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Das Heerlager der Heiligen

Das Heerlager der Heiligen

Titel: Das Heerlager der Heiligen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Raspail
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einer aufgeklärten Zeit, in welcher Vorurteile tot sind und in der es nur eine einzige Rasse, die menschliche Rasse, geben wird.« Darum ging‘s auch in dieser Versammlung. Man hörte fast andächtig auf diese Frauen, denn sie sprachen im Namen des Todes. Fest steht, daß nur eine weiße Frau ein weißes Kind zur Welt bringen kann. Wenn sie sich weigert, ein solches zu bekommen, weil sie einen nichtweißen Partner vorzieht, dann treten nach der Vererbungslehre rasch die vielfachen Folgen ein. In der ersten provisorischen Regierung wurde Elise Minister für Bevölkerung.
    Es gab auch einige romantische Persönlichkeiten, denn bei der großen allgemeinen Angst und der Ohnmacht der Ordnungskräfte hatten viele ihre kleine Barrikade aufgebaut und verstanden es gut, sie zu nutzen. Es gibt keine Befreiung ohne die überflüssige Verstärkung durch diese schlauen Exhibitionisten Léo Béon, Pater Agnellu, Dom Vincent Laréole und andere. Sie standen im Mittelpunkt eines Haufens von Schreiern aller Art, eine Auswahl aus allen Sorten. Sie diskutierten hin und her, hatten aber keine Bedeutung mehr.
    Denn da stand die breite Masse. Finstere Bataillone von Abgeordneten der Dritten Welt in Paris. Und auch sie waren da: der »Doyen« der Schwarzen aus den Vororten, der Chef des Rattenvolkes samt seinen weißen Beratern und dem militanten Straßenfegerpriester, dann der »einäugige Kadi« und sein Stab, der lächelnde Mamadou, und alle Kräuselhaarigen, diese unzähligen Braungebrannten, Verachteten, Gespenster, die Fleißigen des weißen Wohlstands, die Putzer, die Höhlenbewohner, die Widerlichen und Wüstlinge, die Spucker, die Frauenlosen, die Austauschbaren, die Geopferten und Unentbehrlichen. Sie alle sagten nichts Besonderes. Sie sind die Macht, und von nun an wissen sie es und werden es nie vergessen. Wenn sie nicht einig sind, knurren sie einfach, und man bemerkt schnell, daß dieses Knurren die Debatten bestimmt. Denn wohlverstanden, fünf Milliarden Menschen auf der ganzen Erde. Wenn diese knurren! Indessen schließen mit Marcel und Josiane siebenhundert Millionen Weiße die Augen und verstopfen sich die Ohren …

47.
     

    Im Umkreis von zehn Kilometer um das Dorf war das Land verlassen und von jedem fremden Eindringling verschont. Zehn Kilometer hin und zurück ist eine Entfernung, die ein guter Marschierer im Kriegseinsatz zu Fuß leisten kann. Jeden Morgen schwärmten, überwacht von Dragasès, Notaras und Minister Perret unter gegenseitiger Ablösung, vier Spähtrupps von je zwei Mann zu den vier wichtigsten Punkten aus. In der prekären Lage zeichneten sich sehr schnell natürliche Grenzen ab. Auf den Hügeln im Norden lag die Abtei von Fontgembar, die nach einem Handstreich des Marinekommandos von einer starken Einwandererkolonne aufgegeben worden war. In dem im Süden gelegenen Tal zog sich ein sandiger, nicht tiefer Fluß hin, an dessen Ost- und Westufern zwei Winzerhöfe von den Husaren schon am Abend der Dorfbesetzung mittels Plastikbomben eingeebnet worden waren. Jeder Einwanderer vom Ganges oder jeder Sympathisant, den man innerhalb dieses Verteidigungsgürtels entdeckte, wurde ohne Vorwarnung niedergeschossen und die Leiche als abschreckendes Beispiel an Ort und Stelle liegengelassen. Es war von nun ab sehr leicht, mit einem Blick die Grenzen des Westens zu übersehen. Auch wurden sie klar gekennzeichnet durch einen schwarzen Vorhang von Raben, die immer wieder über den Leichen kreisten.
    »Dies wird sie an ihr Land erinnern!« sagte der Oberst. Er sprach auch nie von einem Krieg, sondern nur von einer Jagd. Das Dorf jagte den schwarzen Mann, so wie man Hasen nach der Jagdordnung schießt. Dabei fehlte auch die Tabelle der täglichen Abschüsse nicht, die an der Vorderseite des Rathauses im amtlichen, vergitterten Anschlagbrett hing. Hier konnte man noch zuvor die Mitteilungen über den »Kampf gegen den Mehltau« oder über das »Jahresfest der Feuerwehr« verbunden mit einem Boule-Wettkampf auf dem Lilienplatz und einem öffentlichen Ball in der Festhalle lesen. Am gleichen Platz fand sich auch das Heiratsaufgebot von Pierre-Marie Gardaillou, Winzer, mit Valentine Maindive. Gott weiß, was aus beiden geworden ist. Hatten sie überhaupt die Freuden des Hochzeitsmorgens erlebt, wenn die Haare zurechtgemacht werden, der Bräutigam die perlgraue Krawatte eng um den Hals schlingt, der blumengeschmückte Wagen des Schwiegervaters vorgeführt und von den schon leicht beschwipsten Kumpels und Vettern der

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