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Das helle Gesicht

Das helle Gesicht

Titel: Das helle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Ite-ska-wih gegangen. Dort saß die schluchzende Larissa. Sie hatte versucht, sich trostsuchend an Ite-ska-wih anzuschmiegen-, aber diese war zurückgezuckt und hatte Larissa sich selbst überlassen. Margret war eben dabei, das Mädchen wegzuführen, damit es allen aus den Augen kam. Larissa hatte verspielt.
    »Wie helfen wir jetzt Percival?« fragte Ite-ska-wih, ohne mit einem Wort darüber zu sprechen, wie sehr die Vorgänge sie selbst erschüttert hatten.
    »Krause und Rex sind schon zur Polizei unterwegs, um ihn loszueisen, damit er zu uns zurückkehren kann. Krause wird ihn begleiten, nicht aus den Augen lassen.«
    »Das schwarze Pferd?«
    »Habe ich schon gekauft, Ite-ska-wih.« Hanska lächelte. »Für hundertfünfzig Dollar, ein Spottpreis. Ist es dir recht? Sie wollten es erschießen oder kastrieren, stritten sich und waren froh, daß ich es nahm.«
    »Das Tier ist wie ein Lamm, wenn du und Harry es führen. Ich kann es auch lieben. Es war kein Teufel, wie sie jetzt alle sagen. Es hat sich nur gewehrt.«
    »Du weißt es, Ite-ska-wih. Aber für Percival, fürchte ich, war das heute zuviel. Bye! Ich muß zurück. Ich habe noch einen Ritt.« Hanska verschwand wieder.
    Ite-ska-wih zitterte noch, obgleich sie sehr ruhig gesprochen hatte. Harry rannte herbei. Am liebsten hätte er Ite-ska-wih aus Freude umarmt. »Ite-ska-wih, der Schwarze hat über den Bösen gesiegt! Hast du alles gesehen? Doug hätte ihm mit seinen Sporen fast noch den Leib aufgerissen. Aber nun kommt er zu uns, ich darf ihn reiten. O Ite-ska-wih!«
    Die Nummern der nächsten Ritte erschienen auf den hohen Tafeln, als ob nichts geschehen sei. Von den nur noch sehr dünn besetzten Tribünen waren die Damen Carson und Bilkins verschwunden. Aber Lehrer Ball, bisher nicht beachtet, saß dort.
    Die nächsten drei Ritte verliefen glimpflich. Zwei Reiter machten die Zeit ohne glänzende Leistungen; der dritte stürzte, aber Eivie konnte keine gefährlichen Verletzungen feststellen; nach ein paar Tagen würde er das Krankenhaus wieder verlassen können.
    Hanska rettete mit einem elegant wirkenden Kampf auf einem rodeotrainierten Pferd den Abschlußeindruck dieser Wettkämpfe, die das Jahr über von sich reden machen würden.
    Mac Donald riskierte es, ihm zum drittenmal einen ersten Platz zu geben, unter mehr Zustimmung im Publikum als zuvor, denn man stand noch unter dem Eindruck, wie Hanska nach dem schauerlichen Ablauf von Dougs Ritt die Lage gemeistert hatte.
    Krause und Rex kamen zurück, als die Zuschauermenge sich auflöste, abströmte und ihre Wagen die Straße verstopften. Auch der Parkplatz hatte sich schon fast ganz geleert. Die Gruppe fand sich beim Wagen zusammen. Krause und Rex hatten Percival mitgebracht.
    »Wenn er ein Vierteljahr lang nicht mehr auffällt, ist die Sache vergessen.« Krause wandte sich an Percival unmittelbar. »Dein Rappe gehört jetzt Harry; du mußt ihn dem Waisenkind lassen. Er braucht das Pferd, verstehst du? Hanska hat es ihm gekauft. Bleib du bei deinem Grauen, sonst kannst du Robert nicht mehr in die Augen sehen.«
    Krause sprach von Robert, als ob er noch lebe. Er hatte sich in seiner Einsamkeit daran gewöhnt, mit Toten wie mit Lebenden zu reden.
    Da Percival in seinem zerschnittenen Gesicht die Muskeln kaum bewegen und die Miene nicht wechseln konnte, versuchte er sich ohne Worte mit der Hand verständlich zu machen. Er ballte die Faust, öffnete sie und machte eine streichelnd-abschließende Bewegung. Er war einverstanden.
    Die Gruppe stand noch mit Margret und ihren Kindern bei dem Wagen, als Ball auftauchte. Hanska hatte den sattellosen Rappen am Zügel. Harry rieb das schweißnasse, struppig aussehende Fell glatt. Ein zweiter Eimer Wasser zum Saufen stand bereit.
    »Wie bringt ihr dieses prächtige Geschöpf auf eure Ranch?« fragte Rex. »Gut gebaut ist er und Sehnen hat er, Mann! Braucht ihr einen Transportwagen?«
    »Aber nein«, Hanska war verwundert über den Vorschlag. »Percival und Harry reiten den Hengst heimwärts. Vorher bekommt er noch zu fressen; die Kinder holen schon Hafer, den ich mir ausbedungen habe. Sattel brauchen wir nicht; gegen Sattel hat der Schwarze heute was.«
    »Und ihr selbst?«
    »Von New City haben wir erst mal wieder genug. Ich fahre Ite-ska-wih und Mary mit dem Jaguar heim zum Blockhaus. Margret und die Kinder laufen zurück zu ihrer Hütte. Hau.«
    Man verabschiedete sich mit einem guten Zusammengehörigkeitsgefühl, ohne Formalitäten. Ball, der vorsichtig, in weitem

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