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Das Heerlager der Heiligen

Das Heerlager der Heiligen

Titel: Das Heerlager der Heiligen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Raspail
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eine letzte Chance ab? Es könnte sein, daß dies eine Deutung ist.

17.
     

    Entgegen seiner Erklärung dem Minister gegenüber, schrieb Machefer nichts in seiner Zeitung, weder am nächsten Morgen noch in den folgenden Tagen, während welcher die unendlich lange Anfahrt der Armada zum Mittelmeer verlief. Erst an jenem Morgen der unmittelbaren Bedrohung und der wirklichen Gefahr wachte Machefer aus seinem freiwilligen Schlaf auf. Bis dahin müssen wir uns noch gedulden.
    Vorläufig hören wir die ersten falschen Töne des großen humanitären Festivals … Der erste Teil, der schweigend verlief, fand am gleichen Abend der Pressekonferenz statt, als man am Radio die Abendmeldungen von zwei äußerst talentierten Journalisten hörte, von denen jeder täglich in der Hauptsendezeit auf den bedeutendsten Kanälen zu Wort kam. Im Krieg der Funkwellen verschleiert der Kommentar immer das Ereignis nach dem Prinzip, wonach der Hörer, der glaubt, beim Anhören des Meinungsmachers noch zu denken, auf die Dauer viel beeinflußbarer ist, als einer, der Zeit zum Nachdenken hat. Im ersteren Fall springt die Werbung rasch in die von schwachen Gehirnen offengehaltenen Breschen, zumal sie sich für die wenigen Sekunden vor und nach den Ansagen recht teuer verkaufen läßt. Die Kommentatoren der Liebediener der Mißgeburt waren Albert Durfort und Boris Vilsberg. Der erstere sprach um 19 Uhr 30, der zweite um 19 Uhr 45. Machefer hatte Zeit, von einem zum andern zu springen.
    Durfort machte in Menschlichkeit. Machefer verwendete dazu ein viel gröberes Wort. Er sagte auch, daß diese berufsmäßigen Retter zum Kotzen seien. Das war sicher ein wenig zu ausfällig. Durfort war kein übler Mann. Er überschlug sich nur ständig und rückte über den Äther allen angeblich verzweifelten Ursachen zu Leibe. Er nahm sich Zeit, zwischen zwei Manövern das Pferd zu wechseln. Dabei erweckte er stets den Eindruck, daß er zwar atemlos, aber rechtzeitig zur Stelle war, um einen Unterdrückten zu retten, eine Ungerechtigkeit abzubiegen und einen Skandal aufzudecken. Er war ein Zorro am Mikrophon. Das Publikum liebte dies, so daß selbst die Abgestumpftesten den Bericht Durforts für einen Fortsetzungsroman hielten: Durfort bei den verlorenen Strolchen, Durfort bei den Arabern, Durfort und das Elendsviertel, Durfort gegen die Rassisten, Durfort und die Polizei, Durfort und die Gewalttätigkeit, Durfort gegen Gefängnisse, Durfort und die Todesstrafe usw. Aber angefangen bei Durfort selbst, merkte niemand, daß der Zorro am Mikrophon offene Türen einrannte und sie ihm zur Hilfe eilten. Seltsamerweise stellte Durfort eine Zeitlang das Sinnbild der Geistesfreiheit dar. Man hätte ihn aber verärgert, wenn man ihm gesagt hätte, daß er ein Gefangener der Mode wäre und durch einen dreißig Jahre langen intellektuellen Terrorismus an die neuen Tabus gebunden sei. Und wenn der Abteilungsleiter, der ihn eingestellt hat, ihm jeden Abend zehn Millionen gute Franzosen anvertraut, dann geschähe dies bestimmt nicht deshalb, daß er genau das Gegenteil von dem sagen dürfe, was jenen gedanklich vorschweben würde.
    Durfort konnte sich meisterhaft entrüsten. Die Leute neben ihm und die luxuriösen Werbungen brachten auch erstaunliche Dinge zuwege, was aber niemand störte. Die Gewissen waren seit langem zugeschüttet wie ein stinkender Kothaufen auf dem Boden einer Klosettschüssel. Die gesamte Presse, mit wenigen Ausnahmen, spielte da mit und Dios Zeitung, auf farbigem Glanzpapier gedruckt, an erster Stelle. Das gefiel. Das ließ sich verkaufen. Nichts anderes. Warum Hemmungen haben? Seien Sie ein Mensch Ihrer Zeit! Kaufen Sie Ihr schlechtes Gewissen. Gewiß, in unserer Welt sind Leute, die Meinungen fabrizieren, wie Durfort, Orelle, Vilsberg und Compagnie, abhängig, weil sie davon leben müssen. Aber wenn ihnen je einfallen würde, den Ast abzusägen, auf dem sie sitzen, weil etwa der Baumeigentümer sie dazu reizt, so kann man sicher sein, daß sie bereits nach einem anderen Ast in der Nähe schielen. Am Ende kommen sie wieder auf die Beine, denn in unserer neuen Welt geschieht nichts ohne sie. Es wäre auch zu schön! Sie sind keine Menschen, die umsonst arbeiten. Bei der Narretei, die sie vor unserer Nase aufführen, schwimmen sie immer oben.
    So fand auch Durfort, rittlings auf seinem schon halb abgesägten Ast sitzend, beim Gespräch über die Armada die überzeugendsten Worte und traf mit einem in jedes Herz dringenden schlammweichen Ton genau ins

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