Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Hausbuch der Legenden

Das Hausbuch der Legenden

Titel: Das Hausbuch der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Adolf Narciss
Vom Netzwerk:
ihr Streiter Christi!« Dann wandte er sich an die Verwandten und sagte:
    »Nehmt euch zusammen und versucht nicht, falsch gegen eure Söhne und Männer zu zeugen, und ihnen eine Schuld
    aufzuladen, die keine Schuld ist! Sie trennen sich nicht für immer von euch. Sie gehen nur voraus, um auch für euch die himmlischen Wohnungen vorzubereiten. Denn dieses irdische Leben ist nicht das eigentliche Leben. Es täuscht unsere Hoffnungen, es spottet unserer Wünsche, es belügt uns mit unseren Sehnsüchten. Elend ist, wer diesem Leben vertraut.
    Wer dieses Leben lieb hat, der wird das ewige Leben
    verlieren.«
    Nach diesen Worten sahen die Zuhörer, wie sieben glänzende Engel Sebastian in ihre Mitte nahmen und ihm den
    Friedensgruß boten. Da ließen sich die Eltern des Marcellianus und des Markus taufen und begleiteten ihre Söhne ohne Klagen zum Richtplatz. Sie blieben bis zuletzt standhaft. Die Henker banden jeden an einen Pfahl und richteten sie mit Speeren hin. Bald darauf wurde Sebastian zum Kaiser
    befohlen; denn es hatte sich herumgesprochen, daß der Kommandant der Leibwache offen für das Christentum
    eingetreten war. Diokletian stellte ihn zur Rede: »Du warst einer der Ersten in meinem Palast! Du standest meinem Herzen nah! Ich habe dir ohne Bedenken mein Leben anvertraut. Du aber bist insgeheim mein Gegner gewesen! Du verdammst insgeheim unsere Götter!« Sebastian antwortete: »Ich bin nicht gegen dich gewesen. Ich habe für dich und für das Heil des Reiches zu Christus gebetet. Die Christen sind nicht deine Feinde.« Aber der Kaiser unterbrach die Rede und sagte: »Das will ich nicht hören! Aber höre du gut zu, Sebastian! Schwöre hier vor mir deinem Christengott ab! Du wirst dann der Erste sein in meinem Palast. Schwörst du aber nicht ab, dann werde ich dich auf eine schändliche Weise töten lassen.«
    Als Sebastian zu seinem Glauben stand, ließ der Kaiser eine Kohorte afrikanischer Bogenschützen kommen. Sie mußten Sebastian an einen Baum binden und mit ihren Pfeilen auf ihn wie auf eine Scheibe schießen. Er war mit Pfeilen gespickt wie der Igel mit Stacheln. Die Soldaten hielten ihn für tot und gingen weg. Tief in der Nacht wagte sich die christliche Witwe Irene auf das Totenfeld. Sie wollte den Leichnam bestatten. Zu ihrer freudigen Überraschung merkte sie aber, daß Sebastian noch atmete. Sie löste sorgsam seine Fesseln, brachte ihn auf heimlichen Wegen in ihr Haus und pflegte ihn mit vieler Mühe wieder gesund. Die Christen Roms besuchten den heiligen Mann, beteten mit ihm und baten ihn inständig, sich nun vor den Heiden zu verbergen. Sebastian aber ging bald wieder in den Palast. Er traf den Kaiser auf der Treppe und rief ihm zu:
    »Laß davon ab, die Christen zu verfolgen! Du zwingst Christus nicht!« Diokletian war entsetzt. Er starrte fassungslos in das bleiche Gesicht des Kommandanten seiner Leibwache. Dann ließ er ihn festnehmen und zu Tode peitschen und seinen Leichnam in eine Kloake werfen. Sebastian aber erschien in der Nacht der heiligen Lucia und zeigte ihr, wo sein Leichnam lag. Die Heilige begrub ihn darauf zu den Füßen der Apostel.

    Katharina von Alexandrien

    KATHARINA WAR die Tochter eines Mittelmeerfürsten, der das Mädchen schon in jungen Jahren in allen sieben Künsten hatte ausbilden lassen. Nach dem frühen Tod des Vaters regierte die Prinzessin trotz ihrer Jugend das kleine Königreich mit Umsicht und Geschick. Aber sie war nicht nur klug und reich, sondern auch außergewöhnlich schön. Darum hielt der
    römische Kaiser Maxentius für seinen Sohn um ihre Hand an.
    Doch die Prinzessin ließ antworten, sie werde nur einen Mann heiraten, der es in vier Stücken mit ihr aufnehmen könne: Er müsse ihr gleich sein an Adel, an Reichtum, an Weisheit und an Schönheit. Die Königinmutter gab diese Antwort nur in gemilderter Form weiter, weil sie fürchtete, der Kaiser könnte in seinem Zorn über diese Zurückweisung das Land gefährden.
    In ihrer Bedrängnis bat die Mutter einen ihrer Vertrauten bei Hofe um Rat, der die beiden Frauen zu einem Einsiedler bringen ließ. Dieser sagte ihnen, er wisse für die Prinzessin wohl einen Bräutigam, der die vier Gaben im Überfluß besitze.
    Er sei der Weiseste, denn er habe Himmel und Erde
    erschaffen; er sei der Edelste, denn er sei der Sohn des allmächtigen Gottes; er sei der Schönste, denn selbst Sonne und Mond könnten vor seinem Glanz nicht bestehen; und er sei der reichste und gewaltigste aller Herren, denn ihm diene der

Weitere Kostenlose Bücher