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Das Heerlager der Heiligen

Das Heerlager der Heiligen

Titel: Das Heerlager der Heiligen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Raspail
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Stahlhelm verbergen und jedem Einsatz aus dem Weg gehen. Seit langem ist die Armee nur ein leerer Begriff, und niemand weiß, was sie eigentlich noch wert ist, denn man hütet sich, sie irgendwo einzusetzen, aus Furcht, ihre Wertlosigkeit bloßzulegen. Herr Präsident, Sie werden sehen, daß auch Ihnen die Armee aus den Händen gleitet!«
    Am letzten Sonntag dachten Sie noch anders, Herr Perret!«
    »Herr Präsident, während dieser Woche habe ich die wenigen Generale aufgesucht, die noch denken können. Da sind mir die Augen aufgegangen. Die westlichen Staaten glauben, starke Armeen zu besitzen. In Wirklichkeit haben sie überhaupt keine Armeen mehr. Seit Jahren redet man unseren Völkern ein, die Armeen seien ein Schandfleck. Es wurden zum Beispiel Filme hergestellt, die Millionen gesehen haben. In ihnen wurden Massenmorde an Indianern, Schwarzen und Arabern gezeigt, die seit hundert Jahren vergessen waren. Jetzt hat man zum Zweck der Aufwiegelung die Vorgänge wieder neu belebt. Man hat Kämpfe, bei denen es ums Überleben ging und die alle vom Westen verloren worden sind, so dargestellt, als ob sie barbarische Versuche gewesen seien, die weiße Vorherrschaft zu errichten. Da nicht genug Veteranen da waren, die man hassen konnte, hat man zur Darstellung der Vergangenheit auf Statisten zurückgegriffen. Solche gibt es genug. Ihre Zahl kann man ins Unendliche steigern. Die einstigen Toten sind stumm und können sich nicht wehren. Sie sind risikolos dem Verdammungsurteil des Volkes ausgeliefert.
    Von der Literatur wollen wir nicht sprechen, auch nicht von Theaterstücken und Oratorien, die für einen beschränkten Kreis von Intellektuellen bestimmt sind. Sprechen wir lieber von den Massenmedien, von dem skandalösen Mißbrauch eines Nachrichtenmittels für die Massen, mit welchem Leute unter der Maske der Freiheit geistigen Terrorismus betreiben. Trotz Warnung aller noch Klarsehenden haben wir eine jedes Maß übersteigende masochistische Raserei zugelassen, die uns geradezu abenteuerlichen Sinnestäuschungen zuführt. Und da wir alles erlaubt hatten, blieb uns das unsinnige Risiko, jetzt allem gleichzeitig und allein die Stirn bieten zu müssen. Erinnern Sie sich, Herr Präsident! Durch geschickt gefaßte und teuflisch inszenierte Operationen zur nationalen Demoralisierung und Zersetzung hat man es soweit gebracht, daß das Ende der Kolonialkriege einschließlich Vietnam in Wirklichkeit nur ein Anfang ist. So etwas läßt sich nicht mehr umkehren. Von nun an schreckt das gute Volk vor seiner Armee, der man zuviel Völkermord vorwirft, zurück. Und auf die Polizei ist auch kein Verlaß mehr. Nachdem übrigens die Armee sich selbst verabscheut, gleichgültig ob es sich um Freiwillige oder Berufssoldaten handelt, wird es auch keinen Völkermord mehr geben. Rechnen Sie also nicht mit der Armee, Herr Präsident.«
    »Mit wem dann?«
    »Mit niemand, Herr Präsident. Das Spiel ist aus.«
    »Und doch wird noch ein Völkermord stattfinden, allerdings in anderer Form, und wir werden verschwinden.«
    »Ich weiß, Herr Präsident. Aber diese Überzeugung können Sie niemand beibringen, weil keiner mehr in der Lage ist, sie zu begreifen. Wir werden langsam sterben, weil wir im Innern von Millionen von Mikroben angefressen sind, die in unser Land eingeschleppt wurden. Es wird lange dauern und keine sichtbaren Schmerzen verursachen. Auch wird es ohne Blutvergießen abgehen. Das ist der ganze Unterschied. Aber es scheint, daß in den Augen der westlichen Homunkulusse Würde und Moral allein ausschlaggebend sind. Erklären Sie doch dem Volk oder der Armee, ganz zu schweigen von der Weltmeinung und dem Weltgewissen, daß man am Ostersonntag oder Ostermontag eine Million Einwanderer schwarzer Hautfarbe niedermetzeln muß, wenn wir nicht später, viel später, selbst sterben wollen …«
    »Ich werde es ihnen trotzdem sagen, und im Süden werden Sie mir helfen, Herr Perret. Wann reisen Sie ab?«
    »Heute nacht, Herr Präsident. Ich habe immerhin noch einen Düsenjäger gefunden, dessen Flugkapitän in keinem Seminar im Gebet oder in sonstigen Exerzitien versunken ist oder der angesichts der Gangesflotte im Kampf moralische Erwägungen anstellen würde. Mein Pilot hat keine großen Hemmungen. Er will mich unmittelbar bis zur örtlichen Präfektur im Süden bringen. Der dortige Präfekt hat mich soeben völlig außer sich angerufen. Er sei beinahe ganz allein, weil ihn am Nachmittag der größte Teil seiner Beamten verlassen habe. Ich

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