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Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose

Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose

Titel: Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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erst seit ein paar Tagen hier und bereits völlig entkräftet.«
    »Danke, aber mir geht’s gut, Euer Hoheit«, sagte ich mit einer tiefen Verbeugung.
    »Ist das nicht der Junge, dem sie in die Schulter geschossen haben?«, fragte ihre jüngere Schwester Tatjana. Sie war hoch aufgeschossen und elegant und hatte die gleiche Haarfarbe und die gleichen grauen Augen wie ihre Mutter.
    »Nein, das kann er unmöglich sein, denn ich habe gehört, dass der Junge, der Vetter Nikolaus das Leben gerettet hat, wahnsinnig gut aussehen soll«, kicherte die dritte Schwester, Maria. Ich warf ihr einen giftigen Blick zu, denn obwohl mich mein neues Leben am Hofe des Zaren noch immer beeindruckte, war ich viel zu geschafft vom Ringen, Fechten und Boxen mit Graf Tscharnetzkis Männern, um mich jetzt noch von ein paar Mädchen verulken zu lassen, mochten diese auch noch so edlen Geblütes sein.
    »Doch, er ist es«, hörte ich eine ruhigere Stimme sagen, und als ich mich in deren Richtung drehte, sah ich der Großfürstin Anastasia direkt in die Augen. Sie war damals fast fünfzehn, etwa ein Jahr jünger als ich, hatte strahlend blaue Augen und ein Lächeln, das meine müden Lebensgeister auf der Stelle wiedererweckte.
    »Woher willst du das wissen, Schwipsik?«, fragte Maria und nahm sich nun ihre kleine Schwester vor, die jedoch keinerlei Anzeichen von Verlegenheit oder Scheu erkennen ließ.
    »Weil du recht hast«, sagte sie mit einem Achselzucken. »Ich habe dasselbe gehört. Ein gut aussehender junger Mann hat unserem Vetter das Leben gerettet. Und sein Name war Georgi. Also muss er es sein.«
    Angesichts dieser schnippischen Antwort brachen die anderen Mädchen erst in Gekicher und dann in prustendes Gelächter aus, aber wir beide schauten uns weiterhin an, und wenig später sah ich, wie sich ihre Mundwinkel ein wenig anhoben und ein Lächeln in ihr Gesicht trat – und zu meiner Verblüffung besaß ich die Dreistigkeit, es zu erwidern.
    »Unsere Schwester hat sich verliebt«, kreischte Tatjana, woraufhin Monsieur Gilliard mit der hölzernen Einfassung seines Tafelschwamms auf den Tisch vor ihm pochte, ein Geräusch, das Anastasia und mich aufschrecken ließ und die soeben zwischen uns geknüpften zarten Bande jäh durchschnitt. Verlegen wandte ich mich Monsieur Gilliard zu.
    »Ich bitte um Verzeihung, Herr Lehrer«, sagte ich. »Ich habe Ihren Unterricht gestört.«
    »Ja, mein Lieber, das hast du tatsächlich. Aber vielleicht kannst du uns ja deine Ansichten zum Verhalten des Grafen Wronski mitteilen«
    Ich starrte ihn verdutzt an. »Das kann ich nicht. Ich bin diesem Herrn noch nie begegnet.«
    »Und wie steht’s mit der Treulosigkeit Stepan Arkadjewitschs? Mit Lewins Streben nach Erfüllung? Oder möchtest du Alexei Alexandrowitschs Reaktion auf den Ehebruch seiner Frau kommentieren?«
    Ich hatte keinen Ahnung, auf wen oder was er sich da bezog, doch als ich den Roman sah, den alle vier Großfürstinnen aufgeschlagen vor sich auf dem Tisch liegen hatten, vermutete ich, dass es sich bei den erwähnten Leuten nicht um reale Personen, sondern um fiktive Gestalten handelte. Ich warf einen kurzen Blick auf Anastasia, die ihren Lehrer mit einer ungläubigen, enttäuschten Miene anstarrte.
    »Er hat’s nicht kapiert, oder?«, sagte Tatjana, der vielleicht nicht entgangen war, dass ich nicht so recht wusste, wie ich mich aus der Affäre ziehen sollte. »Was meint ihr? Ist er ein Einfaltspinsel?«
    »Sei still, Tatjana!«, zischte Anastasia und warf ihrer Schwester einen Blick voller Verachtung zu. »Er hat sich verlaufen, das ist alles.«
    »Ja, das stimmt«, sagte ich, wobei ich mich Monsieur Gilliard zuwandte, denn ich traute mich nicht, die Großfürstin direkt anzusprechen. »Ich habe die Orientierung verloren.«
    »Nun, hier drinnen wirst du sie nicht finden«, erwiderte er, ohne zu ahnen, wie falsch er mit dieser Bemerkung lag. »Und jetzt geh bitte.«
    Ich nickte schnell und verbeugte mich ein weiteres Mal, bevor ich zur Tür eilte. Als ich mich umdrehte, um sie hinter mir zu schließen, erhaschte ich einen letzten Blick auf Anastasia. Sie beobachtete mich noch immer, und ich entdeckte, dass sich ihre Wangen gerötet hatten. In meiner Eitelkeit fragte ich mich, ob sie sich wohl noch weiter auf ihren Unterricht konzentrieren konnte, denn ich wusste, dass sie mir an diesem Abend nicht mehr aus dem Kopf gehen würde.
    Den darauffolgenden Nachmittag verbrachte ich wieder mit meiner Grundausbildung bei den Leibgardisten. Graf

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