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Das Haus Zeor

Das Haus Zeor

Titel: Das Haus Zeor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Lichtenberg
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bestimmte schließlich die Richtung: bergabwärts von der Hütte. „Er ist in dieser Richtung unterwegs, aber leicht östlich von uns. Er wird die Hütte verfehlen. Gehen wir.“
    „Wohin?“
    Klyd schleuderte seine Decke beiseite und zog in einer flüssigen Bewegung seine Stiefel an. „Ihn holen. Ich kann ihn nicht in das Tal voller Runzi hinunterwandern lassen.“
    Unsicher, weshalb der Kanal entschlossen war, ihr Leben für einen verirrten Gen zu riskieren, folgte ihm Valleroy durch die Tür hinaus. Was immer Klyd für Gründe hatte, Valleroy pflichtete deren Gewichtigkeit bei.
    Der jüngste Schneefall hatte stellenweise Eisflecken hinterlassen. Selbst der helle Mond zeigte sie nicht alle. Bis sie den verzweifelten Flüchtling entdeckt hatten, hatte Valleroy ein neues Sortiment blaue Flecken gesammelt. Er war sehr froh, daß sie beschlossen hatten, nicht bei Nacht zu reisen.
    Sie hockten sich hinter einen Felsen nieder und paßten auf. Die winzige Gestalt, die zu ihnen heraufkletterte, rutschte bei jedem Schritt nach vorn fast zwei Schritte zurück. Aber unverzagt oder auch verzweifelt – sie fuhr fort, sich Zoll für Zoll den rutschigen Eis- und Geröllhang heraufzumühen. Die Dunkelheit verhinderte, daß der Flüchtling den leichteren Weg nur ein paar hundert Meter westlich sah.
    Klyd sagte: „Wenn er mich entdeckt, wird er wahrscheinlich wegzulaufen versuchen. Das könnte auf solchem Geröll fatal sein. Und seine Angst wäre für die Runzi wie ein Leuchtfeuer.“
    „Stimmt. Was machen wir?“
    „Ich sage dir ihre Erkennungsparole. Du gehst hinunter, ihm entgegen. Bring ihn zur Hütte, aber achte darauf, daß du ihn gut auf meinen Anblick vorbereitest.“
    „Wie kommt es, daß du ihre Erkennungsparole kennst?“
    „Das ist jetzt nicht wichtig. Sprich ihn also Thrino an. Aber beruhige ihn um jeden Preis. Sein Feld ist nicht so hoch, aber die Furcht, die er schon ausstrahlt, ist dennoch zu auffallend.“
    „Folgt ihm irgend jemand?“
    „Nicht in meiner Reichweite.“
    Diese Reichweite war beträchtlich, deshalb sagte Valleroy: „Gehen wir.“
    Klyd legte die Hände um den Mund und gab die perfekteste Nachahmung eines Eulenrufes von sich, die der Gen je gehört hatte. Er wiederholte den Ruf dreimal und dann abermals dreimal in einer Reihenfolge, die gerade noch ein bißchen zu regelmäßig war, um völlig natürlich zu sein.
    Die kletternde Gestalt hielt an und lauschte.
    „In Ordnung, Naztehr“, sagte Klyd. „Los.“
    Als Valleroy aufstand, um seine Silhouette zu zeigen, huschte Klyd zurück, wobei er jeden Rest Deckung nutzte, um seinen Rückzug unsichtbar zu machen. Valleroy suchte methodisch seinen Weg zu der wartenden Gestalt hinunter, und rief leise: „Thrino, du hast den Unterschlupf verfehlt. Ich führe dich hin. Hier entlang.“
    Valleroy näherte sich der dunklen Gestalt und deutete nach Westen auf den besseren Felsengrund. Die Gestalt machte keine Annäherungsbewegung. Valleroy entblößte die Arme und breitete sie im Mondlicht aus. „Ich will dir nichts tun.“ Er wagte, ein wenig näher heranzukommen. Der andere bewegte sich nicht, aber es war die Regungslosigkeit eines verängstigten Tieres, bereit, bei der geringsten Bedrohung davonzuspringen.
    Valleroy versuchte, Klyds beruhigende Art nachzuahmen. „Komm zum Unterschlupf. Dort ist es warm. Es gibt Essen dort. Es ist sicher dort.“
    „Wie hast du mich gefunden?“
    Valleroy war jetzt nahe genug, daß er die von jenen jugendlichen Fäusten gehaltenen Steine sah … die Arme angewinkelt und bereit. Die Stimme des Flüchtlings war kaum mehr als ein Flüstern, aber hoch wie die eines Kindes. „Du hast in diesem lockeren Geröll eine Menge Lärm gemacht“, sagte Valleroy. „Dort drüben ist der Boden sicherer.“
    „Wer bist du? Was machst du hier?“
    Zur Antwort angelte Valleroy das Sternenkreuz hervor und ließ es im Mondlicht baumeln. „Hast du dies schon einmal gesehen?“
    Die Antwort war ein erkennendes Keuchen und ein Nachlassen des verkrampften Griffes um die Wurfsteine.
    Valleroy lockte: „So eines wartet im Unterschlupf auf dich. Komm.“
    Langsam arbeitete sich das Kind zu Valleroy hinüber, nachdem es die Steine hinter sich hatte fallen lassen. Valleroy streifte seine Jackenärmel herunter und fröstelte. Er bedauerte, daß er seinen Mantel zurückgelassen hatte.
    „Wer bist du?“ Die Stimme des Kindes zitterte leicht.
    „Mein Name ist Hugh Valleroy. Und deiner?“
    „Ich habe keinen Namen. Ich bin ein

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