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Das helle Gesicht

Das helle Gesicht

Titel: Das helle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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geschlachtet. Er geht in den Kampf gegen Doug. Alle Mittel sind erlaubt. Das kapiert ein solcher Hengst sofort.«
    Harry biß die Zähne aufeinander. »Kojoten und Stinktiere. Ich hab’s dir gesagt, Ite-ska-wih.«
    Die Frage war nun, was für ein Pferd Hanska für seinen Ritt erhalten sollte und wie die Reihenfolge eingerichtet werden würde. Noch mußte man warten, denn das Steer-wrestling begann eben erst. Im allgemeinen ein Ochse, nach der Tradition von New City aber ein junger Stier wurde auf die gleiche Weise in die Arena gejagt wie zuvor die Kälber. Es flankierten ihn zwei Reiter rechts und links, so daß er nicht ausbrechen konnte. Der eine der beiden Reiter mußte sich vom Pferd auf den Stier werfen, ihn bei den Hörnern packen, abspringen und dem Tier überraschend den Kopf drehen, so daß es sich fallen lassen mußte, um nicht das Genick zu brechen. Inya-he-yukan, Robert und Percival hatten diese schwere Kraft- und Geschicklichkeitsprobe durchgestanden. Unter den Teilnehmern, die jetzt antraten, versagte die Hälfte ganz, ein weiterer, weil er die Zeit nicht einhielt. Die übrigen teilten die Preise unter sich. Es war aufregend gewesen, dem Kampf zuzusehen, aber die Gedanken in Ite-ska-wihs Gruppe liefen weg, voraus zu Bronc mit Sattel.
    An den großen Programmtafeln erschienen die Nummern. Douglas hatte den fünften Ritt, »Joe Bighorn« den letzten, den neunten. Der gesamte Rodeo war eines der kleinen lokalen Rodeos, die nicht eine Woche in Anspruch nehmen, sondern nur einen Nachmittag, und auf dem auch nicht alle möglichen Wettbewerbe gezeigt wurden; das Wagenrennen fehlte immer, an diesem Tage fand auch kein Bullreiten und kein Damenreiten statt. Bronc mit Sattel war der Höhepunkt und Abschluß.
    Larissa hatte sich wieder auf der Tribüne bei Percival eingefunden. Doug sollte nicht denken, daß sie etwa auf ihn allein angewiesen sei. In dieser Richtung vermutete Ite-ska-wih Larissas Gedankengang. Wenn Bill Krause noch einmal gefragt hätte: »Was ist denn das für eine?«, so würde Ite-ska-wih nicht mehr geantwortet haben, eine aus dem Vielerlei der Menschen. Sie würde gedacht und gesagt haben: »Eine von denen, die nicht anders können als böse sein; das Gute ist ihnen nicht gegeben, weil sie immerfort an sich selbst denken müssen«.
    Für Bronc mit Sattel waren von den Managern ebenso wie für Bronc sattellos zwei bekannte Professionals gewonnen worden, die die ersten beiden Ritte hatten und Maßstäbe für den Preisrichter setzen sollten. Die beiden Helfer befanden sich schon in der Arena. Das erste Pferd tobte aus der Box heraus. Sein Reiter war ihm gewachsen, parierte in seiner Haltung schnell und geschickt, machte die Zeit – acht Sekunden – und wurde von den beiden Helfern vom Pferderücken geholt. Das Tier stand friedlich in der Arena, nachdem der aufreizende Lendenriemen gelockert war. Nicht alle, aber doch die meisten möglichen Punkte hatte der Reiter gewonnen. Ähnlich verlief der zweite Ritt. Die beiden folgenden Reiter waren in ihren Leistungen sichtlich schwächer, blieben aber ebenfalls oben, es gelang den Pferden nicht, sie abzuwerfen. Man hätte den Verlauf fast ruhig nennen können.
    Nr. 5, Douglas, war an der Reihe. Ite-ska-wih und ihre ganze Gruppe standen auf. Krause lief hinter Harry bis zum Arenazaun, um in nächster Nähe von allem zu sein, was sich abspielen konnte. Larissa war von der Tribüne verschwunden. Wahrscheinlich hing sie auch am Zaun – ja, Margret entdeckte sie. Percival stand in der untersten Tribünenreihe, die wenig besetzt war.
    Doug saß auf der Bretterwand der Box, hängte seine langen Beine in die Box hinein. Er war leicht zu erkennen im rotkarierten Hemd, mit seiner großen Gestalt, den breiten Schultern, dem hellen Cowboyhut. Auf das Zeichen zum Beginn des Kampfes hin ließ er sich auf den Rappen herabfallen, seine Stiefel glitten rechtzeitig in die Steigbügel; er saß fest, als die Tür aufgerissen wurde und die beiden Stallknechte zu Fuß mit zwei Sätzen nach rechts und links davonstoben, um nicht unter die Hufe des wütend hervorbrechenden Hengstes zu kommen.
    Der Rodeosattel von spezieller Konstruktion, schwerer und enger an den Pferdekörper anschließend als ein üblicher Reitsattel, mit besonders starkem Gurt, rutschte nicht, trotz aller heftigen Bewegungen des Tieres. Doug riß mit seinen scharfen Sporen roh in die Weichen des Hengstes, die schon bluteten. Der Rappe war steil gestiegen, hatte nach hinten hoch ausgeschlagen, aber den

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