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Das Heerlager der Heiligen

Das Heerlager der Heiligen

Titel: Das Heerlager der Heiligen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Raspail
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Isere in hellen Flammen. »Presse! Was ist hier los?« fragte der liebe Adler einen Hauptmann der Mobilgarde, der mitten auf der Straße vor einer Barrikade aus Lastwagen stand.
    »Das Zentralgefängnis brennt!«
    »Und die Gefangenen?«
    »Sind entflohen. Mehr als zweitausend. Wenn Sie weiterfahren, passen Sie auf. Nach Grenoble können sie nicht mehr auf unsere Hilfe zählen.«
    »Wie ist das geschehen?«
    »Oh, sehr einfach«, antwortete der Hauptmann und versuchte zu erklären. Wenn einer mit fünfzig Jahren im Dienst ergraut und ein ordentlicher Beamter ist, wie kann es anders ausgehen, wenn er plötzlich merkt, wie unter seinen Stiefeln sich plötzlich die Falltür der Anarchie öffnet. »Ich war mir im klaren, daß es so enden würde«, sagte er. »Ich auch«, sagte Dio treuherzig.
    »Nun, Sie sehen, es klappte. Das Gefängnis ist von außen gestürmt worden. Die Türen wurden mit Plastikbomben gesprengt. Etwa hundert Jungens schrien: Proletarier, Gefangene, Männer vom Ganges, wir sind uns einig!‹ Das Feuer hat dann im politischen Block rasch um sich gegriffen. Hierauf haben die Wächter alle Türen geöffnet und sind geflohen. Man muß sie verstehen. Zehn Jahre lang wurden sie von der Öffentlichkeit angeklagt. Übrigens, wir alle. Warum also seine Haut riskieren? Nach meiner Meinung war alles ein abgekartetes Spiel. Die Häftlinge sprachen nur vom Ganges. Es ging ein Gerede um, daß mit dem Eintreffen der Armada die Gefängnismauern niedergerissen würden. Im letzten Jahr war das Papstjahr. Sie waren überzeugt, daß Benedikt XVI. an Weihnachten kommen und die Gefängnistüren öffnen würde. Warum nicht, bei dem Zustand heutzutage. Man sieht seit einiger Zeit alle Farben. Die Gesellschaft steht auf dem Kopf.«
    »Das ist auch meine Meinung, Herr Hauptmann. Man muß schauen, wo man bleibt«, antwortete Dio, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Sagen Sie mal«, frug jetzt der Hauptmann, »wie heißt eigentlich Ihre Zeitung?«
    Aber Dio war schon weitergefahren … Gap, Sisteron, Digne. Die Berggarnisonen, die gemächlich aus ihren alten Vauban-Festungen heruntergestiegen waren, kämmten die Talsohlen durch. Am Ende der Nacht spielten sich bei gelegentlichen Festnahmen seltsame, geflüsterte Gespräche ab. »Wer seid Ihr?« »Häftlinge, Kameraden, seid großzügig, Jungs!« »Los, hau ab! Du hast genug gelitten. Es lebe die Entlassung!« »Es lebe die Entlassung und vielen Dank!« Am Morgen wurden nur vier Häftlinge eingefangen und zur Kantonspolizei gebracht. Unter ihnen war ein berüchtigter Sträfling. Zwanzig Jahre Kerker wegen Entführung der kleinen Tochter eines reichen Lavendelgärtners aus der Gegend. »Mach Dir nichts daraus, Bébert! Du kommst bald wieder raus! Militaristen, Schweine! Ihr macht Polizeiarbeit!« Ein Offizier wird blaß, wirft seine Mütze auf die Erde und geht durch die Menge hindurch weg, die still wie bei einer Beerdigung geworden ist.
    In Berreme tankte Dio. »Sie sind mein letzter Kunde«, sagte der Tankwart. »Nach Ihnen mache ich zu und verschwinde. Es ist zu gefährlich. Zwischen hier und Grasse wurde schon bei fünf meiner Kollegen geplündert. Die Gendarmerie meldet sich nicht mehr. Ich habe einen Hund. Seit heute nacht tut er wie verrückt. Es sieht aus, als ob er die achthunderttausend Typen riechen würde, die da kommen. Bezahlen Sie? Großartig. Ich danke Ihnen. Der Wagen, der vor Ihnen in diese Richtung fuhr, blieb bei mir in der Kreide. Das Auto vollgepfercht mit acht zerlumpten Gestalten, von der Art wie man sie im Sommer zur Küste fahren sieht. Der Fahrer rief mir zu« ›Geld? Einen Dreck! Von jetzt ab gehört alles dem Volk!‹ Sie verstehen doch, was das heißt. Ich haue jedenfalls ab und komme erst wieder zurück, wenn alles geklärt ist …«
    Mit Tagesanbruch fuhr Dio schneller. Da sah er plötzlich einen großen deutschen Schäferhund, der wie eine verlassene Schildwache dastand. Das Tier zitterte am ganzen Körper und winselte. Dann drehte es sich in Richtung Süden um und begann zu heulen. »Der Hund ist nicht gerade fröhlich«, stellte Iris Nan-Chan fest. »Fahre weiter, Liebster, sonst verdirbt mir das Mistvieh den ganzen Tag …«
    Auf dem Paß von La Faye gab es erneut einen Aufenthalt. Lastwagen stauten sich. Diesmal waren es Truppen. Dio sah an den Abzeichen, daß es sich um ein Marinekommando handelte, und zwar um eine Einheit, die man in Frankreich nie zu Gesicht bekam und welche die Reporter von »La Pensée Nouvelle« weltweit verfolgten, mit

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