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Das Heerlager der Heiligen

Das Heerlager der Heiligen

Titel: Das Heerlager der Heiligen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Raspail
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da ist er wieder, der kleine weiße Mann! Der Infanterist des Westens, der Held und das Opfer der Schlachten, der mit Schweiß und Blut ein wenig Lebensglück des Westens verkörpert. Aber er ist nicht mehr der gleiche Mann. Er handelt nicht mehr, er deutet nur noch an. Das Aufbegehren wird nichts bringen. Es gibt ja nichts anderes. Wenn es soweit ist, wird man weitersehen. Wenn es ihn dann selber trifft, wird es allerdings zu spät sein. Bis dahin wird man ihm vormachen, daß er nichts verlieren würde, sondern nur die andern, die Besitzenden. Diese würden im Namen der Gleichheit, der Gerechtigkeit und der allgemeinen Brüderlichkeit bezahlen müssen, im Namen von irgend so etwas, worüber niemand mehr zu zweifeln wagt. Auch im Namen des Tieres. Aber davon wird man Marcel nichts sagen. Würde er es überhaupt verstehen? …
    Im Namen des Tieres bezog Durfort an den Schießscharten des Rundfunks Stellung. Er ahnte alles. Jetzt legte er los.
    »Ich glaube an Vorahnungen«, fuhr die Orakelstimme fort. »Offenbar bin ich nicht der einzige. Ich habe wie Sie vor kurzem den Regierungssprecher, Herrn Jean Orelle, gehört. Nun, ich bin überzeugt, daß dieser Mann mit Herz trotz offizieller Zurückhaltung meine Vorahnungen teilt. Die Emigrantenflotte nimmt Kurs auf Europa, sie wird sich auf unseren Garten Frankreich zubewegen. Und ich sage es offen, hoffentlich täusche ich mich nicht, ich möchte Ihnen das offizielle Kommuniqué, den besten Text, den Frankreich seit der Verkündung der Menschenrechte der Welt vorgeschlagen hat, bekanntgeben. Ich zitiere:
    ›Da wir aus menschlichen Gründen den Lauf dieser Flotte nicht aufhalten dürfen, hat die französische Regierung beschlossen, mit ihren westlichen Partnern im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit einen sozialen Aufnahmeplan auszuarbeiten …‹
    Ende des Zitats. Das gibt Hoffnung, Freunde! Das ist die ersehnte universelle Gerechtigkeit! Erst mußten sich die Entrechteten der Erde auf den Weg machen, damit die mächtige westliche Gesellschaft wohl oder übel das Gesicht des Elends zu Gesicht bekommt. Ah! Freunde! Welch herrlicher Tag! Glauben Sie nicht, daß mit diesem Plan über Aufnahme und Zusammenarbeit endlich der Augenblick gekommen ist, wo man die Unglücklichsten bei uns integrieren kann, alle diese zahlreichen Menschen, die im Schoß unserer Überflußgesellschaft kaum zu leben haben? Sicher muß man auch vorausschauen, muß die zwischenmenschlichen Beziehungen überdenken, muß Gewinne aufteilen und Überschüsse investieren, muß unsere Wirtschaft von der angenehmen Seite zeigen und nicht von der Rentabilität her, so daß jeder, angefangen beim Gangesflüchtling, von nun an am Wohlstand teilnimmt. Wir werden noch Gelegenheit haben, darüber zu sprechen. Aber ich versichere Euch, liebe Freunde, wir sind eins mit den Menschen vom Ganges! Bis morgen.«
    »Sie hörten den Tagesbericht von Albert Durfort … Ein guter Rat! Wenn Sie am Wochenende auf dem Land sind oder auf der Jagd, wenn Sie ausgedehnte Waldspaziergänge machen oder abends vor dem prasselnden Feuer Ihres alten, hübschen Kamins sitzen, dann tragen Sie Lederkleidung. Sie ist nicht nur ein passendes Kleidungsstück. Sie ist Stil, der adelt …«
    Marcel war beruhigt. Als Dreher bei Citroën trug er keine Lederbekleidung und ging nicht auf die Jagd. Er ging mit seinen Kumpels nie im Wald spazieren und nahm mit ihnen auch nie einen Imbiß am Rand der Nationalstraße ein, um Straßenkreuzer zu betrachten oder auf Unfälle zu warten. Zu Hause war ihm alles wurscht. Seine ästhetischen Gefühle waren auf den Küchenherd mit den vier Kochplatten gerichtet. Aber da er keine Lästerzunge war, gefielen ihm die hübschen Wortformulierungen. Diese passende Lederkleidung, die adelt, war ihm gleichgültig, aber er fand sie lustig, und daß es so etwas überhaupt gab, befriedigte ihn. Als anständiger Revolutionär und als gelegentlicher Wortführer in der Kneipe verwarf er alles. Die sich abzeichnende ernste Krise beunruhigte ihn insgeheim, und er fragte sich, ob nicht die Brosamen, die vom Tisch der Chefs und Ausbeuter in Lederkleidung fallen, mehr wert seien, als überhaupt keine. Ohne es sich einzugestehen, hatte er begriffen, daß, solange die Arbeitgeber Geld haben und sich abrackern, damit es reinkommt, natürlich auch zwischen Jagd ausfl ügen und eleganten Abendgesellschaften am alten Kamin, das Volk immer gut wegkommt, selbst auf die Gefahr hin, seinen Anteil von Zeit zu Zeit fordern zu müssen. Im

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