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Das Heerlager der Heiligen

Das Heerlager der Heiligen

Titel: Das Heerlager der Heiligen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Raspail
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Regelmäßigkeit machte man ihn wieder reich, wo er doch arm bleiben wollte. Ein Glück, daß jetzt das Flugzeug da war und ihm aus der Verlegenheit half! Ein sympathischer Papst, der seine Zeit für sich gewonnen hatte. Und eine gute Titelfigur für die Zeitungen!
    Man schrieb über ihn, daß er in einem kleinen Eßzimmer im Dachgeschoß des Vatikans mit einer eisernen Gabel eine Büchse Ölsardinen verzehrte. Wenn man bedenkt, daß er in Rom wohnt, dieser kraftstrotzenden Stadt mit dem Geruch eines jahrhundertealten Reichtums, so kann man sagen, daß er wohl das Seinige dazu beitrug, dieser einzige schlecht ernährte Römer. Es gab aber auch einige Unverbesserliche, die leicht darüber spotteten. Auf jeden Fall kam sein Flugzeug als erstes in Sao Tomé an, während die bretonischen Dörfer mit ihren Steinkreuzen und gezackten Kalvarienhügeln Geld sammelten, um ihm eine noch schönere Tiara als die frühere zu schenken.
    Ewig als zweites, aber gleich darauf, landete das graue Flugzeug des ökumenischen Rates der protestantischen Kirche. Seine Reisepläne wurden im Unterschied zu den päpstlichen viel genauer geprüft und jeder Reise ging ein Kampf voraus. Der jetzt gelandete Stoßtrupp von Pastoren war von einem heiligen Haß gegenüber allem beseelt, was die westliche Gesellschaft betraf, und von einer überschwenglichen Liebe für alles, was dieser Gesellschaft schaden konnte. In einem jüngst veröffentlichten Kommuniqué, das für einigen Wirbel sorgte, hatte der Ökumenische Rat betont, »daß die westliche Gesellschaft nicht besserungsfähig ist und man sie daher vernichten muß, damit man auf den Trümmern mit Gottes Hilfe eine neue für alle gerechte Welt errichten kann«. Die Nächstenliebe ist eine sehr bequeme Waffe, sobald man sie nach einer Richtung verwendet. Nie sah man das Flugzeug der Pastoren unaufgefordert Hilfe leisten, so etwa bei einem Erdbeben in der Türkei oder bei einer Überschwemmung in Tunesien. Dagegen versorgte es pausenlos die Palästinenserlager oder die Befreiungsheere der Bantus; es war überall, wo der Haß nach ihm rief. Und wenn die Mehrzahl der Pastoren ihren Lebensmittelpaketen seit langem keine Evangelien mehr beifügten, was soll‘s, sie lebten ja nach ihrem Evangelium. »Christus hat in seinem ganzen Leben gegen die Staatsgewalten und die bestehenden Religionen gekämpft«, erkl ärte der Ökumenische Rat. Und jetzt zogen die Pastoren gegen die weiße Macht und die christliche Religion in den Kampf, gemeinsam mit der draußen vor Sao Tomé schwimmenden Armee. Vollgestopft bis zum Leitwerk mit Kalorien, setzte das Flugzeug der Pastoren zur Landung an. Ihm folgten neutrale Flugzeuge, die im Namen des Weltgewissens unterwegs waren, voran das Flugzeug des Roten Kreuzes, dann die schwedischen und schweizerischen Sendboten (Nächstenliebe nach allen Richtungen, Bollwerk der goldenen Neutralität) , des weiteren die großen Lufttransporter der hauptsächlichsten europäischen Regierungen, wobei das Flugpersonal aller Beteiligten den gleichen Geheimauftrag hatte (Order: Wohin zieht die Flotte? Hoffentlich zum Nachbarn!). Den Abschluß bildeten Flugzeuge, die man als witzig bezeichnen konnte. Das schönste unter ihnen war eine Boeing des unabhängigen Malteser Ordens. Es glänzte wie eine Ritterrüstung mit seinem Kreuz aus vier rechteckigen Balken auf dem Heck und den Tragflächen. Dazu trug es das Wappen des Großmeisters, das auf beiden Seiten des Bugs wie ein Schnurrbart angebracht war.
    Während die schwarzen Zöllner der Republik Sao Tomé, für die dies ein großer Tag war, argwöhnisch die Ladung des Flugzeugs abschätzten, stiegen mehr oder weniger flink die Passagiere aus, an der Spitze ein Generalleutnant, der zu einem Jockey-Klub paßte, dann ein Konnetabel, der in Gedanken beim Golfspiel am Wochenende zu sein schien, drei Landvögte, darunter ein Herzog, alles spanische Granden und schließlich eine Prinzessin, welche die Haube einer Krankenschwester trug. Sie war eine fromme Ehrendame mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen. Als sie ihre zarten Füße auf die afrikanische Erde setzte, sagte sie sogleich Worte ungeduldiger Sympathie: »Führen Sie mich schnell zu den armen Kleinen, daß ich sie umarmen kann!« Man mußte ihr klar machen, daß die armen Kleinen irgendwo draußen auf dem weiten Ozean schwimmen. »Ich hoffe, daß sie nicht krank sind«, sagte sie, und mit einer Wendung zum alten Herzog fuhr sie fort: »Georg, man denkt nie an alles! So viele

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