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Das heilige Buch der Werwölfe

Das heilige Buch der Werwölfe

Titel: Das heilige Buch der Werwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Pelewin
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ehrlich sein soll, kann ich gar nicht sagen, was mir gleichgültiger ist: der Anblick der Dinge oder die Meinung der Leute um mich her. Das eine wie das andere gehört viel zu schnell der Vergangenheit an, als dass ich mich darüber heißmachen könnte, wie man so schön sagt.«
    »Eine Pennerhütte«, zog Michalytsch seine Bilanz. »Weiß der Revierförster von dem Loch?«
    »Wollen Sies ihm stecken?«
    »Kommt ganz auf dein Benehmen an. Gehen wir!«
    Bis zum Auto liefen wir schweigend, außer dass Michalytsch zweimal lästerlich fluchte: einmal, als er sich durch einen Spalt zwischen zwei Sperrholzplatten zwängen musste, das zweite Mal beim Tauchen durch ein Absperrgitter.
    »Könnten Sie bitte das Fluchen sein lassen?«, bat ich.
    »Ich hab mir den Ärmel zerrissen! Wie kommst du hier mit deinem Fahrrad durch, sag mal?«
    »Ich lasse es im Sommer draußen stehen, ganz einfach. Wer kriecht schon bis hier rein.«
    »Das ist wahr«, sagte er.
    Das Auto stand außerhalb des Stadiongeländes. Man durfte also hoffen, dass Michalytschs Besuch unbemerkt geblieben war. Obwohl: Was machte das aus? Die Leute in der Umgebung würden noch in hundert Jahren nichts gemerkt haben. Michalytsch und seine Firma hingegen waren nun im Bilde. Die bekam ich nicht so leicht wieder los. Werd mir wohl wieder eine neue Bleibe suchen müssen, dachte ich. Das hatten wir schon …
    Wir waren schon ein Stück gefahren, da hielt Michalytsch mir plötzlich eine langstielige rote Rose hin. Ich hätte nicht sagen können, wo und wie er sie hervorgezogen hatte, so überraschend geschah es. Die Blüte hatte sich erst vor kurzem geöffnet, man sah noch die Tautropfen glänzen.
    »Danke«, sagte ich und nahm die Blume entgegen. »Sehr aufmerksam. Aber lassen Sie sich gesagt sein, dass zwischen uns beiden bestimmt nichts …«
    »Die ist nicht von mir«, fiel er mir ins Wort. »Der Chef bat sie zu überreichen. Damit du unterwegs drüber nachdenken kannst, was sie bedeutet, hat er gesagt.«
    »Gut«, sagte ich, »wird gemacht. In was für einem Gerät haben Sie mich eigentlich gesehen?«
    Er griff sich in die Jacketttasche und zog einen kleinen Apparat hervor, eine Art Zigarettenetui mit Display, wie bei einer Digitalkamera. Das Etui hatte mehrere Knöpfe, sah ansonsten eher nichtssagend aus.
    »Ein Peilgerät.«
    »Und was peilt es?«
    »Signale. Gib mal deine Handtasche.«
    Ich reichte sie ihm. An der nächsten Ampel ergriff er ihren Riemen, drehte ihn um und zeigte mir einen kleinen Kreis aus dunkler Folie, kleiner als ein Kopekenstück. Sehr dünn, mit Klebeschicht. Ich hätte ihn nie bemerkt oder für irgendein Firmenlabel gehalten.
    »Wann haben Sie mir das angeklebt?«
    »Wie wir ins Zimmer gingen, um Champagner zu trinken«, sagte er und grinste.
    »Und wozu? Bin ich denn dermaßen interessant für euch?«
    »Ach, doch«, sagte er. »Aber das ist nicht mehr mein Job. Der Chef übernimmt. Er wird dir auf die Schliche kommen, verlass dich drauf. Da haben wir schon ganz andere durchschaut. Ich hab ihm übrigens gesagt, was du so treibst.«
    Was hier vor sich ging, war entschieden nicht mehr nach meinem Geschmack. Doch es war bereits zu spät, mich abzuseilen: Wir näherten uns dem Haus, das ich schon kannte. Das Auto überquerte den Hof und fuhr in das Metalltor der Garage ein, das sich umgehend wieder schloss und uns von der Außenwelt abschnitt.
    »Steig aus, wir sind da.«
    Als Michalytsch nach draußen gekrochen war, legte ich die Rose auf seinen Sitz: Der dicke, dornige Stiel hob sich in der Farbe kaum ab, es bestanden gute Aussichten, dass Michalytsch seinen kräftigen Hintern mit Schwung darauf niedergehen ließ.
    »Schuhe ausziehen«, sagte er, als ich ausgestiegen war.
    »Was denn, gehts zur Hinrichtung?«
    »Das werden wir sehen«, brummte er. »Dort vorne am Fahrstuhl sind Hausschuhe.«
    Ich schaute mich um. Das kreisrunde Loch in der Decke, die Eisenstange, die Wendeltreppe – es war der Ort, den ich schon kannte. Doch jetzt brannte Licht in der Garage, und ich sah die Fahrstuhltür, die ich beim letzten Mal nicht bemerkt hatte. Davor standen mehrere unterschiedliche Paar Hausschuhe. Ich wählte ein Paar blaue Latschen mit runden Pompons, weil sie einen so rührend hilflosen Eindruck machten: Wer ihre Trägerin kränkte, musste ein Unmensch sein.
    Die Fahrstuhltür öffnete sich, Michalytsch ließ mir mit einer Geste den Vortritt. Am Schaltbrett zwei große dreieckige Knöpfe, zusammen bildeten sie einen Rhombus. Michalytsch drückte

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