sonderte einen aus, der offensichtlich die Not hatte, und stieß die beiden zusammen – ein Banditenführer, der die Beute zuteilte.
    Angewidert vor Faszination sah Valleroy zu, aber er beobachtete auch Klyd. Der Ausdruck auf dem Gesicht des Kanals lähmte ihn. Klyd war ein unvoreingenommener Wissenschaftler, der einer Versuchsvorführung beiwohnte. Er war ein Chirurg, der eine Sezierung begutachtete. Er war ein Schauspieler, der einer Vorstellung zusah, um ihre künstlerische Wirkung zu beurteilen, der jedoch gegen jede emotionelle Beteiligung völlig immun war. Sein Gesicht zeigte nicht die Spur eines menschlichen Wesens, das einem Mord zusah.
    Alles war innerhalb von ein paar Sekunden vorbei. Als der Sime näher kam, erreichte die Hysterie des Mädchens ihren Gipfelpunkt. Valleroy konnte blaue Flecken sehen, wo sie geschlagen worden war. Bitter dachte er daran, daß man sie wahrscheinlich auch vergewaltigt hatte. Als der Sime sie packte, Begierde in jeden Muskel geschrieben, rollten ihre Augen hoch. Valleroy glaubte, sie wäre ohnmächtig geworden und würde den Sime so um seine Angst-Ration betrügen. Aber der Nichtgetrennte berührte eine Stelle an ihrem Hinterkopf. Sie begann wieder, sich zu wehren, wild und verzweifelt. In diesem Augenblick schlug das Raubtier zu. Ihre rasende Bewegung machte es ihm unmöglich, in Lippenkontakt zu treten. Er nahm seinen fünften Punkt von ihrer Wange ab. Das Ergebnis war dasselbe. Ein Augenblick knochenknackender Starre, gefolgt von sofortigem Tod.
    Der Mörder nahm den erschlafften Haufen Stoff und Fleisch lässig auf, ein winziges Bündel, und ging zu dem Massengrab des Schlachtfeldes davon, das gerade zugeschaufelt wurde.
    Der Anblick, wie er sich dieses unwichtigen Stück Abfalls entledigte, prägte sich schmerzhaft für immer in Valleroys Gedächtnis ein. Aber die Miene auf dem Gesicht des Kanals war noch schlimmer. Klyds Gesichtsausdruck war etwas, für das man keine Vergeltung üben konnte. Es war kein Verrat, für den ein Gericht verurteilen konnte. Es war eine Desillusionierung, die Valleroys neu gefundene Ideale ins Chaos schleuderte.
    Sein Verstand war aufgewühlt, Fragmente von Schönheit wurden verworfen, die gerade begonnen hatten, Bedeutung für ihn zu haben. Eine Sime-Gen-Union? Unmöglich. Die Haushalte unter einem verstärkten Tecton zusammengeschlossen, Zelerods Weltuntergang zu vereiteln? Warum sich die Mühe machen? Eine stolze Stellung, als der Gefährte eines Kanals zu dienen? Abstoßende Vorstellung. Er wollte schreien. Er wollte sich übergeben. Er wollte sich die eigene Kehle aufschlitzen.
    Statt dessen marschierte er. Angekettet trottete er hinter einem pferdegezogenen Einsitzer her. Ein paar Fuß hinter ihm kam ein anderes Pferdegespann, noch ein Einsitzer, und danach Klyd, ebenfalls in Ketten.
    Valleroys Kleider wurden staubverkrustet. Er war ungestüm froh, daß er Zeors Farben bedeckte. Er wollte diese Uniform herunterreißen und sie vergraben. Sein versteifter Knöchel lähmte vor Schmerz sein Bein. Er war froh darüber, weil das seine Gedanken von dem Jucken an der Stelle ablenkte, wo er sich die Blicke des Kanals auf seinem Rücken einbildete.
    Er ließ sich ins Elend sinken, suchte Vergessen. Er machte sich nicht einmal die Mühe, seine Blicke zu

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