Das Haus Zeor
näherte. Valleroy begann, es zu genießen, sein Publikum in Bann zu halten, aber unvermittelt brachte er echte Sorge um Klyds Gefühle auf. Er versuchte, den Eindruck auszustrahlen, daß er dienen wollte.
Offenbar gelang ihm das zu gut.
Gleichzeitig flüsterte Klyd: „Mäßige dich. Du führst mich in Versuchung.“ Und der zuletzt Angekommene, der der Anführer zu sein schien, brüllte: „Es reicht, Perverse! Auseinander mit euch!“
Klyd antwortete ruhig: „Ein Kanal und sein Gefährte trennen sich nicht.“
„Wenn ihr es mit einem Transfer versucht, werdet ihr wünschen, dieser Felsrutsch hätte euch beide auf der Stelle begraben. Bewegt euch!“
„Ich bin versucht, dich Farbe bekennen zu lassen“, sagte Klyd unbeeindruckt. „Du würdest es nicht wagen, einen Transfer zu unterbrechen. Wer wäre dann der schlimmere Perverse?“
„Selbst hinterher könntest du es nicht mit uns allen aufnehmen. Aber um Blutvergießen zu vermeiden, gebe ich dir mein Wort, daß du deinen Transfer bekommen wirst. Jetzt aber tretet auseinander, damit wir euch durchsuchen können.“
Der Ring der Simes, der sie umgab, verengte sich, bis er Valleroy wie eine von bösartigen Stahlklingen strotzende Wand erschien. Klyd löste seinen Griff, und dabei flüsterte er auf Englisch: „Ich habe dir das beste Leumundszeugnis gegeben, das ich konnte. Jetzt bist du auf dich selbst gestellt.“ Klyd löste sich behutsam von ihm, trat zur Seite und blieb stehen, um sich durchsuchen zu lassen.
Valleroy bemühte sich, seine Konzentration auf das Bedienen Klyds ausgerichtet zu behalten. Allein auf diese Art und Weise konnte er die Durchsuchung und das Abtasten der Simes ertragen. Außer dem Sternenkreuz, das sie nicht zu bemerken schienen, konfiszierten sie jeden losen Gegenstand, den er bei sich trug. Valleroy war den Schichten warmer Kleidung dankbar, die es schützten, aber auch dem Krämer-Verhalten der Simes, Handelsware nicht der Kälte auszusetzen.
Der Talisman war alles, was ihm jetzt noch geblieben war, und das war wenig genug gegen die schweren Handschellen, Stahlkragen und Fußketten, in denen sie zum hiesigen Sammelpunkt der Runzi zurückgeführt wurden.
Die Sonne war endlich über den Horizont aufgestiegen, doch blieb der Himmel von einem schiefergrauen Dunst überzogen, der jegliche Wärme vertrieb. Die Ketten lagen brennend kalt auf Valleroys Haut. Wo sich die grausamen Stacheln eingruben, waren sie eine Folter. Der Kragen erlaubte ihm, aufrecht zu gehen, die Blicke auf den Horizont gerichtet. Es bedurfte zweier Simes, einen auf jeder Seite, um ihn über diesen Abhang nach unten zu bringen. Aber der vergleichsweise ebene Waldboden war nicht leichter zu begehen. Sein Knöchel war angeschwollen. Der Schmerz jagte ihm bei jedem Schritt gefrierende Tränen in das linke Auge.
Er sagte sich immer und immer wieder, daß der Knöchel keine Rolle spielte, weil er ohnehin sterben würde und das zudem sehr bald. Er glaubte dem Versprechen des Hordenführers nicht, Klyd einen Transfer zu erlauben. Aber selbst wenn es der Runzi ehrlich gemeint hatte, so hatte er es doch auf eine Weise formuliert, die zweifelhaft machte, ob dieser Transfer von einem Gefährten sein würde. Wenn die Runzi ihrem Ruf gerecht wurden, dann boten sie dem Kanal eine Tötung an – wahrscheinlich einen kürzlich Gefangenen, der noch nie von Kanälen gehört hatte. Sie würden bis zur letzten Minute warten, so daß selbst ein Kanal der Angst des Gen nicht widerstehen konnte. Und dann würden sie sich teuflisch freuen.
Irgendwie erschein Valleroy diese Erniedrigung Klyds und Zeors furchtbarer als sein eigenes Schicksal. Ihm kam nie in den Sinn, daß er direkt ins Hauptlager gebracht werden könnte.
Gefangenschaft
Die nächsten drei Tage waren sowohl für Klyd wie auch für Valleroy ein Alptraum. Größtenteils verging die Zeit für Valleroy in einem Dunst bedeutungsloser Eindrücke. Aber mehrere Ereignisse stachen doch mit einer vollkommenen Klarheit hervor, und diese blieben in der Erinnerung des Gens haften.
Als sie am Treffpunkt angekommen waren, hatte sie der Hordenführer seinem Vorgesetzten übergeben, dem Mann, der für die gesamte Begräbnis-Operation verantwortlich war. Bei dieser Armee gab es keinen Putz und Glanz, bemerkte Valleroy, aber die Disziplin war härter, als er es je irgendwo anders erlebt hatte.
Kaum waren sie angekommen, gab man ihnen warmes Essen und zu trinken, Besseres, als sie seit Tagen gehabt hatten. Ohne auf die
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