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Das heilige Buch der Werwölfe

Das heilige Buch der Werwölfe

Titel: Das heilige Buch der Werwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Pelewin
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Packen Filme auf Englisch. Interessante Auswahl.
    AS: Nämlich?
    AH: Midnight Dancers … Sex Life in L.A. …
    AS: Kein Bedarf.
    AH: Versace Murder?
    AS: Nein.
    AH: Warum nicht?
    AS: Darum nicht.
    AH: Übrigens: Weißt du, wie die Homos in Miami statt vice versa sagen? Vice Versace. Wie viele Untertöne da mitschwingen!
    AS: Erst stemmt der eine dem andern die Kiste auf, und dann tauschen sie. Das ist alles, was da mitschwingt.
    AH: Darf ich ihn einlegen?
    AS: Nein! Ich sag doch: Schlepp dir einen Schwulen von der Klappe ab oder aus dem Gastmahl des Meeres und vergnüg dich mit dem.
    AH: Sei doch kein solcher Ignorant! Selbst bei den Tieren in der freien Natur gibt es Homosexualität, hab ich gelesen. Bei den Schafen, bei den Affen …
    AS: Bei den Affen, soso. Kein besonders schwulenfreundliches Argument, findest du nicht?
    AH: Oje. Dich haben sie wirklich prima gepanzert. Da richtet keiner mehr was aus … Was hast du jetzt für eine Kassette in der Hand?
    AS: Romeo und Julia.
    (Verächtliches Fauchen meinerseits.)
    AH: Die kannst du in den Müll schmeißen.
    AS: Könnten wir uns die nicht noch mal angucken?
    AH: Wie oft denn noch?
    AS: Nur noch ein allerletztes Mal. Einverstanden? In dem Shirt bist du die perfekte Julia.
    AH: Was soll ich bloß mit dir machen, Romeo … Von mir aus. Aber nur unter einer Bedingung.
    AS: Und die wäre?
    AH: Hinterher kommt Mulholland Drive dran.
    AS: R-r-rrr!
    AH: Liebster, was ist denn nun los? So schnell?
    AS: R-r-rrr!
    AH: Ist ja gut, ist ja gut. Bin schon dabei … Diesen Film kann ich wirklich bald auswendig. Zwei Häuser, beide gleich an Rang und Stand, hier in Verona, wie ihrs gleich erlebt, entfachen alten Hass zu neuem Brand, bis Schweineblut an Schweinehaxen klebt …
    AS: U-u-uuh!
    AH: Nicht du bist gemeint, Isegrim, entspann dich. Das ist Shakespeare. Apropos Schweine. Hatten wir das Thema schon mal? Ein Schwein kann nicht in den Himmel gucken, das lässt sein Hals nicht zu. Ist das nicht eine tolle Metapher? Geht einfach nicht, und gut … Wahrscheinlich weiß es nicht mal, was es ist …
     

Mit der Liebe geht die Tragödie Hand in Hand. Homer und Euripides, Stendhal und Oscar Wilde haben darüber geschrieben. Nun bin ich an der Reihe.
    Bevor ich am eignen Leib erfuhr, was Liebe ist, hielt ich sie für eine spezielle Vergnügung, die schwanzlose Affen im Umgang miteinander pflegen – zusätzlich zum Sex. Dieses Bild hatte sich bei mir durch die vielen Beschreibungen geprägt, denen ich in Versen und Romanen begegnet war. Woher hätte ich wissen sollen, dass Schriftsteller die Liebe durchaus nicht so beschreiben, wie sie in Wirklichkeit ist, sondern in künstlichen Wortschöpfungen, die auf dem Papier vorteilhafter erscheinen? Ich hielt mich für einen Profi in Sachen Liebe, da ich sie seit Jahrhunderten anderen suggerierte. Aber mit einer B-29 Hiroshima anfliegen oder den Bomber vom Stadtzentrum aus auf sich zukommen sehen, das ist eben zweierlei.
    Die Liebe war ganz anders, als über sie geschrieben wird. Sie war der Lächerlichkeit näher als dem Ernst – was aber nicht hieß, dass man sie auf die leichte Schulter nehmen konnte. Sie ähnelte keinem Rausch (ein sehr gängiger Vergleich in der Literatur!), doch mit Nüchternheit hatte sie erst recht nichts zu tun. Es war nicht so, dass ich die Welt anders wahrgenommen hätte: Alexander war für mich kein Zauberprinz im schwarzen Maybach. Ich registrierte alle seine gruseligen Seiten, doch konnten diese – wie seltsam! – seinen Charme in meinen Augen nur verstärken. Selbst mit seinen ungereimten politischen Ansichten fand mein Verstand sich ab und wollte eine raue, nördliche Urwüchsigkeit darin erkennen.
    Ein Sinn ging dieser Liebe völlig ab. Doch dafür gab sie allem Übrigen Sinn. Sie machte mir das Herz leicht und leer wie ein Luftballon. Ich begriff nicht, was mit mir vorging. Und das war kein besonderer Unverstand – es gab an diesem Vorgang einfach nichts zu verstehen. Man könnte einwenden, eine solche Liebe wäre seicht. Aber etwas, das Tiefe aufweist, ist keine Liebe mehr, denke ich. Es ist Berechnung oder Schizophrenie.
    Selbst hätte ich nicht zu sagen gewagt, was Liebe ist – ähnlich wie Gott lässt sie sich wohl nur apophatisch definieren: durch das, was sie nicht ist. Aber auch die Apophase wäre der falsche Weg, denn sie ist alles. Und Schriftsteller, die über die Liebe schreiben, sind gerissene Gauner, allen voran Lew Tolstoi mit einem Knüppel namens Kreutzersonate in Händen. Pardon: Ich

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